Wie schlecht geht es den deutschen Autohändlern?

Wie schlecht geht es den deutschen Autohändlern?
Copyright ©

shutterstock / 1214543995

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 2 min

Während viele Autohersteller inzwischen wieder ordentliche Gewinne verbuchen, herrscht bei vielen Autohändlern Krisenstimmung, berichtet der Business Insider (BI). „Der Autohandel ist kaputt“, wird dabei unter anderem ein Händler zitiert. Der BI hatte sich mit einigen ausgewählten der mehr als 36.000 Autohäuser in Deutschland über die Stimmungslage unterhalten. Inwiefern dieser Querschnitt repräsentativ ist, ist dabei jedoch nicht klar. Offensichtlich ist aber: Egal, bei welcher Marke die Journalisten nachfragten, auf äußerst positive Stimmung trafen sie nicht.

Die Befragung der Händler, aus der nun offenbar eine ganze BI-Serie werden soll, verlief demnach anonym. So berichtet ein Ehepaar mit Renault– und Dacia-Vertragswerkstatt, dass das Gleichgewicht von Geben und Nehmen sich in den vergangenen Jahren immer mehr zum Nachteil der Händler entwickelt habe. Zudem hätten die qualitativen Ansprüche nachgelassen: „Mit meinem Verständnis von akkurater Arbeit hat die heutige Praxis immer weniger zu tun.“ Ein Mazda-Händler stellt im Gespräch mit dem BI fest, dass er am liebsten alles hinschmeißen würde.

„Fürstlich entlohnte Eierköpfe“

Ein weiterer Händler und offensichtlicher Freund kerniger Worte sagte: „Viel zu oft basteln fürstlich entlohnte Eierköpfe in den Elfenbeintürmen der Autohersteller an Lösungen für Probleme, die uns gar nicht sonderlich drücken – oder schreiben uns Richtlinien vor, die an der Realität völlig vorbeigehen.“ Viele Händler berichten demnach, dass ihnen – auch wegen des Wandels hin zur Elektromobilität – immer wieder hohe Kosten für Fortbildungen, technische Ausrüstung oder Werkstatterweiterungen als Bedingung für die weitere Zusammenarbeit von den Herstellern aufgedrückt werden, die dafür nötigen Summen aber inzwischen kaum noch zu erwirtschaften seien.

Als besagtes Ehepaar entschieden hätte, das Autohaus aufzugeben, sei es seit Bekanntwerden vom Hersteller regelrecht drangsaliert worden. Immer wieder sei es nötig gewesen, Regresspflichten seitens Renault akribisch belegen zu müssen, weil man sich dort mit Händen und Füßen dagegen gewehrt habe. Und auch der Kontakt zu Kunden werde zunehmend ungemütlicher, berichtete ein Ford-Händler. So sei es inzwischen häufig der Fall, dass diese bei Unstimmigkeiten auf ihre Rechtschutzversicherung verweisen würden und mit Klage drohten.

Schreckt die Serie die Hersteller auf?

Die ausführlichen Gespräche mit den Händlern will der Business Insider offenbar in den kommenden Wochen als einzelne Serienteile veröffentlichen. Dem Leser angekündigt werden Enthüllungen, wie es im Autohandel wirklich läuft. Schon die Eröffnung der Serie scheint die Hersteller aufzuschrecken, denn als Anmerkung ist ein Vermerk von Mazda angefügt, deren Presseabteilung den Darstellungen eines Händlers zu früheren Vertriebspraktiken widerspricht.

Quelle: Business Insider – „Der Autohandel ist kaputt: Autohaus-Besitzer packen aus und greifen fürstlich entlohnte Eierköpfe bei Herstellern wie VW, Mazda oder Renault an“

worthy pixel img
Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

Artikel teilen:

Wird geladen...

Ähnliche Artikel

Diese 7 E-Autos waren 2025 die Könige unserer Toplisten

Diese 7 E-Autos waren 2025 die Könige unserer Toplisten

Daniel Krenzer  —  

Regelmäßig betrachten wir in unseren Toplisten unterschiedliche Tugenden von E-Autos – welche tauchten dort 2025 in Summe wohl am häufigsten auf?

Renault Rekordfahrt: 7,8 kWh Verbrauch bei mehr als 100 km/h

Renault Rekordfahrt: 7,8 kWh Verbrauch bei mehr als 100 km/h

Michael Neißendorfer  —  

Mit einer ungewöhnlichen Rekordfahrt hat Renault kurz vor Jahresschluss die Leistungsfähigkeit moderner Elektromobilität unter Beweis gestellt.

BYD Atto 2 PHEV: Kompakt-SUV mit klarer Hybrid-Strategie

BYD Atto 2 PHEV: Kompakt-SUV mit klarer Hybrid-Strategie

Wolfgang Gomoll  —  

BYD bringt den Atto 2 als Plug-in-Hybrid nach Europa. Bis zu 1000 km Reichweite sollen ihn für Diesel-Fahrer interessant machen. Wir sind ihn gefahren.

Das ändert sich 2026 für Autofahrer

Das ändert sich 2026 für Autofahrer

Michael Neißendorfer  —  

In Deutschland wie auch im Ausland gibt es einige Dinge, die Autofahrer beachten sollten. Manch Verbrenner-Fahrer dürfte sich Gedanken über Spritkosten machen.

Elektro-Remake einer Ikone: Morris JE soll nun tatsächlich produziert werden

Elektro-Remake einer Ikone: Morris JE soll nun tatsächlich produziert werden

Michael Neißendorfer  —  

Nach mehreren Verzögerungen soll der Morris JE nun tatsächlich produziert werden. Dank einer Förderung der walisischen Regierung.

Endlich zu Hause laden: Unser Weg zur eigenen Wallbox

Endlich zu Hause laden: Unser Weg zur eigenen Wallbox

Sebastian Henßler  —  

Vom öffentlichen Laden zur eigenen Wallbox: Warum private Ladeinfrastruktur mehr Planung erfordert als gedacht – und warum 11 kW im Alltag oft reichen.