Was einst als Veranstaltung für einen kleinen Kreis von Kunden begann, ist heute die größte Kundenveranstaltung der Sparte Automotive Technologies von Schaeffler, so das Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung. Auf dem diesjährigen 12. Schaeffler Kolloquium hat der Automobil- und Industriezulieferer gut 300 Kunden aus Europa und Übersee seine neuesten Technologien für die Zukunft einer nachhaltigen, effizienten und komfortablen Mobilität vorgestellt. Im Fokus standen dabei Innovationen aus den Bereichen Elektromobilität, Fahrwerksysteme und Wasserstoffantriebe. Das alle vier Jahre stattfindende Kundenevent wird weltweit durchgeführt und beginnt in Bühl, dem Hauptsitz der Sparte Automotive Technologies. Im Laufe des Jahres folgen weitere Veranstaltungen in Detroit und San Jose (beide USA), Changsha (China) und Yokohama (Japan).
Die laut Schaeffler „erfolgreiche Transformation des Automobilgeschäfts“ belegen die Auftragseingänge in Höhe von 2 Milliarden Euro im ersten Quartal 2022 alleine für den Unternehmensbereich E-Mobilität. Im Jahr 2021 wurden bereits Elektromobilitätsprojekte im Wert von 3,2 Milliarden Euro akquiriert. Somit ergibt sich ein Orderwert für die E-Mobilität von mehr als 5 Milliarden Euro innerhalb von 15 Monaten. Mit elektrifizierten Antrieben erwirtschaftete Schaeffler im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von mehr als 1 Milliarde Euro, rund 20 Prozent mehr als noch im Vorjahr 2020.
Schaeffler entwickelt und fertigt CO2-effiziente Antriebe
Das Unternehmen bietet seinen Kunden eine breite Angebotspalette verschiedener Antriebslösungen. Elektrifizierte Antriebe zählen seit 2018 zum Kerngeschäft. In diesem Bereich arbeiten weltweit 2000 Mitarbeitende in der Forschung und Entwicklung. „Unser Ziel ist es, Mobilität effizienter und klimaschonender zu machen“, sagt Matthias Zink, Vorstand Automotive Technologies der Schaeffler AG. „Mit den Entwicklungen der letzten Jahre machen wir den bislang größten technologischen Sprung in Richtung Mobilität der Zukunft“.
Ein Großteil des künftigen Geschäfts mit E-Antrieben entfällt demnach auf elektrische Achsantriebe. Ein Beispiel dafür ist die neue 4in1-E-Achse. Sie vereint die vier Bestandteile Motor, Getriebe, Leistungselektronik und Thermomanagement zu einem Gesamtsystem. Durch den hohen Integrationsgrad der Teilsysteme in Verbindung mit einer intelligenten Regelung soll die vorhandene thermische Energie im Fahrzeug effizienter genutzt werden können. Das bedeute eine höhere Reichweite und mehr Komfort für Fahrzeuginsassen.
Das Herzstück jedes E-Antriebs sind Elektromotoren. Schaeffler stellte hierzu auf dem Kolloquium zahlreiche Neuerungen vor: Prozessinnovationen wie eine weiterentwickelte Wellenwicklung sollen es ermöglichen, den Wirkungsgrad aktueller Radialflussmaschinen weiter zu steigern. Mit der Entwicklung einer neuen Axialflussmaschine könne das Unternehmen zudem elektrische Antriebe mit einer sehr hohen volumetrischen Leistungsdichte realisieren. Damit will Schaeffler noch mehr Antriebseffizienz erreichen.
Bereits im Jahr 2018 hatte Schaeffler mit der Akquisition der Elmotec Statomat Holding GmbH die strategischen Weichen für seine innovativen Elektromotoren gestellt: Das Unternehmen aus Karben ist ein weltweit führender Hersteller von Fertigungsmaschinen für den Bau von E-Motoren in Großserie und verfügt über hohe Kompetenz im Bereich der Wickeltechnologie. Schaeffler fertigt Komponenten und Systeme für die elektrifizierte Mobilität an mehreren Standorten auf der ganzen Welt, wie Szombathely (Ungarn), Taicang (China) und Wooster (USA). In Bühl entsteht gerade ein neues weltweites Leitwerk für Elektromotoren. In den vergangenen 30 Monaten von September 2019 bis März 2022 konnten zudem rund 630 Mitarbeitende der Sparte Automotive Technologies für die E-Mobilität weiterqualifiziert werden.
Innovative Fahrwerkstechnologien ermöglichen automatisiertes Fahren
Neben CO2-effizienten Antrieben gestaltet Schaeffler den Wandel der Mobilität mit neuen Fahrwerksanwendungen, die beispielsweise das hochautomatisierte Fahren ermöglichen sollen. Hierzu gehört die Steer-by-Wire-Technologie. Bei dieser Lenkungstechnologie der Zukunft entfällt die starre Verbindung zwischen Lenkrad und Lenkgetriebe komplett. Das ermöglicht künftig auch neue Freiheiten zur Gestaltung des Fahrzeuginnenraumes.
Zudem zeigte Schaeffler auf der Veranstaltung in Bühl sein Rolling Chassis, eine skalierbare Plattform für neue, fahrerlose Mobilitätslösungen. Diese entwickelt das Unternehmen mit dem Joint Venture Schaeffler Paravan Technologies. Universell einsetzbar soll es gänzlich neue Formen autonomer Mobilität bieten: von Personen-, Logistik- bis hin zu Serviceanwendungen wie Reinigungsmaschinen. Durch unterschiedliche Kombinationen der Antriebs- und Lenkungssysteme sollen zudem zahlreiche Kundenanforderungen hinsichtlich Manövrierbarkeit und Leistung erfüllt werden.
Joint Venture Innoplate startet 2024 mit der Produktion von Bipolarplatten
Schaeffler setzt bei der Mobilität der Zukunft auch auf die Wasserstofftechnologie und bietet künftig mit Bipolarplatten für Brennstoffzellen-Stacks die entsprechenden Komponenten. Dazu gründet das Unternehmen das Joint Venture Innoplate. Partner ist Symbio, ein Gemeinschaftsunternehmen von Faurecia und Michelin für Wasserstofftechnologie.
Innoplate soll ab Anfang 2024 Bipolarplatten in Großserie fertigen. Dadurch sollen Kunden zukünftig in diesem Bereich von erhöhter Leistung, größeren Kapazitäten und Skaleneffekten profitieren. Schaeffler entwickelt die Platten sowie die innovativen Fertigungsprozesse bereits seit 2017. Auf dem Schaeffler Kolloquium kommen sie erstmals in einem Demonstrationsfahrzeug zum Einsatz, das Schaeffler auf Basis eines Elektro-Transporters vollkommen neu aufgebaut hat. Das Auto wird nun von einer 3in1-E-Achse und einem Brennstoffzellensystem des Unternehmens angetrieben.
Quelle: Schaeffer – Pressemitteilung vom 29.06.2022