Europa blickt im Oktober 2019 auf eine ruhigere Phase der Elektroauto-Märkte zurück. Dies sollte allerdings keineswegs als einleitendes Zeichen für einen Rückgang des Marktes zu deuten sein. Vielmehr als Verschnaufpause auf dem Weg für 2020 richtig Fahrt aufzunehmen.
Die vier großen globalen Märkte verzeichnen im Oktober ein Zulassungsrückgang
Zur Einordung: Seit September 2018 brachte man es im Oktober diesen Jahres auf das geringste Wachstum mit 32 Prozent Steigerung gegenüber dem Vorjahresmonat. Dennoch steht man derzeit mit 271.584 abgesetzten Fahrzeugen bis Ende Oktober 2019 148.633 Fahrzeugen im gleichen Vorjahreszeitraum gegenüber. Das Wachstum gegenüber dem Vorjahr lässt sich somit mit 82,7 Prozent einordnen.
Die kombinierten Pkw-Zulassungen der vier großen globalen Märkte im Oktober in Westeuropa, China, den USA und Japan sanken um ein Drittel (- 33,3 Prozent) gegenüber dem entsprechenden Monat des Vorjahres. Man erreichte im Oktober 104.700 Zulassungen, gegenüber 157.000 im Vorjahr. Dabei ist anzumerken, dass Westeuropa der noch einzige wachsenden Markt im Oktober war.
In absoluten Zahlen betrachtet, brachte es China auf 750.000 Fahrzeuge von Januar bis Oktober 2019 – im Vorjahreszeitraum lag man bei 652.400 Einheiten und kann somit ein Wachstum von 15 Prozent verzeichnen. Man leidet hierbei deutlich unter dem Subventionsrückgang der Regierung. Über Europas Wachstum hatten wir uns bereits eingangs ausgelassen. Deutlich geringer viel dies mit 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum in den USA aus. Brachte man es dort bis Ende Oktober auf 194.700 Fahrzeuge, gegenüber 180.810 im Vorjahreszeitraum. Japan reiht sich mit 18.282 (Vorjahr 23.749) Autos am Ende des Rankings ein und bringt es mit – 23 Prozent auf ein negatives Wachstum.
Europa bremst sich durch CO2-Emissionsgrenze selbst aus
Das Wachstum in Europa ist vorhanden, verlangsamt sich derzeit aber aus einer Vielzahl von Gründen. Angeführt durch die eher geringe Auswahl an E-Autos, sowie der derzeit nicht vorhandenen Lieferfähigkeit der Hersteller. Wobei dies durchaus bewusst in Kauf genommen wird, um durch den zu erwartenden, steigenden Absatz in 2020 von den dann geringeren CO2-Flottendurchschnitten zu profitieren.
Im Dezember 2018 hat man sich in der EU auf neue CO2-Grenzwerte für Pkw für die Zeit nach 2020 verständigt. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen von Neuwagen um 37,5 Prozent gegenüber 2021 sinken. Ab 2020 gilt ein Grenzwert von 95g CO2/km für alle neu zugelassenen Pkw. Eine Tatsache, welche zu einem explosionsartigem Wachstum am Elektromobilitätsmarkt im Quartal 01/2020 führen wird. Laut einem bekannten Automobil-Analysten wird mit einer deutlichen Steigerung des Absatzes in Europa für 2020 gerechnet.
Großbritannien stärkt Nachfrage nach E-Autos und Plug-In-Hybride
Insbesondere das Vereinigte Königreich gilt in den Europa als Wachstumstreiber in puncto E-Mobilität. Dies lässt sich damit begründen, dass der so genannte Sachleistungssatz – der Prozentsatz des Listenpreises des Fahrzeugs, der zu einem jährlichen zu versteuernden Einkommen hinzuaddiert werden muss- für Fahrer von Firmenwagen deutlich gesenkt wird. Dieser soll im April 2020 von derzeit 16 Prozent auf Null-Prozent gesenkt werden.
Dies hat bereits in den vergangenen Märkten dazu geführt, dass der E-Auto-Markt in Großbritannien beständig wächst. Die Bekanntgabe dieser Veränderung hat ebenfalls dazu geführt, dass Firmenwagenfahrer, die vor der Entscheidung stehen ihre Leasingverträge zu erneuern, sich jetzt für Elektroautos und Plug-In-Hybride entscheiden. Bei PHEVs wird der Sachleistungssatz von derzeit 16 Prozent auf drei bis 12 Prozent gesenkt.
Dass sich dieser Umstieg lohnt zeigt das Beispiel eines britischen Firmenwagenfahrer, der kürzlich sein Fahrzeug gegen einen Audi e-tron ausgetauscht habe. Ausschlaggebend waren die steuerlichen Gründe. So zahle er gerne jeden Monat 200 GBP mehr Leasingaufwand für ein hochwertigeres Fahrzeug – Listenpreis doppelt so teuer wie sein alter Toyota Prius – da die jährliche Steuerersparnis von 2.000 GBP dieses Premiumprodukt subventioniert.
Niederlande lässt Absatzrückgang ab 2020 erwarten
Den starken Absatz im Jahr 2019 in den Niederlanden wird man 2020 aber voraussichtlich wohl nicht mehr halten können. Denn dann greifen Veränderungen bei Steuer, Subventionen und Co., welche E-Autos unattraktiver werden lassen. Im Detail liegt dies daran, dass der derzeitige Steuerbeitrag von 4 Prozent Benefit-in-Kind (BiK) für Elektroauto-Firmenwagen bis 2020 auf 8 Prozent steigt und die Preisobergrenze auf 5.000 bis 45.000 Euro fällt. Dann werden die Steuersätze für E-Autos, die über 45.000 Euro kosten, auf das Niveau von 22 Prozent für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor steigen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass fortan 22 Prozent des Wertes des E-Fahrzeugs zum jährlichen zu versteuernden Einkommen hinzugerechnet werden muss.
Somit lässt sich festhalten, 2020 wird der Absatz von E-Autos insbesondere in den Niederlande – welcher durch das Tesla Model 3 bestimmt war – abflachen. In Großbritannien dafür aber weiter an Fahrt aufnehmen. Der BREXIT wird für die Zukunft des britischen Automobilmarktes eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend wird sein, ob die Hersteller dann noch offen dafür sind, den britischen Markt mit Elektroautos und Plug-In-Hybriden zu priorisieren, wenn sie nicht Teil einer EU-Flottendurchschnittsberechnung sind, obwohl das Vereinigte Königreich angegeben hat, dass sie im Falle eines No-Deals die CO2-Grenzwerte der EU in seine eigene Gesetzgebung einbeziehen werden.
Deutschland wird ebenfalls zum E-Auto-Wachstum beitragen
Derzeit wird erwartet, dass Norwegen sich im letzten Jahr befindet, indem man die Absatztabelle der Elektroautos-Autos in Europa anführt, ab 2020 wird Deutschland voraussichtlich der größte E-Auto-Markt Europas werden. Ausschlaggebend wird auch hier die Förderung von E-Autos und Plug-In-Hybride durch die Politik sein. Künftig gibt es mehr Geld, wenn ein E-Auto unter einem Listenpreis von 40.000 Euro erworben wird. 6.000 Euro statt 4.000 Euro soll man nun vom Kaufpreis erstattet bekommen.
Bei Plug-In-Hybride in dieser Preisklasse gibt es künftig 4.500 Euro statt 3.000 Euro. Für Elektroautos mit einem Listenpreis über 40.000 Euro soll der Zuschuss für reine E-Autos künftig bei 5.000 Euro liegen, für Plug-in-Hybride bei 4.000 Euro. Bisher werden Elektroautos nur bis zu einem Netto-Listenpreis von 60.000 Euro gefördert. Diese Deckelung soll künftig bei 65.000 Euro stattfinden.
Plug-In-Hybride spielen wichtige Rolle für das Erreichen der CO2-Flottenziele
Plug-In-Hybride werden wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der Erreichung der durchschnittlichen CO2-Flottenziele für Automobilhersteller spielen, die daran interessiert sind, so profitabel wie möglich zu bleiben. Daimler hat am Kapitalmarkttag Mitte November angekündigt, die CO2-Ziele für 2020 mit 50.000 PHEVs zu erreichen. Für 2021 geht man gar von einer Verdreifachung des Absatzes auf 150.000 Einheiten aus. Die Basis hat man mit entsprechenden Modellen bereits gelegt. Elektroautos von Mercedes-Benz sollen es im gleichen Jahr auf „nur“ 50.000 Einheiten bringen.
50.000 Plug-In-Hybride für 2020 war auch die Zahl, die Jürgen Stackman, Leiter Marketing und Vertrieb der Marke Volkswagen, Automobil-Analyst Matthias Schmidt gegenüber erwähnt hat. Schaut man nach Frankreich sieht man, dass Plug-In-Hybride eine noch größere Rolle spielen. PSA prognostiziert, dass die Gesamtsumme der PHEV-Zulassungen in den 30 europäischen Märkten bis 2025 die Elektroauto-Zulassungen übertreffen werden: mit prognostizierten 1,93 Millionen (PHEV) bzw. 1,57 Millionen Einheiten (Elektroauto).
Quelle: Matthias Schmidt – West European Electric Car Market Intelligence Monthly Report October 2019