Rosenbauer übergibt mehrere Elektro-Feuerwehrautos

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Rosenbauer

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 6 min

Der österreichische Feuerwehrgerätehersteller Rosenbauer hat in den vergangenen Wochen mehrere rein elektrische Feuerwehrautos ausgeliefert. Darunter eine vollelektrische Drehleiter vom Typ L32A-XS electric an das Landesfeuerwehrkommando Burgenland. Diese wird ab sofort am neuen Stützpunkt für Hubrettungsfahrzeuge in Eisenstadt stationiert, so Rosenbauer in einer aktuellen Mitteilung.

Neben der elektrischen gibt es vor Ort auch eine konventionell angetriebene Drehleiter von Rosenbauer, die auf derselben Technologie basiert und denselben feuerwehrtaktischen Nutzen bietet. Während der Hubrettungsaufbau weitgehend identisch ist, unterscheidet sich das Antriebskonzept deutlich: Drei Elektromotoren, zwei für den Fahrantrieb und einer für den Drehleiterbetrieb, treiben die vollelektrische Drehleiter an. Die Energie dafür kommt aus drei Lithium-Ionen-Akkus mit einer Kapazität von jeweils 66 kWh. Die L32A-XS electric ist auf einem Volvo FE Electric-Chassis aufgebaut.

Ich freue mich, dass das Konzept unserer L32A-XS electric das Landesfeuerwehrkommando Burgenland überzeugt hat. Mit seiner Entscheidung hat es einen ersten Schritt in Richtung e-Mobilität der Zukunft gemacht. Der vollelektrische Antrieb der L32A-XS electric reduziert den Geräuschpegel am Einsatzort deutlich und ermöglicht emissionsfreie Feuerwehreinsätze bei gleicher Sicherheit und Effizienz wie bei einem konventionellen Hubrettungsfahrzeug“, sagt Peter Stadlberger, Vertriebsleiter der Rosenbauer Österreich.

Die L32A-XS electric biete hinsichtlich Leistung, Funktionalität und Zuverlässigkeit die gleichen Vorzüge wie eine konventionelle Drehleiter, betont der Hersteller. Der Drehleiteraufbau ist ab der Schnittstelle zum E-Antrieb vollkommen gleich, was Bewegungsprofil, Arbeitshöhe und Nutzlast des Korbes betrifft.

Der Rettungskorb hat eine Nutzlast von 500 kg (5 Personen) und bietet unter anderem die Möglichkeit, Personen im Rollstuhl gesichert zu befördern. Die Korbfront lässt sich mit wenigen Handgriffen komplett öffnen. Mit der in die Korbstruktur integrierten Wasserführung und einem aufgesteckten Wasserwerfer ist er auch für den Brandeinsatz gerüstet.

Genug Reserven für mehrere Einsätze am Stück

Mit der Batteriekapazität von 198 kWh habe die L32A-XS electric mehr als genug Energie an Bord, um mehrere typische Drehleitereinsätze zuverlässig und unterbrechungsfrei durchführen zu können. So werden beispielsweise bei einem Stadteinsatz mit fünf Kilometern Anfahrt, einem Abstützvorgang, drei Leiterbewegungen und 30 Minuten Lichtmastbetrieb inklusive Rückfahrt nur rund 20 kWh verbraucht. Die Drehleiter verfüge dann immer noch über genügend Restkapazität, mit der einige weitere solcher Einsätze abgearbeitet werden könnten. Ein größerer Einsatz am Land (30 km An- und Abfahrt, zwei Abstützvorgänge, fünf Leiterbewegungen und eine Stunde Lichtmastbetrieb) schlage mit rund 52 kWh zu Buche, womit sich eine Stromreserve für mindestens einen weiteren solchen Einsatz ergibt.

Da im Feuerwehreinsatz die Zuverlässigkeit der Drehleiter von entscheidender Bedeutung ist, sind verschiedene Rückfallebenen der Energieversorgung vorgesehen. Beispielsweise kann die Hochvolt-Batterie, sofern die entsprechende externe Energieversorgung vorhanden ist, auch während des Drehleiterbetriebes geladen werden, falls der Einsatz länger dauert als erwartet und sich der Ladezustand der Batterie dem Ende zuneigt. Das Aufladen der Batteriepakete kann sowohl mit Wechselstrom aus industrieüblichen Starkstromdosen oder an geeigneten Gleichstromladestationen durchgeführt werden.

Elektro-Drehleiter-Rosenbauer
Rosenbauer

Aufgebaut ist die Elektro-Drehleiter auf einem Volvo FE Electric-Chassis. Angetrieben wird sie von zwei Elektromotoren mit zusammen 225 kW Leistung. Für den Leiterbetrieb ist ein zusätzlicher E-Motor als elektrischer Nebenantrieb verbaut.

Fünf vollelektrische Rettungswagen für die Berliner Feuerwehr

Nach erfolgreicher Testphase eines Vorserienfahrzeugs hat die Berliner Feuerwehr im Juni fünf weitere Revolutionary Technology-Fahrzeuge (RT) von Rosenbauer in den Regeldienst übernommen und verfügt damit über die derzeit weltweit größte Flotte an elektrisch betriebenen Löschfahrzeugen. Mit den elektrisch betriebenen Löschfahrzeugen der Klasse E-HLF setzt die Berliner Feuerwehr bewusst auf die Kombination aus moderner Technologie, hohem einsatztaktischen Wert und nachhaltigem Umweltschutz.

Bereits im Jahr 2020 hat die Berliner Feuerwehr als eine der ersten Feuerwehren weltweit ein voll elektrisch angetriebenes Löschfahrzeug im Einsatzalltag getestet – und das sehr erfolgreich. In der 13 Monate langen Testphase von Januar 2021 bis Februar 2022 wurden fast 1400 Einsätze abgearbeitet, mehr als 770 Einsatzstunden geleistet und mehr als 13.000 Kilometer zurückgelegt. Bis zu 16-mal pro Tag sind die Einsatzkräfte dabei mit dem RT von Rosenbauer ausgerückt.

Feuerwehr-Berlin-Elektrofahrzeuge
Rosenbauer

Das sehr zufriedenstellende Fazit: Über 90 Prozent der Einsätze konnten im rein elektrischen Betrieb abgearbeitet werden und durch die rasche Ladezeit war das Fahrzeug äußerst rasch wieder einsatzbereit. Zudem haben die Erfahrungen gezeigt, dass der RT auch im Katastrophenfall – etwa bei einem flächendeckenden Stromausfall – dank des integrierten Energy Backup Systems uneingeschränkt einsetzbar ist.

Das integrierte Energy Backup System dient als zweite Redundanzebene und ist ein kraftstoffbetriebener Stromerzeuger, der aus der Antriebsenergie des Dieselmotors den angebundenen Elektromotor als Generator nutzt, und somit elektrische Energie auch in das Hochvoltsystem einspeisen kann. Darüber hinaus konnte das RT laut der Berechnung der Berliner Feuerwehr im Probezeitraum über zehn Tonnen CO2 im Vergleich zu einem konventionell betriebenen Fahrzeug einsparen.

Auch fürs Grobe gut gerüstet

Die fünf neuen RT für die Berliner Feuerwehr sind auf einem eigens entwickelten Fahrgestell von Rosenbauer aufgebaut, verfügen über Allradantrieb, Einzelradaufhängung und eine pneumatische Federung. Damit lässt sich die Bodenfreiheit in vier verschiedenen Stufen zwischen 175 und 470 mm regeln: Wahlweise für komfortablen Einstieg, ergonomische Geräteentnahme oder besonders gute Geländefähigkeit.

Angetrieben wird das Fahrzeug von zwei kraftvollen und emissionsfreien Elektromotoren mit jeweils 130 kW Dauerleistung, die für entsprechende Fahrdynamik sorgen. Die Stromversorgung wird über zwei Hochvoltbatterien mit einer Gesamtkapazität von 132 kWh Kapazität bereitgestellt. Der RT kann dabei sowohl mit Gleichstrom (bis zu 150 kW) als auch mit Wechselstrom (bis zu 22 kW) geladen werden. Schon in der Testphase habe sich gezeigt, dass durch die rasche Ladezeit die genutzte Energiemenge eines durchschnittlichen Einsatzes in nur 10 bis 15 Minuten wieder bereitgestellt werden kann – und das sogar bei einer reduzierten Ladepunktleistung von 50 kW. Der tiefe Schwerpunkt des RT dank der schweren Akkus im Unterboden wirke sich zudem sehr positiv auf die Fahrstabilität aus.

Auch das Cambrige Fire Department (Massachusetts, USA) hat ein rein elektrisches Feuerwehrauto in Betrieb genommen, den HazMat 1. Dabei handelt es sich um ein zuvor als Showfahrzeug gezeigtes Einsatzfahrzeug ebenfalls von Rosenbauer, das Spezialausrüstung für Vorfälle mit Gefahrstoffen mit sich trägt. Zu den mitgeführten Geräten gehören unter anderem Probenahmemesser und Kits zum Testen gasförmiger, flüssiger und fester Produkte, Strahlungsmessgeräte, persönliche Schutzausrüstung, Eindämmungsausrüstung und Werkzeuge sowie ein auf dem Dach montierter Lichtmast für den Einsatz bei Nacht.

Feuerwehr-Cambridge
Fire Department Cambridge

Das Elektrofahrzeug ersetzt einen 25 Jahre alten Diesel-Rettungswagen. Es ist ein 210 kWh fassender Akku verbaut, der eine Reichweite von knapp 220 Kilometern ermöglichen soll.

Quelle: Rosenbauer – Pressemitteilungen / Cambridge Fire Department – Pressemitteilung vom 27.08.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Herwig:

Sie sollten Satire kennzeichnen, sonst glaubt noch jemand, Sie meinen diesen Schwachsinn ernst!

Thomas Steibl:

„“Das Auto hat keine Zukunft. Ich setze auf das Pferd“.“

(c) Kaiser Willhelm II. – 1907

GuLu22:

Ein elektrisches Müllentsorgungsfahrzeug gibt es bereits z.b. in Weimar. Als Hybridvariante Elektro+Wasserstoff. Dabei dient die Brennstoffzelle als Stromlieferant zum nachladen der Batterien unterwegs.

Georg Laackman:

…wie sind Sie denn drauf – wohl den Schuß nicht gehört?….

Peter Oepen:

Die Elektromobilität ist und wird nie zukunftsfähig. Bei Behörden Fahrzeugen sollte man meiner Meinung nach weiterhin auf altbewährtes setzen. Der Dieselmotor ist das beste was es gibt! Meine Meinung

Louis:

Interessant, wie das deutsche Fahrzeug aussieht wie aus der Zukunft
Und das amerikanische wie vor zehn Jahren

Volkmar Kelle:

Ich würde es sehr gut finden, wenn jetzt elektrische Müllentsorgungs-Fahrzeuge kommen würden….man denke an die langen Phasen im Leerlauf.

Hiasl:

Kein Lärm und keine Abgase beim Einsatz – Super!

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