In diesem Artikel berichte ich von unserer rein elektrischen Mallorca Reise (Fähre ausgenommen natürlich – leider!). Startpunkt: Bremen. Im Frühherbst nochmal Sonne tanken bevor der Wintereinbruch nicht nur den Elektro-Akku schneller an seine Grenzen bringen wird. Wo geht das? Natürlich, zum Beispiel auf Mallorca.
Mit dem Flugzeug als Transplantation von A nach B ist zu langweilig und zu emissionslastig. Also lieber eine entspannte Reise gemäß dem Motto: „Der Weg ist das Ziel“. Die Zeit im Auto soll mit Musik und schöner Aussicht zum bewussten Runterkommen genutzt werden. Abgerundet durch einzelne Etappenziele, die schon länger auf der persönlichen „Place to be-Liste“ stehen und die Möglichkeit das ganze rein elektrisch umzusetzen, führen zum Entschluss: Ein Roadtrip nach Mallorca!
„Geht das überhaupt?“ fragen Freunde und Verwandte skeptisch. Da ich trotz eines Fahrpensums von ca. 2.500 km pro Monat in meinem Alltag noch nie in eine brenzlige Situation geriet, stellte sich diese Frage mir im ersten Moment nicht. Aber zugegeben, mit einem Tesla Model 3, dazu noch ausgestattet mit einem großen Akku und in Kombination mit dem Superchargernetz, Tesla´s eigenem Ladestationsnetzwerk,  ist das auch keine besondere Kunst.
Verzicht auf Supercharger – Hauptsache eine SchuKo Dose ist am Ziel
Also den Trip gleich für eine neue Selbsterfahrung nutzen: Der Superchargerverzicht wurde ausgerufen. Wie weit und wie komfortabel werden mich meine beiden Ladekarten für öffentliche Ladestationen, die swb Ladekarte und der Plugsurfing Chip, bringen? Also, schneller Check der Ladesäulen auf der groben Route: Grandiose Abdeckung der öffentlichen Ladestationen in Deutschland. Dünner werdend ab der Schweiz und Frankreich und auf Mallorca keine einzige Ladesäule mehr im Verbund der beiden Anbieter.
Supercharger haben es bislang noch nicht auf die Insel geschafft und selbst die Plugsurfing App zeigt keine Ladesäulen an. Um das Glück nicht allzu sehr herauszufordern, haben wir schließlich zumindest eine Finca mit Steckdose und Möglichkeit zum sogenannten Notladen ausgewählt.
Klassisches Ladeproblem bereits vor der Abfahrt
Zeitliche Fixpunkte für die Hintour sind die gebuchte Fähre ab Toulon in Frankreich und die erste Übernachtung bei einem Bekannten in München. Der Bodensee und der Genfer See waren die weiteren geografischen Eckpfeiler. Insgesamt drei Nächte sollten eine entspannte Anreise garantieren.
Aus dem Plan, den Akku vor der Abfahrt über Nacht an einer öffentlichen Ladestation aufzuladen, wurde erstmal nichts: Ein Auto mit Verbrennungsmotor blockiert die fußläufige Ladesäule so zentral, dass noch nicht einmal einem zweiten Verbrenner Platz zum Falschparken gegönnt wurde. Ein weit verbreitetes Problem in Bremen. Also Weiterfahren zur nächsten Station, das geht ja gut los…
Aber dann, am nächsten Tag die erste Etappe nach München: Alles ist entspannt, wir fahren wo es geht mit 140 km/ h auf der Autobahn. Auch wenn die Anreise am Ende staubedingt insgesamt etwa 12 Stunden dauert, kein Gefühl von Hektik oder Fremdbestimmung bei Ladepausen. Die fünf Stopps zum Laden werden als Essens- und Kaffeepause genutzt und schnell wird klar: Wir geben mehr Geld für Toiletten und Kaffee aus als für Strom, denn die Ladevorgänge sind dank der Ladekarte kostenlos. Supercharger spielen keine Rolle.
München – sehr diszipliniert!
Ankunft kurz vor Mitternacht und anders als am Vorabend zu Hause ein klarer Punktgewinn für München. Ein dicht besiedeltes Wohngebiet, kein freier Parkplatz weit und breit und jegliche Hoffnung auf einen freien Stellplatz ist dahin. Aber dann – tatsächlich das Gefühl eines Wunders – einer von vier Parkplätzen für Elektroautos ist noch frei und auf den anderen drei stehen tatsächlich Stromer! Die Ladesäule ist 400 m entfernt von der Unterkunft und kompatibel mit der swb Karte. Jackpot und Gute Nacht!
Ähnlich entspannt ist die Weiterreise durch Österreich. Ein zufällig ausgewähltes Hotel in Dornbirn, in der Nähe des Bodensees, versüßt die Übernachtung mit einem Destination Charger, Tesla´s eigene „langsame“ Ladestation – also wieder pure Entspannung.
Beinahe Strandung am Genfer See
Nächstes Ziel: Genfer See. Tolles Wetter lädt zum Träumen ein. Ein schöner Spaziergang am Wasser während das Auto ebenfalls genüsslich mit 11 kW versorgt wird. Doch am Zielort wird der Optimismus schnell vor eine Probe gestellt.
Erster kleiner Schocker: Die ausgewählte Ladestation – laut App ebenfalls im Verbund – ist nicht aufzufinden. Aber ok, der Genfer See ist ja groß und laut App gibt es 20 km weiter einen nächsten Ladepunkt, der nun mit etwa 35 km Restreichweite anvisiert wird. Dann der nächste Niederschlag: Ladesäule defekt! Die ersten Schweißperlen kommen.
Nun werden sämtliche Apps gescannt und auch der nächste Supercharger ausfindig gemacht. Mit inzwischen etwa 10 km verbleibender Reichweite stehen wir vor der Entscheidung: Ab zum Schnelllader von Tesla 20 km weg oder zur nächsten kleinen Öffentlichen in 5 km direkt am See. Die Entscheidung ist schnell gefallen. Wir erreichen das Tagesziel mit starker zeitlicher Verzögerung, aber freuen uns über die Abendsonne direkt am See.
Bruch mit der Superchargerabstinenz – Ladeparadies Mallorca
Alles nochmal gut gegangen. Trotzdem rückt der Zeitfaktor nun immer mehr in den Fokus und ich beschließe wieder rückfällig zu werden. Der Supercharger ist wieder die favorisierte Energiequelle und Toulon wird so noch mit etwas Zeitpuffer erreicht. Bevor die Fähre ablegt, bleibt noch Zeit um einmal vollzuladen und für die nächsten Ladeherausforderungen auf der Insel gewappnet zu sein.
Wie sich auf Mallorca aber schnell herausstellt, liegt hier für uns nicht nur das erhoffte frühherbstliche Sonnenparadies, sondern auch die Ladeinfrastruktur lässt ebenfalls kaum Wünsche offen. Wir bekommen den Tipp, dass sich alle Ladesäulen mit einer beliebigen Ladekarte einfach freischalten lassen und dazu kostenlos genutzt werden können. Was will man mehr? Lediglich die tägliche abenteuerliche Offroad Anfahrt zur Finca sorgt für den verbliebenen Nervenkitzel im Auto – und das nur weil ich mich von einer Steckdose verführen ließ, die ich nie gebraucht hätte.
So unspektakulär wie der zweite Teil der Anreise, verläuft auch die Rückfahrt. Über die Côte d’Azur, mit einem Zwischenstopp in Monaco, weiter durch Italien, schaffen wir es innerhalb von 14 Stunden über die Schweizer Grenze. Einzige Übernachtungspause wird dann in Deutschland eingelegt. Mit einem Verbrenner wäre es nicht viel schneller gegangen.
Fazit und Bilanz zum Roadtrip mit dem Model 3
Ohne das Superchargernetz wäre gerade unser Rückreisenendspurt in der Zeit so nicht möglich gewesen. Ich bin mir aber sicher: Ausgestattet mit der richtigen Einstellung und den richtigen Ladekarten ist solch ein Trip quer durch Europa auch ohne Teslakomfort problemlos möglich. Einen Mangel an Ladesäulen gibt es nicht.
Insgesamt haben wir für die Hin- und Rückreise ca. 4.500 km zurückgelegt und dabei knapp 800 kWh verbraucht, was in etwa der Energiemenge von 80 l Diesel entspricht. Mit einem vergleichbaren Auto mit einem sogenannten „hocheffizienten“ Dieselmotor hätten wir bei einem Verbrauch von 6 Litern / 100 km wahrscheinlich 270 l verbraucht und auch wenn gewisse Vergleiche nie der Maßstab der Elektromobilität werden, finden wir gute 10 volle Ladungen gegen etwa 5 volle Tankvorgänge durchaus vorzeigbar.
Dennis Dietz ist Geschäftsführer von www.store-charge.com und vertreibt auf deren Webseite nicht nur Ladelösungen für E-Autos, sondern kennt sich mit der Materie auch Bestens aus, wie der vorherige Erfahrungsbericht aufzuzeigen weiß. Dietz kennt die Problematiken im Alltag und bietet den Kunden eine individuelle Beratung für die passende Ladelösung.