Eine „Flut chinesischer Elektroautos“, die in Norwegen an Land gehen – einem der größten Märkte für batteriebetriebene Fahrzeuge in Europa – sei ein Vorbote für einen „heftigen Wettbewerb“, auf den sich die europäischen Autohersteller einstellen müssen. Diese Warnung kommt einem Bericht der Automotive News zufolge vom Vorsitzenden der Renault-Gruppe, Jean-Dominique Senard, und in einer Zeit, in der die europäischen Autohersteller inmitten eines durch das Coronavirus verursachten tiefen Einbruchs bei den Verkäufen immer mehr Elektroauto-Modelle auf den Markt bringen.
„Wir werden einer heftigen Konkurrenz innerhalb und außerhalb Europas ausgesetzt sein“, sagte Senard bei einer parlamentarischen Anhörung. „Wir müssen schnell sein, um diesen neuen Marktteilnehmern entgegenwirken zu können“, sagte er. Die neue Konkurrenz verkaufe zwar preiswerte, aber zuverlässige Elektroautos. Immer mehr chinesischen Modelle kommen auf einen Markt, der zunehmend auch mit Elektroautos aus Europa bestückt wird, darunter der aktualisierte Zoe von Renault und der kommende ID.3 von Volkswagen.
Strengere Emissionsvorschriften in der gesamten Europäischen Union haben die Autohersteller dazu veranlasst, sich auf den Übergang zu elektrischen Antrieben einzulassen oder – die schlechtere Option – mit hohen Bußgeldern zu rechnen. Um den Absatz von Elektroautos weiter anzukurbeln, haben viele Regierungen, etwa Frankreich, Spanien und Deutschland, zusätzliche Anreize für den Kauf von Elektroautos geschaffen.
Norwegen ist dank großzügiger Anreize der viertgrößte Markt für Elektroautos in Europa. Im ersten Quartal gingen die Verkäufe von Elektroautos zwar aufgrund des Coronavirus um 12 Prozent zurück. Mit mehr als 16.000 verkauften Fahrzeugen belegte Norwegen nach Angaben der European Automobile Manufacturers Association, ACEA, nach Deutschland, Frankreich und Großbritannien aber immer noch den vierten Platz.
Unter den 16.000 neuen Stromern waren auch die ersten aus China. Die britische Marke MG Motor, die mittlerweile dem chinesischen Riesen und VW-Partner SAIC Motor gehört, hat die ersten 600 Modelle seines Elektro-SUV ZS in Norwegen verkauft. Eine ganze Palette weiterer Unternehmen aus China bereiten laut dem norwegischen Automobilverband ihren Einstieg ebenfalls noch in diesem Jahr vor: Etwa Aiways, BYD, Xpeng und die schwedisch-chinesische Marke Polestar.
Quelle: Automotive News Europe — Renault sees growing threat from imports of Chinese EVs