Reichweite von Elektroautos sinkt – WLTP-Zyklus offenbart tatsächliche Reichweiten

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Sebastian Henßler
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Ab September gilt für alle neu zugelassenen Fahrzeuge das Messverfahren WLTP. Der WLTP-Prüfzyklus löst hiermit nicht nur den geltenden NEFZ-Zyklus ab; der seit 1992 verwendet wird, sondern liefert Testergebnisse deutlich näher am Fahrgeschehen. Im Zusammenspiel mit dem WLTP müssen auch die Einhaltung der Grenzwerte im sogenannten RDE-Straßentest (Real Driving Emissions) nachgewiesen werden.

Sowohl für Verbrenner-, Dieselfahrzeuge als auch Autos mit alternativem Antrieb bringt diese neue Betrachtungsweise Vorteile mit sich. Bei den Automobilhersteller ist der WLTP-Zyklus aber nicht ganz so gerne gesehen.  So wurden bereits erste Gerüchte laut, dass nach Unterlagen der Interessengruppe Transport & Umwelt, Wissenschaftler der Europäischen Kommission Beweise dafür gefunden haben, dass Automobilhersteller bei den Ergebnissen des weltweiten harmonisierten Leichtfahrzeug-Testverfahrens (WLTP) betrogen haben könnten.

Die Frage, die sich Automobilhersteller nun gefallen lassen müssen lautet also: Wie weit kommt ein E-Auto mit einer vollen Batterie?  Durch den WLTP-Zyklus sollen sich die Reichweiten näher an den tatsächlich fahrbaren Kilometer bewegen. Doch es wird bereits vermutet, dass auch künftig die Reichweite eher zu hoch als zu niedrig ausgewiesen wird.

Die Stuttgarter Nachrichten berichten, dass eine Umfrage unter fünf Herstellern von E-Autos ergeben hat, dass die zum 1. September in Kraft tretende Messung nach dem sogenannten WLTP-Verfahren die ausgewiesene Reichweite von Elektroautos um rund 20 Prozent senken wird. Dies betrifft den Renault Zoe ebenso wie den BMW i3, den Opel Ampera, den Nissan Leaf und den Smart EQ.

Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen äußerte sich gegenüber der Tageszeitung, dass die bisherigen Messverfahren zu „extrem unrealistischen“ Angaben über die Reichweite geführt haben. Die neue Methodik sei näher an der Realität, bleibe aber weiter hinter dem Möglichen zurück.

Hierzu muss man nur bedenken, dass die meisten WLTP-Messungen bei einer Temperatur von 23 Grad stattfinden. Die Temperatur, welche für die Reichweite eines E-Autos optimal ist. Fahrten bei winterlichen Temperaturen werden somit nicht erfasst. Die Heizung vermindert die Reichweite eines E-Autos erheblich. Daher können die Verbrauchsangaben für E-Autos vor allem bei Kälte noch stärker von der Realität abweichen als etwa bei Dieselfahrzeugen.

Bei Verbrennern wie Benzinern und Diesel-Fahrzeugen werden die Fahrzeuge künftig auf der Straße getestet, um Manipulationen im Labor zu vermeinen. Solche Messungen sind für E-Fahrzeuge nicht vorgesehen. Begründet wird dies damit, dass durch solche Tests ermittelt werden soll, ob Autos die Grenzwerte auch in der Realität einhalten. Da es für den Stromverbrauch von E-Autos keine Grenzwerte gibt, müsse dieser auch nicht in der Realität gemessen werden.

Quelle: Stuttgarter-Nachrichten – Neue Vorschriften lassen Reichweite einbrechen

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Sebastian Henßler

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Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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