Produktionskosten von E-Autos 2027 günstiger als Verbrenner?

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Bis 2027 sollen Elektroautos im Durchschnitt billiger zu produzieren sein als vergleichbare Verbrenner, so das Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Gartner in einer aktuellen Mitteilung. Da die Autohersteller ihre Fertigungsabläufe parallel zum Produktdesign disruptiv transformieren, sollen die Produktionskosten von E-Autos in den kommenden Jahren deutlich schneller sinken als die Batteriekosten, zitiert das Unternehmen aus seiner aktuellen Analyse “Top Automotive Trends for 2024”.

Dies bedeutet, dass Elektroautos die Kostenparität mit Verbrennern viel schneller erreichen als ursprünglich erwartet“, sagt Pedro Pacheco, Vice President of Research bei Gartner. Mit verantwortlich für die Kosteneinsparungen seien mehrere Innovationen, „wie die zentralisierte Fahrzeugarchitektur oder die Einführung des Gigacastings, die dazu beitragen, die Herstellungskosten und die Montagezeit zu reduzieren“, so Pacheo.

Gleichzeitig allerdings sollen einige Reparaturen von Elektroautos deutlich teurer werden, so Gartner weiter. Das Unternehmen prognostiziert, dass die durchschnittlichen Kosten für die Reparatur nach einem schweren Unfall eines Elektroautos mit größeren Schäden an der Batterie bis 2027 um 30 Prozent steigen sollen. Infolgedessen könnten E-Autos, die eine schwere Kollision erleiden, anfälliger für eine vollständige Abschreibung sein, da die Reparatur mehr kosten könnte als der Restwert des Fahrzeugs. Ebenso könnten teurere Unfallreparaturen zu teureren Versicherungsprämien führen.

Gartner teilt mit, dass die schnelle Senkung der Produktionskosten von E-Autos nicht auf Kosten höherer Reparaturkosten erfolgen sollte, da dies auf lange Sicht zu einer Gegenreaktion der Verbraucher führen könnte. Neue Möglichkeiten zur Produktion von E-Autos sollten demnach auch Prozesse beinhalten, um niedrige Reparaturkosten zu gewährleisten.

Das Beratungsunternehmen geht für die kommenden Jahre auch von einer Konsolidierung im Bereich der E-Auto-Hersteller aus: „Mit dem Versprechen einfacher Gewinne versammelten sich viele Startups im E-Auto-Bereich – von der Autoproduktion bis hin zur Ladeinfrastruktur – und einige sind immer noch stark von externen Finanzierungen abhängig, so dass diese den Marktherausforderungen besonders ausgesetzt sind“, sagte Pacheco. „Darüber hinaus werden die E-Auto-bezogenen Anreize in verschiedenen Ländern schrittweise abgeschafft, was den Markt selbst für die etablierten Unternehmen schwieriger macht“.

E-Auto-Startups unter Druck

Gartner geht daher davon aus, dass bis 2027 etwa jedes sechste (15 Prozent) der seit dem vergangenen Jahrzehnt gegründeten Elektroauto-Startups übernommen oder in Konkurs gehen wird. „Das bedeutet nicht, dass der Elektroautosektor zerbröselt“, stellt Pacheco klar. Der Markt trete lediglich in eine neue Phase ein, „in der Unternehmen mit den besten Produkten und Dienstleistungen gewinnen werden“.

Elektroautos werden demnach auch 2024 in der Marktdurchdringung deutlich wachsen. Gartner schätzt, dass die E-Auto-Auslieferungen im Jahr 2024 18,4 Millionen Einheiten und im Jahr 2025 20,6 Millionen Einheiten erreichen werden. Der Markt bewege sich jedoch vom „Goldrausch“ zum „Survival of the Fittest“, wie es Pacheco mit Verweis auf den Evolutionstheoretiker Charles Darwin formuliert. Der Erfolg von Unternehmen im Bereich der Elektromobilität hänge jetzt stark davon ab, wie sie auf die Bedürfnisse des automobilen Mainstreams eingehen können.

Quelle: Gartner – Pressemitteilung vom 07.03.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Manfred:

Sicher wird sich in der Akkuentwicklung auch noch einiges tun. Gibt es ersteinmal Akkus mit höherer Energiedichte, höheren, verkraftbaren Ladeströmen geringeren Herstellungskosten und gleicher Haltbarkeit gibt es keinerlei Argumente mehr pro Verbrenner. Dann ist einfach Alles überlegen. Ich gehe davon aus, das dies alles schneller kommt als wir glauben. Aber auch ohne neue Akkutechnologien hat das E-Auto die Nase vorn. Die Kosten dürften sich durch höhere Stückzahlen, weitere Optimierungen des Produktionsprozesses und dem Wettbewerb drastisch senken lassen. Der EU rate ich von jeglichem Protektionismus ab.

Steven B.:

Was mir an dieser Einschätzung am besten gefällt, ist dien Tatsache, dass etablierte Hersteller am Ende wohl doch übereben werden, da sie „Auto“ können. Das Überleben des fittesten bedeutet jedenfalls für mich, dass VW, BMW, Mercedes und Co noch lange den Markt beherrschen werden. Sicher hat Tesla und auch einige Chinesen einen Marktanteil, aber die so totgeglaubten werden am Ende immer noch unter den überlebenden zu finden sein. Allen Unken Rufen entgegen. Was ein wenig untergeht in dem Bericht, sind die Rahmenbedingungen die durch die Politik gegeben werden. Hier ist die EU zu nennen, die momentan, angesichts der zu erwartenden Welle aus China, dabei ist, einen Schritt zurück zu machen, anstatt vorwärts. das verunsichert alle Marktteilnehmer (Kunden und Hersteller). Ein Automobilproduzent der die Metamorphose vom Verbrenner zum E-Auto durchmacht, wird dabei in seinen strategischen Überlegungen extrem verunsichert, ebenso die Zulieferer und am Ende der Konsument. Mehr Klarheit würde hier entschieden zur Lösung beitragen.

brainDotExe:

Bedenke, dass sich die wenigsten Leute mit einem Kleinwagen mit 25 kWh Akku zufrieden geben werden.

Ich sehe das eher so:
* Kleinwagen bis 60 kWh
* Kompaktklasse bis 90 kWh
* Mittelklasse bis 110 kWh
* Obere Mittelklasse bis 130 kWh
* Oberklasse bis 150 kWh

Das sind die maximalen Akkugrößen, die ich im Laufe des Jahrzehnts erwarte. Ja, es wird auch Basismodelle der jeweiligen Klassen mit weniger Kapazität und ggf. LFP Chemie geben aber 25 kWh im Kleinwagen sehe ich zukünftig eher nicht, das reicht ja kaum für 100 km auf der Autobahn.

Aber ja, 2027 halte ich als realistischen Zeitpunkt für die Kostenparität. Bis dahin haben alle namenhaften Hersteller entsprechende Platformen.

Die Antriebswende wird schon werden.

Daniel W.:

Ein E-Motor mit Untersetzungsgetriebe ist einfacher zu bauen und günstiger als ein Verbrennungsmotor mit Mehrganggetriebe und Abgasreinigungsanlage.

Es kommt also im Grunde auf die Akkugröße an, um wieviel das E-Auto teuer wäre als ein gleichgroßer Verbrenner.

Ein E-Kleinwagen mit 25 kWh als Akku hätte hier beim Energiespeicher Mehrkosten von rund 5.000 Euro.

Abzüglich der Ersparnis bei den Kosten des E-Motors gegenüber Verbrennungsmotor mit Kat.

Mit fehlen hier genaue Zahlen – vermute mal 3.000 bis 4.000 Euro E-Mehrkosten.

Jetzt kann man mit +/- 3.500 Euro Mehrkosten für E-Kleinwagen rechnen.

Bei halben Akkukosten +/- 1.000 Euro E-Kleinwagen-Aufpreis.

Also 2027 ist ein Gleichstand durchaus realistisch.

Der Verbrennungsmotor reif fürs Museum.

Ein gute Nachricht für das Klima.

Und für den Geldbeutel.

Verkehrswende.

Hurra.

Sledge:

Danke, bis auf das übertrieben harte Fahrwerk sind wir auch sehr zufrieden.

Gregor:

Derzeit werden die Entwicklungskosten komplett auf die ersten Modelle eingerechnet. Sicherlich hat das was mit den Anlegern und irgendwelchen Kennwerten zu tun.
Ein BEV zusammen zu schrauben macht heutzutage jeder DIY YouTube Kanal. Die Technik ist einfach und simpel.
Daher sehe ich extreme Kostenvorteile für BEV, sobald Lieferketten, Akkupacks und andere Bauteile regulär umgesetzt werden.

Dieses ganze geraffel, das sich an meinem derzeitigen Diesel Motor befindet ist einfach nur krass. Und eben sehr teuer im Warenwirtschaftszyklus und der Langzeitlagerung.

Gratulation zum tollen M Y. Eine sehr gute Wahl.

Michael Neißendorfer:

Die Meldung kommt nur nicht von Renault, sondern von Gartner ; )

Sledge:

Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich. Wenn ich unser Model Y mit seinem Vorgänger einem VW Tiguan vergleiche, ist das Model Y heute schon in der Anschaffung günstiger wie sein Vorgänger. Was ich damit sagen will, es gibt nicht den Stichtag an dem BEVs günstiger wie Verbrenner sind, sondern es ist ein Zeitraum der schon begonnen hat und in ein paar Jahren enden wird.

egon_meier:

Das Urteil des Herren Vice-President von Renault ist nicht sehr belastbar.
Die Einschätzung kommt von einem Unternehmen, das bisher alles falsch eingeschätzt hat: Den Markt, die eigene Rendite .. alles eben.
Nicht umsonst krebst der Konzern beim BEV-Absatz im Keller rum und die Zahlen werde nur durch Dacia aufgehübscht und deren Fzg will offenkundig fast niemand auch nur geschenkt (was die letzte Rabattaktion zeigte)

Also .. das war dann wieder eine Presseerklärung um ihrer selbst willen – wenn man sonst nix zu vermelden hat.

brainDotExe:

Renault ist ja nur ein Hersteller von vielen. Kann ja sein, dass Renault in 2025 Kostenparität erreicht (Mit allen Modellen?).

Aber der Durchschnitt, wie im Artikel erwähnt, erst in 2027.

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