Polestar: „Zukunft der Mobilität wird ohne Emissionen sein“

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Polestar

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Polestar-Chef Michael Lohscheller blickt trotz eines herausfordernden Jahres 2024 optimistisch in die Zukunft. Im Interview mit Auto24 sprach er über die aktuelle Lage des Unternehmens, die Umstellung des Vertriebsmodells, Marktchancen sowie technologische Entwicklungen und die politischen Rahmenbedingungen für Elektromobilität.

Lohscheller bezeichnete das Jahr 2024 als Übergangsjahr für Polestar. Die Verkäufe gingen im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent zurück, was er unter anderem auf die Markteinführung neuer Modelle zurückführt: „In der Vergangenheit hatten wir ja praktisch nur den Polestar 2 – der im Markt übrigens gut ankommt. Letztes Jahr haben wir Polestar 3 und 4 in den Markt gebracht.“ Gleichzeitig stellte Polestar sein Vertriebsmodell um.

Statt der bisherigen Online-Showrooms, in denen Kunden das Auto zwar anschauen, aber nicht direkt kaufen konnten, setzt das Unternehmen nun auf ein hybrides Modell aus Agentur- und Händlervertrieb. „Wir haben nun Händler, die beraten und Angebote machen können. Und sie können das Auto auch dort kaufen“, erklärt Lohscheller. Dabei greift Polestar auf das Volvo-Netzwerk zurück, das neben dem Vertrieb auch den Service übernimmt.

Auf die Frage, welche Hürden derzeit noch den Kauf eines Elektroautos erschweren, sieht Lohscheller vor allem die mangelnde Erfahrung der Kunden mit Elektromobilität als Problem: „Das Hauptthema ist immer: die Erfahrung mit Elektroautos. In dem Moment, in dem man anfängt, regelmäßig zu fahren und zu laden, stellt man fest: Das ist alles gar nicht so schwer.“ Zudem seien politische Unsicherheiten hinderlich. Ständige Diskussionen über Rahmenbedingungen wie Kaufprämien oder Steuervergünstigungen würden für Verunsicherung sorgen. Lohscheller fordert daher mehr Stabilität: „Dieses ständige Wechseln ist nicht hilfreich. Es geht ja nicht immer nur um den reinen Bonus (Anm. d. Rd.: „Umweltbonus“). Es geht beispielsweise auch um Besteuerung. Da wünsche ich mir einfach mehr Klarheit.“

Auch die Debatte um das für 2035 geplante Verbrennerverbot hält er für unnötig: „Da gehört es sich jetzt auch mal, an diesen Entscheidungen festzuhalten. Und nicht alle zwei, drei Jahre eine neue Debatte aufzumachen.“ Angesichts großer Herausforderungen betont er: „Der Klimawandel ist real. Die Menschen wollen emissionsfreie Mobilität. Ich sage bewusst: Polestar fährt in die Zukunft.“

Wachstumsstrategie und Fokusmärkte

Polestar plant in den kommenden drei Jahren ein Wachstum von 30 bis 35 Prozent. Lohscheller sieht insbesondere in den nordischen Märkten, Großbritannien und Frankreich großes Potenzial. „England ist ein sehr stark wachsender E-Auto-Markt. England hat Deutschland inzwischen überholt, was den Absatz von Elektroautos angeht.“ Auch Deutschland bleibe ein Schlüsselmarkt, in dem sich Polestar gegen die Premium-Wettbewerber etablieren müsse.

In den USA setzt das Unternehmen auf gezielte Anreize, um Kunden von Wettbewerbern zu gewinnen. So bietet Polestar Tesla-Fahrern eine Wechselprämie in Höhe von 5000 US-Dollar. Ähnliche Angebote gibt es je nach Markt: „In Norwegen beispielsweise sind Winterreifen sehr wichtig – entsprechende Angebote gibt es dort für die Kunden.“ In Deutschland übernimmt Polestar derzeit 4000 Euro der Kaufprämie für den Polestar 3 und Polestar 4.

Lohscheller betont, dass Polestar bei der Produktion flexibel bleibe und mit Partnern wie Volvo und Geely zusammenarbeite. Neben den bisherigen Produktionsstätten in China und den USA wird der kommende Polestar 7 auch in Europa gefertigt. „Die Zeiten, in denen sie Autos durch die Welt schiffen – die sind vorbei.“ Wo genau das Kompakt-SUV produziert wird, werde bald bekannt gegeben. Ein eigenes Werk in Europa schließt er jedoch aus: „Wir konzentrieren uns auf unsere Fahrzeuge, stellen sicher, dass die Polestar-DNA vorhanden ist.“ Die Fahrzeugentwicklung findet in zwei Entwicklungszentren in England und Schweden statt.

Polestar setzt zudem künftig auf 800-Volt-Technologie, die ab dem Polestar 5 erstmals zum Einsatz kommt: „Das bedeutet, sie haben als Kunde superschnelle Ladezeiten.“ Zum Thema Feststoffbatterien äußert sich Lohscheller vorsichtig: „Wir sind grundsätzlich offen und schauen uns alle Vor- und Nachteile an. Aber beim Thema Batterie sind wir schon sehr, sehr gut aufgestellt.“ Eine ganz klare Meinung hat er beim Thema Wasserstoff. Während Lohscheller Wasserstoff als möglichen Antrieb für schwere Lkw nicht ausschließt, sieht er für Pkw keine realistische Zukunft: „Die Zukunft des Pkw wird elektrisch sein, aufgrund der Energieeffizienz.“ Hersteller hätten bereits massiv in die Elektromobilität investiert, weshalb er nicht mit einem Umdenken rechnet.

Quelle: Auto24 – „Ich glaube nicht, dass Wasserstoff sich im Pkw durchsetzen wird“: Polestar-Chef Michael Lohscheller im Interview

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Pani:

Spiritogre, ich führe das jetzt nicht weiter aus. Aber ich denke, dass Du hier absolut nichts zu suchen hast, wenn Du nach Jahren der endgültigen Klärung dieser Frage immer noch versuchst, uns diesen Unsinn unterschieben zu wollen.

Pani:

Das ist doch nur eine Frage der Definition. Wenn allgemein von „E-Auto“ gesprochen wird, sind nun mal keine Autos gemeint, die ein Gas zur Erzeugung des benötigten Stroms brauchen. Und das ist auch gut so. Die Brennstoffzelle hat wegen der (noch?) irrwitzig hohen Kosten bei der Herstellung von H2 keine Chance im PKW.

Pani:

Das war uns jetzt aber wirklich neu.

Aptera-begeisterter:

… ich kann es immer noch nicht begreifen, M. Lohscheller spricht, Brennstoffzellenautos, sind keine Elektroautos. Jedes Fahrzeug, welchles mit einem Eletromotorangetrieben wird, ist ein E-Auto. Buh, das tut weh….

Wolfbrecht Gösebert:

„… die Emissionen für die Herstellung von BEVs alleine wegen der Akkus [sind] leider gewaltig.“

Noch gewaltiger ist da nur die Herstellung und der Betrieb von ICE-Fahrzeugen incl. der mit jedem Fahrkilometer steigenden Emissionen aus Exploration, Bereitstellung und der unwiederbringlichen Verbrennung von Kohlenwasserstoffen aus dem endlichen Vorrat auf der Erde!

Spiritogre:

Gilt das „ohne Emissionen“ auch für die Herstellung? Bisher sind die Emissionen für die Herstellung von BEVs alleine wegen der Akkus leider gewaltig. Und Emissionen sind ja auch nicht das einzige Problem, die benötigten Rohstoffe ein ganz anderes.

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