Peugeot hat ambitionierte Pläne für die Zukunft der Elektromobilität und strebt an, eine führende Mainstream-Marke im Bereich Elektroautos in Europa zu werden. Markenchefin Linda Jackson zeigte sich im Gespräch mit dem Handelsblatt sehr zuversichtlich und gab detaillierte Einblicke in die Strategien und Herausforderungen des Unternehmens.
“Unser Ziel ist es, die führende Mainstream-Marke im Bereich Elektroautos in Europa zu werden,” erklärte Jackson. “Alleine in diesem Jahr werden wir fünf neue Elektromodelle auf den Markt bringen. Der E-3008 ist gerade neu auf dem Markt.” Diese Modelle sollen die bestehende Palette an Elektroautos erweitern und Peugeot im Markt hervorheben. Jackson räumte ein, dass der Ãœbergang zur Elektromobilität eine Herausforderung darstellt und noch einige Hindernisse überwunden werden müssen. “Wir befinden uns gerade ohne Frage in einer Ãœbergangsphase,” sagte sie.
Peugeot profitiert dabei von den konzernweiten Plattformen von Stellantis, die sowohl Elektro– als auch Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Antriebe unterstützen. Dies ermöglicht dem Unternehmen, flexibel auf die Nachfrage zu reagieren und verschiedene Antriebsarten für seine Autos anzubieten. Die Skepsis der Kunden gegenüber Elektroautos, insbesondere in Deutschland, sei spürbar, so Jackson. Doch sie betont die Wichtigkeit des Elektroantriebs im Kampf gegen die Erderwärmung. “Wir müssen der Welt helfen, die Erderwärmung ist Fakt. Und der Elektroantrieb ist die Lösung, für die sich die Europäische Union entschieden hat.”
Der französische Automobilhersteller bietet daher bis zu acht Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie auf seine Elektroautos, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Jackson betont jedoch, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur entscheidend ist und verweist auf Norwegen als Vorbild, wo die Regierung massiv in die Infrastruktur investiert hat.
Bis 2030 will Peugeot eine reine E-Auto-Marke sein
Trotz der Herausforderungen bleibe Peugeot fest entschlossen, bis 2030 zur reinen Elektromarke zu werden. “Unser Ziel ist es, dazu beizutragen, das Ziel Carbon Net Zero bis 2038 zu erreichen,” sagte Jackson. Sie äußerte sich auch zu den politischen Debatten über Technologieoffenheit und betonte, dass die meisten Hersteller bereits erhebliche Summen in die Elektrifizierung investiert haben und nun die Elektroautos erschwinglicher gemacht werden müssen.
Im Hinblick auf alternative Antriebe wie E-Fuels äußerte sich Jackson skeptisch. Sie wies auf die hohen Kosten und die Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Preisentwicklung von E-Fuels hin. Diese könnten für die Bestandsflotte genutzt werden, doch sei dies bis 2030 unwahrscheinlich. Jackson hob auch positive Beispiele staatlicher Unterstützung hervor, wie das Sozialleasing-Programm in Frankreich, das es Familien mit geringem Einkommen ermöglicht, elektrisch zu fahren. “Das war sehr erfolgreich und Peugeot hat dabei eine zentrale Rolle gespielt,” erklärte sie.
Die Frage der Rentabilität von Elektroautos ohne staatliche Unterstützung ist eine Herausforderung, doch Jackson zeigte sich zuversichtlich. Stellantis sei in der Kompaktklasse führend und profitabel. “Wir müssen effizienter werden, nur so schaffen wir es, Elektroautos auch für alle erschwinglich zu machen und am Ende auch zu überleben.”
Peugeot vereint so viel Kompetenz wie möglich in einer Hand.
Peugeot verfolgt eine Strategie, die die gesamte Lieferkette kontrolliert, von der Rohstoffbeschaffung bis zur Produktion der Autos. Dies ermögliche es dem Unternehmen, die Kosten zu senken und wettbewerbsfähig zu bleiben. Allerdings räumte sie auch ein, dass die Preise für Neuwagen gestiegen sind, betonte jedoch, dass Peugeot ein gesundes Gleichgewicht zwischen Volumen und Rentabilität anstrebt. Die Einführung neuer Modelle wie dem 3008 und die Erweiterung des Hybridangebots sollen dazu beitragen, Marktanteile zurückzugewinnen.
Im internationalen Wettbewerb sieht Jackson die Notwendigkeit, beweglich und kosteneffizient zu bleiben, um gegen die Konkurrenz aus China bestehen zu können. Innovation und Kundenbindung seien dabei entscheidend. “Wir müssen nicht nur billiger sein, sondern besser,” betonte sie.
Peugeot konzentriert sich auf Regionen mit großem Potenzial, wie Afrika, Naher Osten und Südamerika, und baut seine Präsenz dort aus. In Europa sollen die Marktanteile durch neue Auto-Modelle und ein starkes Markenimage gestärkt werden. Jackson zeigte sich auch optimistisch hinsichtlich der Fähigkeit von Peugeot, auf internationale Krisen zu reagieren. Der Ukrainekrieg habe das Unternehmen weniger hart getroffen als andere Hersteller, und Peugeot sei durch seine Agilität widerstandsfähiger geworden.
Quelle: Handelsblatt – „Chinesische Hersteller haben Kostenvorteil von 30 Prozent“