Opel Vivaro-e Hydrogen: Mit Brennstoffzelle und Batterie

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Wolfgang Plank

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Dass Manager für ihre Arbeit werben, ist kein bisschen ungewöhnlich. Dass sie mit Begeisterung zu Werke gehen, schon nicht mehr ganz so selbstverständlich – und noch weniger, dass sie dabei ins Schwärmen geraten. Dr. Lars Peter Thiesen jedenfalls nimmt man ab, dass er für seinen Job brennt. Im Wortsinn. Schließlich beschäftigt sich der Leiter Zukunftsstrategien bei Opel sehr viel mit Wasserstoff. Und er sieht darin mehr als bloß ein Gas. Für ihn ist es der Antrieb der Zukunft.

Noch allerdings glaubt er Brennstoffzelle und Batterie nicht in Konkurrenz. Es gebe da kein Entweder-oder, sagt er. „Wir brauchen beides.“ Und darum hat Opel in seiner Transporter-Reihe Vivaro ein Hydrogen-Modell aufgelegt – erhältlich in Längen von 4,96 und 5,31 Meter. Ein Angebot, dass sich zunächst jedoch ausschließlich an Flottenbetreiber richtet.

Zum Jahresende wollen die Rüsselsheimer die ersten Exemplare ausliefern. Als Teil einer über den gesamten Stellantis-Konzern geplanten Kleinserie mit etwa 2000 Fahrzeugen. „Kurze Betankung ist in manchen Bereichen entscheidender als hohe Reichweite“, sagt Thiesen. Und: Nicht selten nähmen etwa Kurierfahrer die Autos über Nacht mit nach Hause. Dort aber fänden sie für E-Mobile oft genug keine Lademöglichkeiten.

Technisch basiert der Wasserstoff-Transporter auf der Plattform des elektrischen Vivaro-e – nur das die Antriebsbatterie durch drei 700-bar-Tanks aus Karbonfasern mit zusammen 4,4 Kilo Fassungsvermögen ersetzt wird. Großer Vorteil: Die Karosseriestruktur muss dafür nicht geändert werden, auch ein spezieller Unterboden ist nicht erforderlich. Im Ergebnis bleibt das Ladevolumen unverändert.

Das Projekt ist ein deutsch-französisches Gemeinschaftswerk. Die Tanks stammen vom französischen Zulieferer Faurecia, die Brennstoffzellen von Symbio, einem Joint-Venture von Faurecia mit Michelin. Gebaut wird der Vivaro-e Hydrogen – wie die Technik-Klone e-Partner (Peugeot) und e-Jumpy (Citroen) – bei Opel Special Vehicles (OSV) in Rüsselsheim. Am Opel-Stammsitz befindet sich auch das globale Wasserstoff-Kompetenzzentrum des Mutterkonzerns Stellantis – ebenso wie der zentrale Service-Stützpunkt für Deutschland.

Im Vivaro-e Hydrogen arbeitet eine Brennstoffzelle mit 45 kW. Der hochkomprimierte Wasserstoff reagiert mit dem Sauerstoff aus der Umgebungsluft bei etwa 80 Grad Celsius und erzeugt dabei Gleichstrom, den eine Elektronik in Wechselstrom für den Motor wandelt. Übrig bleibt lediglich Wasserdampf. Thiesen: „Brennstoffzellenfahrzeuge kombinieren in einzigartiger Weise drei Eigenschaften: Sie emittieren kein CO2, haben eine hohe Reichweite und können in drei Minuten betankt werden.“

Anfängliche Probleme der Technologie – etwa die Durchlässigkeit von Tanks – seien längst gelöst, so Thiesen. In puncto Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit sei ein Wasserstoff-Fahrzeug heute vergleichbar mit einem herkömmlichen Auto. „Selbst der Kaltstart bei minus 20 Grad stellt keine Herausforderung mehr dar.“ Einzig das Netz der Tankstellen müsse engmaschiger werden.

Aktuell gibt es bundesweit nur etwa 100 Zapfsäulen von H2-Mobility. Der Wasserstoff kostet dort einheitlich 9,50 Euro je Kilo. Die 4,4 Kilo des Vivaro-e Hydrogen reichen nach WLTP für 350 Kilometer. Damit kosten 100 Kilometer knapp 12 Euro – bei einem aktuellen Dieselpreis von 1,50 Euro entspricht das rund acht Litern.

Allerdings wären nur die 45 kW im Alltag nicht üppig. Beim Start oder Beschleunigen hilft deshalb eine unter den Vordersitzen platzierte Lithium-Ionen-Batterie mit 10,5 kWh. Und das ist nicht alles: Beim Bremsen speichert sie Energie, erlaubt 50 Kilometer zusätzliche Reichweite – und obendrein lässt sich der Vivaro-e Hydrogen an der Steckdose laden. Insgesamt also kommt der Fuel-Cell-Plug-in auf einen Radius von 400 Kilometern.

„Wir stehen am Übergang von der Demo-Flotte hin zur Massenproduktion“, glaubt Thiesen. Genaue Preise will er nicht nennen. Noch sei die Technik teurer als ein vergleichbarer Diesel, räumt er ein. Das liege aber eben auch an den geringen Stückzahlen. Würden mehr Autos gebaut, sinke der Preis deutlich. Dennoch seien manche Kunden bereit, mehr Geld auszugeben. Wegen der technischen Vorteile – aber eben auch, um mit Wasserstoff-Fahrzeugen Image-Träger in ihrer Flotte zu haben.

Es sieht so aus, als käme Lars Peter Thiesen seiner Idee wieder ein kleines Stück näher.

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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Alex S.:

Ich bin den Toyota Mirai gefahren und der hat sechs Minuten für einen Betankungsvorgang gebraucht.
Das sind die Fakten und nicht irgendwas daher erzähltes.
Und wir reden hier nicht über grauen Wasserstoff, das wollen gerne die CDU und CSU und dessen Wirtshausrat – das ist inakzeptabel.
Wir reden bei den Tankstellen die ich auf meinen Testfahrten angefahren haben von grünem Wasserstoff.
GP-Joule baut in ganz Deutschland solche Tankstellen in der Nähe von Windkraftanlagen auf, es gibt aber auch andere Menschen (Firmen), die diesen sauberen Weg mitgehen.
Jeden 2. Tag gibt es im Schnitt auf diesem Planeten eine Ölkatastrophe, die sämtliche Flora und Fauna vernichtet.
Die Küsten von Amerika und Canada sind schlimme Beispiele, von dem Meeresboden der durch die Rettungsaktionen mit chemischen Mitteln TOT ist ganz zu schweigen. Beim Transport kommt es immer wieder zu Unfällen. Ständig gibt es Alarm wegen Öllachen auf unseren Meeren.
Informieren!
Und die Ölfordereinrichtungen im Nahen Osten, Rußland usw. – hier wird jede Art der Informationen zu Problemen unterdrückt.
Was kostet mehr ?

  • Länger auf einem sauberen Planeten zu leben auf dem auch unsere Nachkommen noch einen gesunden Platz finden,
  • oder dank dreckiger Verbrennerabgase und täglicher Ölverschmutzung dem Gesundheitssystem zur Last zu fallen, in dem unsere Krankheit heute nur noch eine definierte Ware ist?

Und weil es zu teuer ist diesen Planeten sauber zu halten sollen unsere Nachkommen dann auf einem anderen Planeten leben?????

Alex S.:

Anstatt Windräder abzuschalten und den Betrieb ohne Produktion trotzdem zu bezahlen, kann man in der Zeit Wasserstoff herstellen.
Ist das verständlich?

Alex S.:

Wasserstof IST DIE ZUKUNFT.
Auf dem Weg dorthin brauchen wir den BEV.
Und ohne die Energiewende wird das nichts:

  • PV-Pflicht
  • Windkraft
  • Wasser

alles was Energie erzeugt, ohne die Flora und Fauna auf diesem Planeten durch den Betrieb derselben zu zerstören.

Alex S.:

Ich habe den Toyota Mirai (62.000€) durch ganz Deutschland gefahren ohne liegen zu bleiben.
Verstehe diese ganzen Aussagen nicht.
Man sollte sich selbst schlau machen, z.Bsp. einfach mal ein BSZ-Fahrzeug mieten und losfahren.
Dann kann man auch argumentieren.
Wenn man auf die Deutschen Betrugs-Konzerne wartet wird das natürlich nichts. Denn die können das einfach nicht.

P. K.:

Lesen sie mal hier:

Nationale Wasserstoffstrategie: Wasserstoff-Tanken ohne Wartezeit | heise Autos

oder hier

Pausenlos tanken an der Wasserstofftankstelle | heise Autos

Jakob Sperling:

Sie liegen bei ziemlich allen Angaben etwa 100% daneben und bringen somit nicht Licht ins Dunkle, sondern Sie zitieren uralte und schon mehrfach widerlegte Schauermärchen.

Jakob Sperling:

Wie immer vergessen Sie beim Strom Zeit und Ort. Dreimal so viel Strom dann und dort zu benutzen, wenn es zu viel gibt, ist billiger und ökologisch sinnvoller als die einfache Menge dann entnehmen zu wollen, wenn zu wenig da ist.
Schon 2019 wurden in Deutschland 5TWh Windstrom abgeregelt (und aufgrund der geltenden Regelung trotzdem bezahlt). Wenn mal die grüne Stromproduktion auf das 4- bis 5fache gesteigert ist, was für die Dekarbonisierung der ganzen Gesellschaft unabdingbar ist, dann wird es zu vielen Zeiten an vielen Orten massiv zu viel Strom haben. Genau dieses Problem kann man in vielen Ländern nur mit H2 lösen.

Martin Eichlseder:

Wasserstoff ist ein super Thema für den Chemieunterricht und sehr interessant. Ich will aber etwas Licht ins Dunkle bringen.
Das Wasserstoffauto gab es schon vor 200 Jahren aber warum hat sich Wasserstoff nicht durchgesetzt?
Bei der Herstellung von 1 kg grauen Wasserstoff entstehen 10 Tonnen CO2, ein kg Wasserstoff benötigt einen 25 Liter Tank, das Märchen von 1000 km Reichweite gilt nur wenn der Tank 250 Liter oder größer ist, aber auch das Gewicht vom Tank hat dann mehrer als 500 kg, und das Tanken in 5 Minuten ist auch nur die halbe Wahrheit, denn das Hochpumpen auf 700 bar für den nächsten Tankvorgang benötigt aktuell ca. 20 min, auch wird für die Herstellung von 1kg grünen Wasserstoff ca. 50kWh benötigt das reicht dann gerade mal für 100 km, ein reines E-Auto würde damit mehr als das doppelte fahren.
Das sind nur ein paar Nachteile, zu merken ist daß das Speichern vonWasserstoff der größte Energievernichtungsprozess weltweit ist!!!

Volta:

Das hört sich erst gut an, dumm nur das einige Flottenbetreiber bereits Erfahrungen mit Symbio haben und nicht mehr als Kunde in Betracht kommen. Die bereits in Deutschland fahrenden Renault – Kangoo mit dem kleinen Symbio – System sind alle wieder auf Elektrobetrieb zurück gerüstet, weil der H2 – Betrieb nicht mehr funktioniert hat.

Farnsworth:

Wenn der Grünstrom für BEV Mangelware ist, wo kommt dann die 3 fache Menge für FCEV her?

Farnsworth

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