Opel: „Restwertbanane von E-Autos wird sich glätten“

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Opel

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Opel hat das Jahr 2024 als Phase der Konsolidierung genutzt, nachdem 2023 starkes Wachstum verzeichnet wurde. Tobias Gubitz, Vertriebschef von Opel, sprach mit dem Magazin Autohaus über die Marktstrategie, den Ausbau der Elektromobilität und die Herausforderungen bei der Kundenakzeptanz. „Wir haben nach einem sehr starken Wachstum in 2023 die letzte Phase unserer Modelloffensive abgeschlossen“, erklärte Gubitz. Dazu gehörte die Einstellung des Crossland sowie die Ablösung der ersten Generation des Grandland. In Folge lagen die Verkaufszahlen 2024 leicht unter dem Vorjahresniveau. Weltweit wurden rund 620.000 Autos verkauft. Besonders positiv entwickelte sich das Transportergeschäft: „Hier konnten wir global ein Plus von mehr als zehn Prozent verbuchen und sind im vierten Jahr in Folge gewachsen.“

Für 2025 hat sich Opel ambitionierte Ziele gesetzt. „Wir wollen stärker wachsen und auch im Elektrobereich den Marktanteil erzielen, den wir insgesamt erzielen“, so Gubitz. Angesichts der strengen CO₂-Vorgaben der EU müsse Opel – wie alle Hersteller – die Elektroauto-Verkäufe verdoppeln. „Wir haben uns bei Stellantis dazu verpflichtet, die CO₂-Vorgaben zu erreichen“, betont der Vertriebschef. Mit dem neuen Frontera, dem Facelift des Mokka und dem neuen Grandland soll Opel insbesondere in den volumenstarken B- und C-SUV-Segmenten im Elektrobereich aufholen.

Während Firmenwagenfahrer von Steuervorteilen profitieren, gibt es für Privatkunden weniger finanzielle Anreize. Opel setzt daher auf wettbewerbsfähige Preise: „Wir bieten attraktive Elektroautos an, die preislich immer näher an vergleichbare Verbrenner herankommen.“ Gubitz betont, dass oft unpassende Vergleiche gezogen würden: „Ein Corsa mit 75 PS und Handschaltung wird mit dem Corsa Electric mit 156 PS und Automatik verglichen – das ist nicht sinnvoll. Dennoch sinken die Preisunterschiede kontinuierlich.“ Zudem positioniert sich Opel mit dem Corsa Electric und dem Frontera Electric als Anbieter der günstigsten Elektroautos eines deutschen Herstellers.

Ein weiteres Problem sieht Opel in der Wahrnehmung der Kunden: „Wir müssen besser vermitteln, dass der Wert eines Elektroautos nicht nur in der Antriebsart liegt, sondern auch im höheren Komfort und sportlicherem Fahren.“ Dazu kämen geringere Unterhaltskosten und eine bessere Umweltbilanz.

Handelspartner als Schlüssel zum Erfolg

Um mehr Kunden für Elektromobilität zu gewinnen, setzt Opel stark auf den Handel. „Alle Außendienstmitarbeiter und Händler fahren selbst elektrisch – nur wer eigene positive Erfahrungen gemacht hat, kann Elektroautos glaubwürdig verkaufen“, so Gubitz. Opel hat daher das „Electric All-in“-Programm entwickelt. Dieses umfasst eine achtjährige Batteriegarantie, eine inkludierte Wallbox sowie eine Absicherung für den Fall, dass Kunden mit leerer Batterie liegen bleiben. „Das kommt zwar kaum vor, aber in den Köpfen der Kunden ist die Angst groß“, erklärt Gubitz. „Deshalb möchten wir diese Schwellenangst abbauen.“

Die Diskussion um Reichweiten sieht Opel pragmatisch. „Viele fahren selten über 300 Kilometer ohne Pause – deswegen launchen wir den Frontera zunächst mit genau dieser Reichweite.“ Dadurch könne Opel den Preis unter 29.000 Euro halten. Besonders relevant für den Absatz sei zudem das Leasing: „Der Frontera Electric liegt bei 229 Euro im Monat ohne Sonderzahlung. Elektromobilität wird erst massentauglich, wenn sie für Kunden finanziell erreichbar ist, ohne Abstriche bei Alltagstauglichkeit, Sicherheit oder Komfort.“

Opel setzt auf Technologieoffenheit: „Wir sind keine Freunde von Verboten, sondern von Angeboten“, betont Gubitz. Daher bietet Opel weiterhin Verbrenner, Hybrid- und Elektroantriebe an, um unterschiedlichen Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. „Wir verstehen, dass nicht jeder Zugang zu Lademöglichkeiten hat oder dass ein Plug-in-Hybrid für bestimmte Fahrprofile sinnvoller ist.“

Ein weiteres Problem sind die Restwerte von Elektroautos. „Ich nenne das die ‚Restwertbanane‘, weil der Wertverlust anfangs hoch ist, sich aber nach ein paar Jahren dem von Verbrennern angleicht“, so der Opel-Vertriebschef. Langfristig könnten sich die Restwerte durch steigende Benzinpreise und eine CO₂-orientierte Besteuerung stabilisieren. „Wer einmal ein Elektroauto von Opel gekauft hat, will nie mehr zurück auf einen Verbrenner wechseln.“

Quelle: Opel – Opel-Vertriebschef: „Sind keine Freunde von Verboten, sondern von Angeboten“

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Wolfgang M.:

Und wieviel hast du effektiv bezahlt? Nach Rabatt und Bafa!
Das würde eine Einschätzung der harten Realität ermöglichen!

egon_meier:

Das ist ein Stellantis-Problem.
Wer die Erfahrungen von Ev-Clinc gelesen und verstanden hat der weiß, warum sich kein Händler einen gebrauchten Stellantis ans Bein binden wird.
Will er den wieder absetzen muss er 1 Jahr Gewährleistung mitliefern und das könnten mit hoher Wahrscheinlichkeit für den Verkäufer ruinös sein.

Frage am Rande: warum ein vierjähriges Auto verkaufen, das vom Tachostand fast neu ist? – die 20.000 macht mein Enyaq im Privatbetrieb im halben Jahr.

Pedro G.:

Die harte Realität Opel Mokka Ultimat ohne Leder 2021 mit 20,000km jetzt 2025 Ankauf Händler 13.000 € ⁉️

Niko8888:

Das „Restwertproblem“ ist eine Erfindung des Handels und der Presse, die immer vom Listenpreis aus rechnen.

Da ich als Verbraucher volle Bafa kassiert habe gibts für mich kein Restwertproblem.

Wenn ich mein eAuto heute nach 2,5 Jahren mit 60Tkm verkaufen würde, lege der Wertverlust bei etwa 35% was völlig im Rahmen ist

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