Norwegen, Vorreiter in der Nutzung von Elektroautos, wird sich nicht der Entscheidung der EU anschließen, höhere Zölle auf chinesische Elektroautos zu erheben. Dies gab Finanzminister Trygve Slagsvold Vedum bekannt, wie CarNewsChina.com berichtet. „Die Einführung von Zöllen auf chinesische Autos ist weder relevant noch wünschenswert für diese Regierung“, schrieb Vedum in einer E-Mail an Bloomberg.
Norwegen hat die höchste Dichte an Elektrofahrzeugen weltweit – prozentual betrachtet. Im letzten Jahr waren 24 Prozent der Bestandsfahrzeuge in Norwegen elektrisch, und mehr als 80 Prozent der im Jahr 2022 verkauften Neuwagen waren Elektroautos, so die Statistikbehörde Statistics Norway. Laut Automobil-Analyst Matthias Schmidt lag der Anteil rein elektrischer Fahrzeuge am gesamten Pkw-Markt im Jahr 2024 bei 90,2 Prozent (Stand 31. März 2024).
Laut der Norwegischen Straßenföderation (OFV) stammen über 12 Prozent der in Norwegen importierten Elektroautos von chinesischen Herstellern. Diese Zahl umfasst auch Polestar, schließt jedoch Volvo E-Autos aus. Norwegen ist bekanntermaßen der Markt, über den die meisten Elektroauto-Marken in Europa Fuß fassen wollen. Nio etwa betrat den norwegischen Markt im Mai 2021, ein Jahr vor dem offiziellen Markteintritt in der EU. Xpeng startete sogar schon 2020 in Norwegen. Einige chinesische Marken, die in Europa selten sind, wie Dongfengs Marke Voyah, verkaufen bereits seit 2022 ihre E-Autos in Norwegen.
Im Mai verkaufte Xpeng 67 Autos und Nio 66 Autos in Norwegen. Zum Vergleich: Tesla verkaufte im selben Monat 830 Elektroautos, während Volkswagen 1372 Einheiten seiner elektrischen ID.-Serie absetzte. Die führenden chinesischen Elektroautohersteller in Norwegen sind SAIC und Geely. MG, eine ehemalige britische Marke, die jetzt dem staatlichen Hersteller SAIC gehört, lieferte im letzten Monat 497 Elektroautos nach Norwegen. Polestar, im Besitz der Geely Group, verkaufte im Mai 328 Elektroautos. Alle MG- und Polestar-Autos werden in China produziert. Für Polestar würde laut aktuellen Strafzöllen 20,1 Prozent fällig werden. Beim staatlichen chinesischen Volkswagen-Partnerkonzern SAIC würden 38,1 Prozent Strafzölle fällig werden.
Das Vereinigte Königreich, ein weiteres europäisches Land außerhalb der EU, hat noch nicht angedeutet, ob es der EU-Politik folgen wird, die Zölle auf in China hergestellte Elektroautos zu erhöhen. Zum Hintergrund: Am 12. Juni stellte die Europäische Kommission (EK) fest, dass in China hergestellte Elektroautos von unfairen staatlichen Subventionen profitieren. Daher kündigte die EK zusätzliche Importzölle auf in China hergestellte E-Autos an, die je nach Automobilhersteller zwischen 17,4 und 38,1 Prozent liegen und auf den bereits gültigen Zollsatz von zehn Prozent zugeschlagen werden.
Quelle: CarNewsChina.com – Norway won’t join EU on Chinese EV tariffs