Nio in Europa: Weniger Verkäufe, aber neue Erlösquelle im Visier

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Nio

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 2 min

Der chinesische Autohersteller Nio tut sich weiter schwer, Elektroautos auf den europäischen Märkten in größeren Stückzahlen zu verkaufen. Erschwerend hinzu kommen dabei nun die Zölle der EU auf in China gefertigte E-Autos. Doch dank der Akkutausch-Stationen könnte Nio schon bald eine neue Einnahmequelle erschließen, berichtet die Automobilwoche.

Inzwischen hat Nio eigenen Angaben zufolge in ganz Europa 56 solcher Power Swap Stations aufgebaut, in denen Nio-Fahrer mit gemietetem Akku innerhalb weniger Minuten den fast leeren durch einen nahezu vollen Akku ersetzen können. Um dies zu ermöglichen, lagern in jeder Station mehrere Akkus, die im Fall von Nio 75 oder 100 kWh und seit Neuestem auch 150 kWh groß sein können.

Diese Batteriekapazität soll künftig dafür genutzt werden, um das lokale Stromnetz durch bidirektionales Laden zu stabilisieren, berichtet die Automobilwoche. Zwar werden die leeren Akkus aus dem Netz wieder aufgeladen, doch zu Stoßzeiten könnten die gelagerten Fahrzeugakkus auch wieder Energie ans Stromnetz abgeben, heißt es. „Das wird einen sehr großen Einfluss auf unsere Wirtschaftlichkeit haben“, sagte Kajsa Ivansson Sognefur, Leiterin von Nio Power Europe laut Automobilwoche.

Tests in Nachbarländern Deutschlands

„Nio führt derzeit in Dänemark und den Niederlanden sogenannte Frequenzausgleichstests durch. Dabei wird das Unternehmen dafür bezahlt, Batterien zu Zeiten aufzuladen, in denen diese Länder überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugen“, heißt es weiterhin im Artikel. Es ist davon auszugehen, dass andere Länder bei dieser Technologie deutlich früher in einen Serienzustand kommen, in Deutschland scheitern solche Überlegungen aktuell noch an bürokratischen Hürden. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass jedes zum Laden angesteckte Elektroauto netzdienlich sein könnte, also bei Spitzenlasten auch mal kurz Strom an das Netz abgeben könnte, um es zu stabilisieren – idealerweise natürlich gegen Bezahlung.

Beim Absatz von Autos tut sich Nio indes in Europa weiterhin schwer. Bis einschließlich Januar seien in ganz Europa nicht einmal 1200 Elektroautos verkauft worden, davon gut 300 in Deutschland. Das sind in Europa 20 und in Deutschland sogar mehr als 60 Prozent weniger als im Vorjahresvergleich. Und auch der Aufbau der Akkutausch-Stationen kostet den chinesischen Hersteller viel Geld. Da dürfte es ein Lichtblick sein, durch eine netzdienliche Nutzung bald voraussichtlich Einkünfte direkt durch die Stationen erzielen zu können.

Quelle: Automobilwoche – Schwacher E-Auto-Absatz: In der Not wird Nio erfinderisch

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Smartino:

„[…] in Deutschland scheitern solche Überlegungen aktuell noch an bürokratischen Hürden.“

Das ist wohl auch mit ein Grund, weshalb die neuen Automobilwerke überall in Europa gebaut werden ausser in Deutschland.
Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Die Politik ist gefordert, denn der früher sehr erfolgreiche Industriestandort ist gefährdet durch bürokratische Überregudlierung.

Philipp:

Und wieder der Angestellte von Nio.

Philipp:

Und wie viele der in Köln, Hamburg, etc. im Hochhaus lebenden haben KEINE Tiefgarage, Carpool oder anderen Stellplatz?
Seit 1960 gibt es die Stellplatzverordnung. Wenn das Gebäude nicht gerade in der Altstadt ist, ist ein Stellplatz vorhanden, weil gesetzlich vorgeschrieben.

Der 5min Tausch existiert nicht. Es ist immer der 50km Umweg zur Ladestation und zurück hinzuzurechnen. Und 25km hin und 25km zurück sind schon nah. Wie viele Wechselstationen sind denn in den Innenstädten? Ach ja, durch den Verkehr raus und wieder rein. Viel Spaß bei der 1h Fahrt zum Laden.

Roman L.:

Jeder von denen.. Köln 490.000 KFZ. Hamburg 940.000 KFZ, Berlin 1.230.000 KFZ…
Dein Beispiel (wenn nur 50% der Gesamtzahl zwingend öffentlich) = ca. 1h Ladezeit (Suche, Anstecken, Freischalten bereits inkludiert) pro Tag städtische 11kw
Oder jeder 2mal ein paar Stunden einkaufen gehen, natürlich in geordneter Absprache nach der Arbeit und Wochenende, Pensionisten bitte vormittags :-D
Köln, rund um die Uhr besetzt: 490.000*0,5 = 245.000h Ladeaufwand bei 10.200 11kw-Lader oder 1.020 Schnelllader 110er Durchschnitt.
Hamburg 24/7: 19.580 11kw Lader oder 1.958 Schnelllader
Berlin 24/7: 25.625 11kw oder 2.562 Schnelllader.
Werden schon nicht blockiert sein, zur Sicherheit vielleicht 2-3 extra. Aufgestellt durch Steuergeld?

Der Forenmeinung nach, wird jeder von denen so schnell wie ein Taycan laden, sagen dir doppelt so schnell, 220kw Durchschnitt. Die Städte werden vor Mega-Hyper-Supercharger nur so wimmeln, und das Einkaufen wird gleichzeitig flotter. Netzstabilität geht schon klar, macht irgendwer.

Beispiel 5min Tausch mit 50kwh Durchschnitt (vs 5h Ladezeit)
Köln: 490.000*0,5/5h = 49.000swap / 12 pro h = 4083/24h = 170 Stationen rund um die Uhr
Hamburg: 326 Stationen
Berlin: 427 Stationen

Unnötig theoretisch diese Beispiele. Zeigt den Aufwand und eine Alternative für die Zukunft, die schneller, stressfreier, wettergeschützter, kabelloser, sauberer und insgesamt gemütlicheren ist, ohne Ladesäulenkämpfe. Der eine so, der andere kniend bei Rheinmetall (bleibt die Lachnummer 2024)

Wolfbrecht Gösebert:

Josef schrieb hier:
„Mio von Personen in Hochhäuser[n] […] in Massen[ ]…[ ]auch bei uns[ ]…[ ]und all die Laternenparker in den Großstädten.“

Bitte? In -D- leben eben gerade NICHT »Millionen von Menschen in Hochhäusern«!

„Einfach an die Wechselstation zu fahren und in 5[ ]min den Wochenbedarf abholen ist dann wie tanken von Benzin.“

Nimm EINFACH mal Deine ‚Tankstellenbrille‘ ab :) Bei 30–50 ø-km pro Tag muß der Durchschnittsfahrer mit 350-km-Akku (oder mehr!) noch gerade 1 bis max. 2 Mal in der Woche laden – und DAS kann doch praktisch jeder von denen ganz bequem z.B. schon beim 1–2 maligen Einkauf in der Woche erledigen! Und ich selbst lade schon 10 Jahre lang in der Mieter-Tiefgarage mit max. 2 Min. Zeitaufwand!

Viele hier – jedenfalls DIE, die das Autofahren selber bezahlen müssen – können offenbar erkennen, dass die BAAS-Kosten* der Akkus einfach zu hoch sind: Du hättest im obigen Artikel lesen und verstehen sollen, dass NIO in „… Deutschland sogar mehr als 60 Prozent weniger [Fahrzeuge] als im Vorjahresvergleich“ verkauft hat! . [*)BAAS = Battery as a Service]

Im übrigen ist die Festlegung auf eine konkrete Wechselakku-Technik sowieso früher oder später eine »technische Sackgasse«: NIO mußte nach kaum 6 Jahren Fertigungsbeginn mit bisherigem 400-V-Akku schon (schmerzhaft!) die technologische Weiterentwicklung erkennen und »in Kauf nehmen«, die neue Onvo-Fahrzeug-Serie auf einem neuen, inkompatiblen, auf 900-V-Technik basierenden Siliziumkarbid-Technik aufzubauen! Unangenehme Folgen sind : Die Akkus sind untereinander NICHT kompatibel und die bisherige Wechselstation Generation 1 und 2 (soweit es noch Stückzahlen davon gibt) können die eh NICHT wechseln, die Generation 3 muß dafür extra umgerüstet werden und erst die neue Generation 4 ist darauf eingerichtet – muß aber künftig auch eine mehrfache Zahl VERSCHIEDENER Akkus bereithalten … alles das ERHÖHT die Kosten für NIO!

Hintergrund: Lt. CNEVPOST vom 12. Sep 2024 hatte NIO folgende Ergebnisse für das zweite Quartal 2024:
Die Einnahmen beliefen sich auf 17,446 Mrd. RMB (ca. 2,499 Milliarden US-$).
Der NettoVERLUST im Quartal betrug 5,05 Mrd. RMB (ca. 0,724 Milliarden US-$).

Wer zahlt das alles? Wie soll das weitergehen, wenn die hier wenigen Wechselstationen noch nicht mal *annähernd* ausgelastet sind?

Martin:

und wer tankt zu hause? Auch E-Autos haben eine Reichweite, die nicht täglich geladen werden muss. Es gibt da sehr gute Studien, die den Bedarf an Ladesäulen berechnen. Zum Thema Energiespeicher. NIO ist da nicht spät dran. Bidirektionales Laden zur Netzdienlichkeit geht gerade erst los u.a. aus Gründen der Regulatorik und der großen Anzahl an Netzbetreibern in D. Der Bedarf ist so immens durch den Ausbau der Erneuerbaren, dass sich hier auch ein sehr großer Markt aufbaut, welcher durch den weiteren Ausbau der Erneuerbaren nur noch größer wird.

Gregor:

„können aber ca 60% der Bevölkerung nicht“ jeder Hans und Franz wird an allen ecken und enden eine Wallbox haben/finden. Daher wird Swap Station keine Relevanz haben (hat sie ja auch aktuell nicht).

Roman L.:

Youtube -> aber zuhören reicht aus
#2 Empowering the Energy Transition: NIO leads the way with advanced Energy Storage

Josef:

Nö, selbst CATL als größter Zellhersteller hat erkannt, dass laden alleine nicht reicht als Angebot.
Sie wollen in China einen eigenes Wechselsystem etablieren, was bei der Größe von CATL besser funktionieren sollte als bei NIO als kleiner Fisch.
Es sollen ca. 10000 Wechselstationen in China gebaut werden, damit die Mio von Personen in Hochhäuser ohne Kabelladen auch ein eAuto fahren können.
Gerade in China gibt es solche Wohnblöcke in Massen…auch bei uns…und all die Laternenparker in den Großstädten.

Einfach an die Wechselstation zu fahren und in 5min den Wochenbedarf abholen ist dann wie tanken von Benzin.
Nicht umsonst hat Björn Nyland nur mit einem NIO fast die Referenzzeit auf 1000km zu einem Verbrenner geschafft…
Es gibt nicht DIE eine Lösung für alle und jede Situation.

Bei der derzeit noch homöopathischen Anzahl von eAutos ist laden mit Kabel vielleicht für alle möglich…bei potentiell 48 Mio Autos wie heute im Bestand, wird es nicht mehr so einfach gehen (für alle in Hochhäuser und Laternenparker)…außer wir laden einmal in 5min auf 100%, wie ein Tankvorgang.

Deswegen genügen 14000 Tankstellen für 48 Mio Autos…tanken ist sehr schnell UND die Reichweite ist sehr hoch pro Tankvorgang. D.h. man braucht die Tanke sehr selten und daher skaliert diese kleine Anzahl auf Mio von Autos.
Reines Laden skaliert nur wenn alle zu Hause laden könnten…können aber ca 60% der Bevölkerung nicht.

Gregor:

Ja klar, Nio kann ja versuchen mal gegen die Konkurrenz von The Mobility House zu kämpfen. Denn TMH lässt seine mega Akku Packs netzdienlich handeln. Da kann Nio gern mit machen und seine 5€/Jahr verdienen. Immerhin mehr, als sie mit Autos in der EU verdienen.

Wenn ich dann noch an Eyond denke, bei denen viele Autos zuhause an Wallboxen stecken und den Strom netzdienlich laden… dann ist Nio ziemlich spät dran. Aber hey, probieren können sie es ja.

Nio wird es aber sehr schwer haben, da die teure Akkuwechseltechnik einfach niemand in der EU braucht und damit auch niemand bezahlen will. Plugin BEV reichen vollkommen aus.

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