Anfang Mai 2018 hat die EnBW erstmalig die Diskussionen um die Netzstabilität beim vermehrten Einsatz von E-Autos aus der Theorie in die Praxis geholt. In der Belchenstraße in Ostfildern südlich von Stuttgart, standen von Mai an, neben den bisherigen Verbrenner, auch E-Autos. Doch damit war Anfang November Schluss. Das nächste, einjährige Projekt steht bereits in den Startlöcher. Tamm soll „Elektropionier am Steuer“ beobachten. In kleinerem Rahmen wurde nun im ländlichen Gebiet ein weiteres Projekt ins Leben gerufen.
Acht Haushalte im Blick: Einflüsse Ladevorgänge auf Verteilnetz in ländlichem Gebiet
Im Mittelpunkt des Projektes stehen die Einflüsse privater Ladevorgänge auf das Verteilnetz in einem ländlichen Gebiet. Acht Haushalte in Kusterdingen (Kreis Tübingen) beteiligen sich an dem Feldtest, der bis März 2021 geplant ist. Die EnBW-Tochter geht von einem Wachstum der E-Mobilität im ländlichen Raum aus und will daher neben Ballungszentren und insbesondere die „Speckgürtel“ um die Großstädte, auch diesen Bereich genauer betrachten.
Denn „außerhalb der Neubaugebiete sind gerade in den Dörfern die Verteilnetze oft natürlicher gewachsen und noch nicht so stark ausgelegt“ erläutert Projektleiter Patrick Vasile. Zudem dürfte sich das Nutzerverhalten deutlich unterscheiden. In einer aufs freie Feld führenden Straße im Kusterdinger Ortsteil Wankheim haben die Tüftler der Netze BW im Sommer 2019 einen Stromkreis ausfindig gemacht, der aus technischer Sicht für die Tests passt. Von den rund 60 Haushalten hatten für Vasile „erfreulich viele“ ihre Bereitschaft zur Teilnahme bekundet.
Daraufhin habe die NetzeBW Berechnungen und Messungen des Spannungsniveaus sowie der Leitungsauslastung durchgeführt, um im Anschluss sieben Haushalte auszuwählen, denen seit Ende Januar je ein Renault Zoe oder ein Nissan Leaf zur Verfügung steht. Geladen wird mit einer eigens zur Verfügung gestellten Wallbox, welche nach Abschluss des Projekts übernommen oder rückgebaut werden.
Neben der Installation der Wallboxen, welche eher vom Aufwand her überschaubar war, gestaltetet sich der technische Aufwand in dem Strang des Ortsnetzes aufwendiger. Drei redundante Messsysteme an sensiblen Punkten wie der Umspannstation oder den Verteilerkästen überwachen zunächst Stromstärken und Spannung. Das Lademanagementsystem der EnBW-Tochter energybase dient dazu, mögliche Engpässe im Netz zu vermeiden. Unterstützt wird es von einem zentralen Batteriespeicher mit 66 kWh Kapazität. Ein kleineres Gerät mit 19 kWh soll zudem dezentral bei einem der Teilnehmer für weitgehende Autarkie sorgen.
Quelle: Netze BW – Pressemitteilung vom 30. Januar 2020