München bestellt weitere 71 Elektrobusse und testet autonomen ÖPNV-Betrieb

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SWM / MVG

Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 4 min

Die Stadtwerke München (SWM) und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) investieren weiter in die Dekarbonisierung der Busflotte: Nach Ablauf der Einspruchsfrist für unterlegene Bieter wurden nun weitere 71 Elektrobusse bestellt, so die beiden Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung.

Die Aufträge gingen an drei Hersteller, die bereits auf Münchens Straßen vertreten sind: 30 Gelenkbusse (18 Meter Länge) liefert DaimlerBus, weitere 28 Gelenkbusse kommen vom niederländischen Hersteller Ebusco, diese werden in Carbon-Leichtbauweise gefertigt. 13 Solobusse (12 Meter lang) werden von MAN gebaut. Die erwarteten Reichweiten betragen bis zu 250 Kilometer bei den Gelenkbussen bzw. bis zu 300 Kilometer bei den Solobussen.

Für die Fahrzeuge, die von Frühjahr 2024 bis Frühjahr 2025 geliefert werden sollen, investieren die SWM knapp 54 Millionen Euro. Die Mehrkosten gegenüber herkömmlichen Dieselbussen werden größtenteils durch Fördermittel des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr sowie des Freistaates Bayern ausgeglichen.

Mit den E-Bussen, die wir bereits im Einsatz haben, und jenen, die wir in diesem Jahr noch erwarten sowie den neuen Bestellungen umfasst unsere Flotte 132 Busse. Damit kommen wir unserem Ziel, bis 2035 nur noch elektrisch angetriebene Busse einzusetzen, wieder einen großen Schritt näher“, sagt MVG-Chef Ingo Wortmann.

MVG und Partner entwickeln automatisierte Fahrzeuge für den ÖPNV

Bereits vor einigen Wochen veröffentlichten SWM und MVG Details zum Förderprojekt MINGA, welches das Ziel hat, den öffentlichen Personennahverkehr weiterzuentwickeln. In der Projektlaufzeit bis Ende 2025 liegt der Fokus auf der Automatisierung von On-Demand-Fahrzeugen und Bussen. Das Forschungsvorhaben wird im Rahmen der Förderrichtlinie „Autonomes und vernetztes Fahren in öffentlichen Verkehren“ durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit rund 13 Millionen Euro gefördert.

Ingo Wortmann, SWM Geschäftsführer Mobilität und MVG-Chef: „Wir sind stolz darauf, die Automatisierung des öffentlichen Nahverkehrs als Partner im Projekt MINGA vorantreiben und Maßstäbe für die Branche setzen zu können. Damit machen wir den ÖPNV für unsere Fahrgäste attraktiver, und schaffen die Grundlage für eine weitere Automatisierung und für flexible neue Angebote“.

Es soll ein On-Demand-Angebot entstehen, das U-Bahn, Bus und Tram bestmöglich ergänzt. „Die MVG ist darauf vorbereitet – wir haben dafür in unserer neuen Leitstelle bereits entsprechende Arbeitsplätze integriert“, erklärt Wortmann. Ein weiterer wesentlicher Aspekt sei mittelfristig der Ersatz für die dieselbetriebenen Buszüge, die in dieser Form nur schwer zu elektrifizieren sind, um unsere Busflotte bis 2035 komplett elektrisch betreiben zu können. Bei den Buszügen zieht ein normaler Linienbus einen Anhänger für den Personentransport hinter sich her. Mit Elektrobussen ist geplant, zwei Solobusse virtuell zu Bus-Platoons zu koppeln. Ein weiteres wichtiges Teilprojekt umfasse einen automatisierten Solobus, der perspektivisch fahrerlos verkehren kann.

SWM und MVG seien federführend beim Aufbau eines autonomen On-Demand-Ridepooling-Dienstes und des Linienbetriebs von zwei automatisierten Bussystemen. Für eine ganzheitliche Untersuchung von der Planung über die Genehmigung und den Aufbau bis hin zur Umsetzung arbeiten Teams aus Forschung und Entwicklung, Kommune und Betreiberunternehmen zusammen. Das Betriebsgebiet, in dem die Fahrzeuge erprobt werden, soll verschiedene verkehrliche Herausforderungen bieten und gut an einen Betriebshof angebunden sein. Bis 2024 ist die Vorbereitung mit dem technischen Aufbau und der Klärung regulatorischer Aspekte für den Betrieb dieser autonomen Dienste vorgesehen. Der Probebetrieb soll im Lauf des Jahres 2025 starten. Bis zum Ende der Projektlaufzeit ist die Zulassung für den Fahrgasteinsatz angestrebt.

Automatisierter On-Demand-Verkehr

Gemeinsam mit dem Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München und der DB-Tochter ioki, die Softwarelösungen für den öffentlichen Nahverkehr anbietet, bauen SWM und MVG ein Ridepoolingsystem mit drei bis fünf automatisierten Fahrzeugen im On-Demand-Betrieb auf. Die Beschaffung der Fahrzeuge für den automatisierten On-Demand-Betrieb im Mischverkehr wird im Projekt öffentlich ausgeschrieben.

Autonom-Fahren-Muenchen
SWM / MVG

Die Vorbereitung des Fahrbetriebs ist in mehreren Phasen vorgesehen. Zunächst findet ein Probebetrieb ohne Fahrgäste mit Sicherheitsfahrern statt und in der Endphase sind Testfahrten mit Fahrgästen unter technischer Aufsicht in Abstimmung mit den Genehmigungsbehörden geplant.

Die Untersuchung soll neben der technischen Umsetzung auch Daten zu Fahrleistung und Wartung liefern, um Prozesse optimieren zu können. Außerdem entstehen konkrete Vorschläge zur Ausgestaltung der Technischen Aufsicht von autonomen Fahrzeugen im Personennahverkehr. In diesem Zusammenhang soll auch ein Leitfaden für die Branche erarbeitet werden.

Automatisierte Busse im Linienbetrieb

Außerdem testen die SWM gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern der Universität Stuttgart, vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem FZI Forschungszentrum Informatik sowie dem Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München verschiedene Systeme für den Linienbetrieb mit automatisierten Bussen. Dabei werden auch mit Blick auf mobilitätseingeschränkte Personen barrierefreie Angebote erarbeitet.

Für die Automatisierung eines Solobusses wird gemeinsam mit dem Hersteller MAN Truck & Bus ein 12 Meter langer Elektrobus mit einem Self Driving System (SDS) ausgestattet. Im Fokus steht die Sicherstellung eines ordnungsgemäßen und verkehrssicheren Linienbetriebs in Abstimmung mit den Genehmigungsbehörden.

Für die Entwicklung von zwei Bus-Platoons ist der Hersteller Ebusco Partner im Projekt. Dabei wird ein Verband von zwei mit einer virtuellen Deichsel verbundenen Busse gebildet. Der hintere Bus folgt dabei dem ersten Fahrzeug automatisch. Damit können kapazitätsstarke Einheiten im Busverkehr angeboten werden, die dann auch die dieselbetriebenen Buszüge ersetzen können.

Quelle: SWM – Mitteilungen vom 02.08.2023 und 24.05.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Jakob Sperling:

Aktuell fahren etwas um die 1’000 in Europa und 2-3’000 in China.

Mein Enkel hält auch die Augen zu, wenn er etwas nicht sehen will.

Mehr oder weniger jeder Bus-Hersteller hat Wasserstoff-Busse in der Pipeline – ist einfach ein wenig komplizierter, als eine Batterie zu kaufen und mit der ebenfalls eingekauften E-Achse zu verbinden, darum dauert das halt 2-3 Jahre länger.

Meldung heute z.B.: Solaris liefert (liefert!) 10 H2-Busse nach Bayern.

Jakob Sperling:

Ich habe nicht gesagt, es gäbe keine ‚Wasserstoffbusse‘.
Davon fahren heute schon ein paar Tausend von einem halben Dutzend Herstellern auf den Strassen.
Du hast doch sonst so eine Sorge um die deutsche Grammatik.

Marc:

Naja, du musst schon zugeben, dass Wasserstoff in Bussen aktuell doch maximal als Peroxid zum Färben der Haare und bleachen der Zähne der Passagiere eingesetzt wird, oder?

Wolfbrecht Gösebert:

Ja, nee, klar … deswegen auch nur 41.000 Treffer für »Wasserstoffbusse«“

Jakob Sperling:

Übrigens: Es gibt keine ‚Wasserstoff Busse‘.

Jakob Sperling:

Das zum Thema: Verstärkung der selektiven Wahrnehmung.

Jakob Sperling:

Auf Schiene oder mindestens eigenen Fahrspuren kein Problem.
In der ‚freien Wildbahn‘ wohl noch viele Jahre nicht ganz problemlos.

Michael Neißendorfer:

In München nahe meiner Wohnung gibts einen Busbahnhof, wo sich eine Handvoll Buslinien, zwei U-Bahn-Linien und eine Tram treffen. Die Buslinien fahren im 10-Minuten-Takt, und auch die vielen Buszüge mit den Anhängern sind rappelvoll zu Stoßzeiten. Von daher nachvollziehbar die Idee mit dem Platooning, bin schon gespannt, die mal live zu sehen.

Sven:

Wenn ich an der Bushaltestelle stehe, will ich doch als Fahrgasts nicht, das jede Stunde einmal ein überlanger Bus kommt, sondern jede Viertelstunde ein kleineres Fahrzeug.
Mir ist schon klar, warum das wegen Fahrermangel zur Zeit nicht geht, genau deswegen sollten die den Fokus auf das autonome Fahren richten.
Der RMV im Raum Frankfurt wollte das übrigens diesen Sommer einführen, doch anscheinden hat Mobileye gekniffen und die Zulassung der autonomen Fahrzeuge nicht beantragt.

Marc:

Man wundert sich sowieso, was die ÖPNV-Träger so machen. Was man definitiv fahrerlos betreiben kann, sind die U-Bahnen und S-Bahnen. Man muss nur die Bahnhöfe zum Gleis hin absperren. Solche Absperrungen gibt es seit Jahrzehnten in anderen Städten. Dann ist der letzte Schritt zumindest bei U-Bahnen sehr einfach.

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