MG IM5 Performance im Test: Doppelt gemoppelt

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Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 5 min

In China macht man keine halben Sachen. Das haben die westlichen Autobauer mittlerweile gelernt. SAICs beziehungsweise MGs Premiumtochter ist das nächste Beispiel. Das E-SUV IM6 ist eindeutig ein Konkurrent des Tesla Model Y. Ein Blick genügt. Da doppelt gemoppelt besser hält, werfen die Chinesen mit der Limousine IM5 gleich einen Model-3-Konkurrenten mit in den Ring. Beide IMs sind wie aus dem Gesicht geschnitten. Aber im Detail gibt es technische Unterschiede, die über die Fahrzeuggattung hinausgehen.

Das fängt bei den Batteriegrößen des IM5 an. Das ist bei beiden Stromern eine NMC-Batterie (Nickel-Mangan-Cobalt) mit einer Kapazität von 100 Kilowattstunden (96,5 kWh netto) verbaut. Allerdings bietet MG beim IM5 auch eine Einsteigerversion mit einer 400-Volt-Architektur mit 75-kWh-LFP-Akkus (Lithium-Eisenphosphat), Heckantrieb und 217 kW / 295 PS. Das reicht für 490 Kilometer. Da diese Energiespeicher günstiger sind als die NMC-Variante, kann MG den IM5 in Großbritannien zu einem Preis von rund 45.700 Euro anbieten. Dabei muss man beachten, dass das Vereinigte Königreich aktuell zehn Prozent Zoll auf chinesische Autos erhebt.

Zum Vergleich: Das Model 3 startet bei 40.970 Euro und kommt 513 Kilometer weit. Das zeigt, dass Tesla nach wie vor bei der Effizienz weit vorne mitspielt. Dagegen bietet der IM5 einiges an Ausstattung. Darunter ein Soundsystem mit 20 Lautsprechern, Innenraum-Noise-Cancelling sowie autonome Fahrfunktionen wie das Ein- und Ausparken per Knopfdruck.

Das Top-Modell hat Allradantrieb, ein massives Drehmoment von 802 Newtonmetern, kostet umgerechnet etwa 56.200 Euro, kommt maximal 575 Kilometer weit und hat 553 kW / 752 PS. Die Kraft kommt von zwei PSM-Maschinen (permanenterregte Synchronmotoren) mit 330 kW / 408 PS an der Hinterachse und 253 kW / 344 PS vorne. Diese Triebwerke lassen sich gut kühlen, schneiden deswegen bei der Rekuperation gut ab und strecken auch nicht die Kupferwicklungen, wenn man mehrmals hintereinander ambitioniert beschleunigt. Das Ansprechverhalten ist auch dementsprechend gut.

Bei unserer Testfahrt kamen wir auf einen Durchschnittsverbrauch von 23 kWh/100 km, also 3,3 kWh/100 km mehr als im Datenblatt angegeben. Trotz der Leistung ist dieser Wert ein wenig hoch. Schließlich haben wir nicht einmal an der Höchstgeschwindigkeit von 267 km/h gekratzt und den 2298 Kilogramm schweren IM5 nicht in 3,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h geprügelt. Wem Hinterradantrieb, 300 kW / 408 PS sowie 500 Nm reichen, der kann sich die Long Range Version des IM5 holen und mit einer Batterieladung bis zu 710 km zurücklegen. Der cW-Wert von 0,226 hilft dabei.

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Das Fahrwerk ist der Antriebskraft der Performance-Variante durchaus gewachsen. Es verfügt über adaptive Dämpfer und Stahlfedern. Das klingt zunächst weniger spannend als die Hightech-Variante mit Luftfedern, die bei großem SUV-Bruder IM6 verbaut ist, schlägt sich aber im Alltagseinsatz durchaus beachtlich. Das Fahrwerk ist „europäischer“ abgestimmt, ohne übertrieben straff zu sein. Es agiert verbindlich und nervt die Insassen nicht mit einem übertriebenen Nachwippen, sobald man eine Bodenunebenheit überfährt. Dass die Batterie Teil des Rohbaus ist, hilft bei der Verwindungssteifigkeit und damit auch beim Komfort. Daher kommt der IM5 mit schlechten Straßen gut zurecht. Die im Vergleich zur chinesischen Version dickeren Querstabilisatoren machen sich beim Einlenken und dem Durchfahren von Kurven positiv bemerkbar. Die Hinterachslenkung, bei der die Räder mit maximal sechs Grad einschlagen, hilft bei engen Ecken.

Dennoch kann der Stromer aus China seine Herkunft nicht ganz verleugnen. Die Beinauflage ist zu kurz und der Seitenhalt gering. Die Boxenstopps an der Ladesäule dauern jedenfalls nicht lange. Aufgrund der maximalen Ladeleistung von 396 kW sind die Akkus innerhalb von 17 Minuten von zehn auf 80 Prozent gefüllt. Die AC-Ladeleistung an der Wallbox ist mit 11 kW in Ordnung. SAIC beziehungsweise MG IM denkt bereits an die Zukunft, denn die noch namenlose Elektroauto-Plattform ist auch für Feststoffbatterien geeignet.

Es geht ruhig zu in dem flotten Chinesen

Wenn man im IM5 unterwegs ist, fällt auf, wie ruhig es in dem flotten Chinesen zugeht. Das liegt unter anderem an einer Technologie, die ähnlich wie die Geräuschunterdrückung bei Noise-Cancelling-Kopfhörern funktioniert und die Innenraumgeräusche um 12 dB reduziert. Nicht nur deswegen geht es im MG IM5 ziemlich gemütlich zu. Der Radstand ist mit 2,95 Metern identisch zum SUV IM6, der mit einer Länge von 4,90 Metern drei Zentimeter kürzer als der IM5 ist, aber mit einer Breite von 1,99 Metern drei Zentimeter breiter. Das bedeutet, dass sich auch klaustrophobische Naturen in der Limousine nicht beengt fühlen. Bei der Verarbeitungsqualität können die chinesischen Autobauer ohnehin längst mithalten.

Auch das Infotainmentsystem entspricht dem des teureren Bruders. Also baut sich vor dem Fahrer ein riesiges 26,3 Zoll großes Display für die digitalen Instrumente auf, das zum Teil den eigenen Bedürfnissen und Wünschen angepasst werden kann. Die identische Bestückung heißt aber auch, dass sich der 10,5-Zoll-Touchscreen, über den das Infotainmentsystem gesteuert wird, links neben dem Fahrersitz (nicht vergessen: Rechtslenkerversion) befindet und dort zu tief angebracht ist. Bei jedem Bedienschritt wandert der Blick des Piloten des unweigerlich kurz nach unten. Stichwort: Fahrerablenkung. Als Alternativen stehen die Walzen im Lenkrad und die Sprachbedienung zur Verfügung. Immerhin findet man in den Türen noch ein paar klassische Elemente, wie etwa die Fensterheber. Das Smartphone ruht in einer gekühlten Ladeschale und zieht mit 50 Watt Strom. Apple CarPlay und Android Auto funktionieren drahtlos.

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Bei den Fahrassistenten herrscht zwischen den beiden Brüdern ebenfalls Gleichstand. Deshalb freuen wir uns auch im IM5 über den Robo-Parkassistenten, der das Auto auf Knopfdruck längs oder quer abstellt. Diese Funktion und die Rundumkamera helfen, sobald man das Steuer selbst in die Hand nimmt, da der Blick durch die Heckscheibe dem durch eine Schießscharte gleicht. Unterwegs unterstützen die Sensoren auch den Tempomaten. Noch bietet MG IM kein autonomes Fahren des Level 3 an, aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Apropos: Auch der MG IM5 kommt zunächst in Großbritannien, Norwegen und der Schweiz auf den Markt.

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Wolfgang Gomoll

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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