So will Mercedes das eigene Ladenetz gestalten

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Mercedes-Benz

Daniel Krenzer
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Im Stile von Tesla möchte nun auch Mercedes-Benz – wenn auch viele Jahre später – ein eigenes weltweites Ladenetz ausbauen, um vor allem den eigenen Kunden mehr Reisekomfort zu bieten und dabei zu helfen, die Kundschaft behutsam in das Zeitalter der Elektromobilität zu begleiten. Der Projektverantwortliche Nico Dettmer berichtete nun der Automobilwoche im Interview, was der deutsche Autobauer sich konkret für sein Ladenetz vorgenommen hat.

Wie bereits angekündigt, will Mercedes bis 2030 mehr als 2000 Ladestationen mit 10.000 Ladepunkte installiert haben. „In den USA haben wir vor ein paar Wochen den ersten Standort in Atlanta eröffnet. Hier sollen es bis zum Ende des Jahrzehnts rund 400 Ladeparks sein. In China, wo wir mit BMW gemeinsam antreten, sollen es in drei Jahren mindestens 1000 Stationen mit 7000 Ladepunkten sein. In ­Europa planen wir bis zu 500 Ladeparks“, führt Dettmer aus. In Deutschland hatte Ende 2023 in Mannheim der erste Standort geöffnet.

Wo es wann in Deutschland weitergeht, sei jedoch noch nicht fix. Dies liege daran, dass je nach Standort die Genehmigungen unterschiedlich schnell erteilt werden. „Wir haben viele Flächen vertraglich gesichert. Bis Ende 2024 sollen 200 Ladepunkte installiert sein. Neben Deutschland werden beispielsweise auch Frankreich und Italien einen Schwerpunkt bilden, dazu kommen die skandinavischen Länder. Aber wie die Standorte der Reihe nach eröffnen, lässt noch nicht genau sagen“, sagte Dettmer.

Bei der Standortwahl für die Ladeparks mit vier bis zwölf Ladepunkten stehe dabei die Frage im Fokus, wo die Kunden gerne ihre Ladepause verbringen möchten. Das könnte bei einer Einkaufsmöglichkeit ein oder auch bei einem schönen Café. Bei dem jeweiligen Partner soll es zudem eine Möglichkeit geben, auf Toilette gehen zu können.

Mercedes-Kunden können Ladeplatz reservieren

Seitens Mercedes erwartet man, dass die Auslastung von Ladepunkten in Deutschland zukünftig weiter deutlich ansteigen dürfte. „Mittelfristig gehen wir ­davon aus, dass sich ein profitables Geschäftsfeld entwickelt. Bei ­höheren Auslastungsgraden werden unsere Mercedes-Benz-Kunden von unserer intelligenten Reservierungsfunk­tion profitieren„, führte Dettmer im Gespräch mit der Automobilwoche aus. Reservieren können sich Fahrer anderer Marken die Ladeplätze nicht, allerdings ist die Nutzung freier Slots für alle freigegeben. Insgesamt will Mercedes-Benz in Europa bis Ende des Jahrzehnts „einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag“ für die geplanten 450 bis 500 Ladeparks investieren.

Nachdem man den Kunden mit Mercedes me Charge bereits eine komfortable Ladekarte für weltweit 1,5 Million Ladepunkte zur Verfügung stelle, gehe es bei den eigenen Ladeparks auch darum, einen größeren Anteil der Wertschöpfung bei der Nutzung der Mercedes-Elektroautos in der eigenen Hand zu behalten. Die Investitionen in das eigene Netz bedeuteten jedoch nicht, dass sich Mercedes aus dem Ionity-Ladeverbund zurückziehen werde. Die Ladesäulen unter dieser Marke werden von mehreren Automobilherstellern gemeinsam angeboten.

Und auch weiteren Formen des Ladens steht Mercedes offen gegenüber, wie Dettmer schildert: „Ich möchte nicht ausschließen, dass wir in ­Zukunft induktives Laden oder auch automatisiertes Laden mit Robotern sehen werden.“

Quelle: Automobilwoche – „Eigenes Ladenetz: Was Mercedes vorhat“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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