Mercedes will fairen Handel mit China statt Zölle

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Mercedes-Benz

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius hat sich am Rande der Automesse in Shanghai zu den aktuellen Handelsgesprächen zwischen Europa und China geäußert, wie Automotive News Europe berichtet. Dabei sprach er sich gegen Strafzölle auf in China produzierte E-Autos aus. Stattdessen warb er für faire Bedingungen im Wettbewerb – und warnte davor, mit zu harten Maßnahmen wirtschaftlichen Fortschritt zu gefährden.

Nach Einschätzung des Mercedes-Chefs sind Zölle das gröbste Mittel in einem ohnehin komplexen Handelskonflikt. Europa sollte nicht vorschnell zu Handelsbarrieren greifen, sondern auf eine ausgewogene Lösung setzen. Ein freier Markt könne nur dann funktionieren, wenn für alle Beteiligten faire Regeln gelten, so Källenius. Einseitige Einschränkungen schränkten nicht nur den Wettbewerb ein, sondern auch die Innovationskraft der Industrie.

Die Europäische Union hatte im Oktober 2024 zusätzliche Importzölle auf chinesische E-Autos eingeführt. Je nach Hersteller liegen diese zwischen 17 und 35,3 Prozent – und kamen zusätzlich zur bisherigen Einfuhrabgabe von 10 Prozent. Die Maßnahme richtete sich unter anderem gegen Modelle von BYD, Geely und SAIC. China reagierte mit eigenen Handelshemmnissen, die unter anderem französische Cognac-Produzenten trafen.

Im Hintergrund laufen jedoch Gespräche über einen möglichen Kompromiss. Denkbar wäre eine Einigung auf Mindestpreise für importierte Elektroautos. Solche Preisbindungen könnten einen Handelskrieg verhindern und zugleich einen gemeinsamen Rahmen für beide Seiten schaffen. Källenius betonte, dass sich beide Seiten in Verhandlungen befinden und er auf eine Einigung hoffe.

In seiner Funktion als Präsident des europäischen Autoherstellerverbands ACEA unterstrich er zudem die Bedeutung des Wettbewerbs. Aus seiner Sicht entstehen die besten Ideen dort, wo Unternehmen dem Markt offen ausgesetzt sind. Deshalb wünscht er sich einen Markt, der auch für chinesische Hersteller zugänglich bleibt – solange diese sich an gemeinsame Spielregeln halten.

Källenius’ Aussagen kamen nicht zufällig im Rahmen der Messe in Shanghai. Mercedes stellte dort ein neues Konzeptauto vor: den Vision V. Der vollelektrische Van ist für den chinesischen Markt gedacht und soll demnächst in Serie gehen. Das Modell ist Teil einer größeren Strategie, die Marktpräsenz in China zu stärken – trotz politischer Spannungen.

Mit Blick auf die kommenden Jahre rechnet der Mercedes-Chef mit mehr Dynamik im oberen Segment der Elektromobilität. Vor allem teurere E-Autos könnten stark zulegen. Gleichzeitig geht er davon aus, dass Plug-in-Hybride bis zum Ende des Jahrzehnts eine wichtige Rolle spielen werden. Die Nachfrage sei weiterhin vorhanden, besonders in Regionen mit unzureichender Ladeinfrastruktur.

Källenius’ Appell ist klar: Statt Mauern zu bauen, sollte der Dialog im Vordergrund stehen. Die Zukunft der Elektromobilität liege nicht in Handelsbarrieren, sondern im gegenseitigen Verständnis und fairen Bedingungen für alle Marktteilnehmer.

Quelle: Automotive News Europe – Mercedes CEO urges EU to find ‘equitable’ solution on Chinese EV tariffs

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Pedro G.:

Ist ja klar das Mercedes die in China produzierten Autos auch gerne in Europa verkaufen möchte und umgekehrt ⁉️

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