Mercedes-Chef über E-Mobilität: „Wir erfinden das Auto neu“

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Mercedes-Benz

Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Ola Källenius, der Vorstandsvorsitzende des Autoherstellers Mercedes, sprach in einem Interview mit der Zeit über die Abspaltung der Lkw-Sparte, den Wandel in der Automobilbranche, die Abkehr vom Verbrenner und die Elektrifizierung der Pkw-Mobilität.

So einen Umbruch wie gerade in der Autoindustrie haben wir seit Jahrzehnten nicht erlebt. Wir erfinden das Auto neu“, erklärt Källenius zu Beginn des Interviews: „Mobilität soll sicher, intelligent und CO2-frei werden, alles gleichzeitig“, so der Mercedes-Chef. Der Großteil dieser Transformation müsse „in diesem Jahrzehnt geschehen“, fügt er hinzu. Der Wandel in der Fahrzeugindustrie sei „so tiefgreifend, dass wir Daimler neu aufstellen müssen“, sagt Källenius über die Aufteilung des Daimler-Konzerns in die nun eigenständige Lkw-Sparte Daimler Truck und den nun komplett eigenständigen Autohersteller Mercedes. „Die vergangene Woche war für uns historisch. Daimler ist jetzt Geschichte. Wir heißen nun Mercedes-Benz Group.“

Die Aufspaltung sei eine Entscheidung der Vernunft gewesen, erklärt der Mercedes-Chef. „Einerseits gibt es die Marke Mercedes-Benz für Luxus-Pkw und Premium-Vans, auf der anderen Seite die Nutzfahrzeuge“. Und wenn „die Umbrüche in einer Branche so gewaltig sind, muss man als Unternehmen schnell und agil sein“, sagt er. Deshalb habe man nun quasi „eine WG“ aufgelöst, damit jede Sparte ihre eigene Wohnung beziehen kann. Dies erlaube „schnellere Entscheidungswege“, als es in einem größeren Konzern der Fall wäre.

„Nun werden wir elektrisch“

Wir müssen weg von fossilen Energien. Da liegt es auf der Hand, die Antriebsart zu wechseln. Nun werden wir elektrisch“, sagt Källenius über den Antrieb der Zukunft. Und diese Zukunft sei „digitalisiert und dekarbonisiert. Das ist eine Menschheitsaufgabe“. Jeder sehe mittlerweile ein, „dass der Klimawandel unsere große Zukunftsaufgabe ist“ und die größte Gefahr sei, nichts zu tun. Konkret für die Automobilbranche bedeute das, dass drei Dinge in Einklang gebracht werden müssen: „Das Produkt muss CO2-neutral sein. Wir brauchen eine Infrastruktur, damit wir alle emissionsfrei unterwegs sein können. Und wir brauchen eine Energiewende, also hin zur Produktion von grünem Strom“.

Auf eine forsche Frage, ob es denn angesichts der drohenden Klimakrise noch richtig sei, große und schwere Elektroautos zu bauen statt kleinerer Wagen, entgegnet Källenius, dass es „unsere Aufgabe ist, in jedem Segment, für das sich Kunden begeistern, die klimafreundlichste Alternative anzubieten“. Das fange „kompakt mit dem elektrischen EQA an und geht bis zum Spitzenmodell EQS“. Und Deutschland profitiere sogar davon, dass Mercedes hier auch luxuriöse Autos so erfolgreich produziere: „Das ist die Basis für gute Jobs, Ausbildungsplätze, Steuereinnahmen und auch die finanziellen Mittel für Hightech made in Germany“. Allein Mercedes investiere in den kommenden Jahren mehr als 60 Milliarden Euro in die Elektrifizierung und Digitalisierung seiner Fahrzeuge.

Quelle: Die Zeit – „Daimler ist jetzt Geschichte“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Nick8888:

Doch, genau das MUSS das Ziel sein. Auch Menschen mit geringem Einkommen müssen zur Arbeit.

Denn es ist ja eher die besserverdienende großstädtische Bevölkerung, die sich vom Auto abwendet und gerade in SUVs eher ein Symbol für Rückständigkeit sieht denn als ein Statussymbol.

Wolfbrecht Gösebert:

„Mit der damaligen Batterietechnologie …“

Beim EV1 von GM waren in diesen Jahren mit der NiMH-Technik bereits mehr als 26 kWh mit >220 km RW erzielbar.

„… und den -preisen hätte es sich auch nur schlecht am Markt behaupten können.“

Ich meine, es hätte sich als »begehrenswertes Life-Style-Produkt« durchaus im urbanen Umfeld mit »schwarzer Null« etablieren lassen!

Rene:

Mit der neuen Strategie und dem abwarten wird Mercedes mit den teuren Produkten in Zukunft nur noch ein Nischenanbieter sein, dasselbe bei BMW, leider.

T. Zellam:

Mit der damaligen Batterietechnologie und den -preisen hätte es sich auch nur schlecht am Markt behaupten können.

David:

Mercedes ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Produkten, nämlich sehr teurem Hightech. Das German Engineering übernimmt langsam im Bereich Elektromobilität. Mercedes hat die solvente Kunden und wird sie in das Elektroauto migrieren. Da wird ein elektrischer Maybach und eine elektrische G-Klasse neben dem EQS entsprechende Strahlkraft entwickeln. Das sind Autos wie der Taycan oder jetzt der ID.Buzz. Die will man haben und der Preis ist gar kein Thema.

Für geringere Einkommen hat der VW Konzern einige Angebote und wird welche haben. Aber, wenn wir ehrlich sind, kann es nicht das Ziel sein, dass jeder Geringverdiener ein neues Elektroauto kaufen kann. Da wird es im Rahmen des autonomen Fahrens Sharing- und Shuttledienste geben. Denn auch ein Elektroauto ist nicht die Verkehrswende und es ist deshalb ökologisch sehr gut, wenn die kurzzeitige Benutzung eines Elektroautos günstig wird, aber der Besitz teuer bleibt.

David:

Vor allem hast du überhaupt gar keine Ahnung.

Mercedes hat Tesla getrieben. Sie haben nichts anderes gemacht, als Tesla vor dem Aus zu retten. Sie haben massiv geholfen, damit das erste Serienfahrzeug, das Model S, schnell und gut auf den Markt kommt, haben sogar Toyota gewonnen, so einige CAD Designs von Anbauteilen, wie den Schürzen, zu entwerfen. Deshalb reißt die Heckschürze vom Model S bei Starkregen auch nicht ab, anders als bei Model 3. Mercedes hat anfangs gar die halbe Innenausstattung geliefert, sogar die Sitze und die Lenkstockhebel. Und sie haben einen signifikanten Aktienanteil erworben und den Entwicklungsauftrag plus Lieferung aller Komponenten für die B-Klasse Elektric vergeben, so dass Tesla erstmalig solvent war.

Warum haben Sie das gemacht? Nicht aus Liebe zu Musk, sondern weil ihnen die Firma gefiel und sie eine Chance sahen, ihr Geld mit Zinsen zurückzubekommen. Das hat gut geklappt. Aber der Markt war damals nicht reif, als Massenhersteller mit reinen Elektroautos einzusteigen. Das ist erst jetzt der Fall und offensichtlich ist man sehr gut gewappnet. Technisch ist der EQXX sehr beeindruckend.

Markus V.:

Wenn ich an Mercedes denke, denke ich dabei an die damalige A-Klasse (1997). Die, die beim Elchtest umgefallen ist. Ich weiß noch wie wir auf der Arbeit alle gerätselt haben wie sowas gerade Mercedes passieren konnte. Tja, heute weiß ich, dass die A-Klasse ein zum Verbrenner umgebautes E-Auto ist. Ohne Akku im Boden ist das Ding halt umgefallen. Die hatten damals ein fix und fertiges Elektroauto, aber haben sich einfach geweigert es zu verkaufen und stattdessen ein Verbrenner draus gebaut.

Südstadler:

Mit dem Auto neu erfinden, meinen sie wohl die Preisgestaltung. So wie das Aussieht zielt man in Zukunft auf die gut betuchten markentreuen Käufer. Mit dem Vorteil der steuerlichen Abschreibemodelle wird das ja auch für die ganz passabel. Das Volk muss sich für CO2 freundliche Autos „Familientauglich“ wo anders bedienen.  Ob das Käufer-Klientel für eine erfolgreiche Entwicklung des Konzerns reicht, wird sich zeigen. Aber der Steuerzahler wird’s schon richten.

Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel:

„Auf eine forsche Frage, ob es denn angesichts der drohenden Klimakrise noch richtig sei, große und schwere Elektroautos zu bauen statt kleinerer Wagen, entgegnet Källenius, dass es „unsere Aufgabe ist, in jedem Segment, für das sich Kunden begeistern, die klimafreundlichste Alternative anzubieten“. Das fange „kompakt mit dem elektrischen EQA an und geht bis zum Spitzenmodell EQS“.“

Interessant dabei:
Den auf der Mercedes-Benz-Seite gezeigten Smart

https://www.mercedes-benz.com/de/design/smart/

erwähnt er nicht …

Tom62:

Es klingt wie : “ wie erfinden das Rad neu“ mit dazu perfekt passenden Titelbild „vöööllig loooosgelöööst von der Eeeeerde“…Merci Merc, ymmd :)“

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