Mercedes-Benz testet Festkörperbatterie im EQS

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Mercedes-Benz testet erstmals eine Festkörperbatterie im realen Fahrbetrieb. Das Unternehmen hat einer aktuellen Mitteilung zufolge gemeinsam mit Factorial Energy einen Prototyp entwickelt, der in ein modifiziertes EQS-Modell integriert wurde. Die Technologie verspricht eine höhere Energiedichte und mehr Reichweite als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus. Nach umfangreichen Tests in Laboren wurde Ende 2024 ein EQS mit der neuen Batterie ausgestattet. Erste Erprobungen fanden noch im selben Jahr in Stuttgart statt. Im Februar begannen nun die Straßentests. Dabei soll untersucht werden, wie sich die Batterie im realen Fahrbetrieb verhält und welche Erkenntnisse sich für eine spätere Serienproduktion ableiten lassen.

Entwickelt wurde die Batterie in Zusammenarbeit mit den Motorsportexperten von Mercedes AMG High Performance Powertrains (HPP) und dem Mercedes-Benz Kompetenzzentrum für Batteriesysteme. HPP ist eine Tochtergesellschaft von Mercedes-Benz, die normalerweise Formel-1-Technologien entwickelt und in Hochleistungsfahrzeuge überträgt. Im Rahmen dieses Projekts wurde ein völlig neues Batteriesystem entworfen, das erstmals eine Festkörperzelle in einem Elektroauto nutzbar macht.

Festkörperbatterien nutzen feste Elektrolyte anstelle von flüssigen. Dadurch verbessert sich die Sicherheit und die Energiedichte steigt. Gleichzeitig können neue Anodenmaterialien wie Lithium-Metall eingesetzt werden, die eine größere Speicherkapazität ermöglichen. Das Gewicht der Batterie verringert sich, während die Reichweite steigt. Experten erwarten eine gravimetrische Energiedichte von bis zu 450 Wh/kg, was eine deutliche Verbesserung gegenüber aktuellen Lithium-Ionen-Zellen darstellt.

Mercedes-Benz | Mercedes-Benz startet Straßentests des ersten Fahrzeugs mit Festkörperbatterie

Ein weiteres Merkmal dieser Technologie ist der innovative Zellträger, den Mercedes-Benz zum Patent angemeldet hat. Während des Ladens und Entladens verändert sich das Volumen der Zellen. Pneumatische Aktuatoren innerhalb der Batterie reagieren darauf und stabilisieren die Struktur. Das erhöhe die Lebensdauer und sorge für eine konstante Leistungsabgabe.

Im Testfahrzeug, das auf dem EQS basiert, ermögliche die Batterie bis zu 25 Prozent mehr Reichweite als das Serienmodell, während Gewicht und Größe der Batterie nahezu unverändert bleiben. Eine passive Kühlung trägt zusätzlich zur Energieeffizienz bei. Die Entwickler erwarten, dass das Elektroauto mit einer einzigen Ladung mehr als 1000 Kilometer weit fahren kann. Zum Vergleich: Der aktuelle EQS 450+ mit einer Batteriekapazität von 118 kWh erreicht bereits eine Strecke von über 800 Kilometern.

Mercedes-Benz arbeitet seit 2021 mit Factorial Energy zusammen, um neue Batteriegenerationen zu entwickeln. Im Sommer 2024 lieferte Factorial erste B-Muster-Zellen an den Automobilhersteller. Diese Zellen basieren auf der firmeneigenen FEST-Technologie und markieren einen wichtigen Schritt hin zur Industrialisierung von Festkörperbatterien. In den kommenden Monaten werden weitere Tests durchgeführt. Ziel ist es, die Gesamtleistung der Batterie unter verschiedenen Bedingungen zu analysieren. Erst danach wird entschieden, ob und wann diese Technologie in Serienmodellen zum Einsatz kommt.

Quelle: Mercedes-Benz – Pressemitteilung per Mail

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Pedro G.:

Wenn die Produktionskosten nicht mehr als 20% der jetzigen Akkuzellen ist eine Serienfertigung möglich und der Kunde akzeptiert denn höheren Preis ⁉️

Tom H.:

Es wäre tatsächlich sehr hilfreich, sich im Vorfeld mit Sachverhalten zu denen man sich wertend äußern möchte auch eingehend zu befassen, leider passiert das oftmals nicht.
Da aber der innere Drang, den persönlichen Senf unbedingt beisteuern zu müssen zu groß ist, wird in Ermangelung gesicherter Erkenntnisse dann das Bauchgefühl herangezogen um die Sachlage einzuordnen, was ohne notwendige Expertise schon im Ansatz scheitern muss.
Ein weitreichendes, gesellschaftliches Problem der heutigen Zeit, wie erst gestern wieder die BTW schmerzlich aufgezeigt haben.

Wenn das Development Engineering von Mercedes in diesem Bereich wirklich mit Interesse verfolgt wird, sind Glaubensbekenntnisse völlig obsolet.
Denn man wäre informiert und mit diesem Artikel up2date.

S. Eckardt:

Glauben ist keine Hilfe bei der Beurteilung einer Situation.
Der Weg vom Prototypen zur Serie kann für beide noch sehr lang werden.
Optimismus ist das Eine, die Realität das Andere.
Wer hat mehr finanzielle und personelle Ressourcen?
Wer am Ende als Erster am Ziel ist, lässt sich aktuell nicht sagen.
Am besten wäre es für die Kunden, beide kommen relativ schnell zum Ziel …

Frank2:

Na wenn Du das nicht glaubst, dann kann das definitiv nicht stimmen :-) !

ediwi:

Im Artikel „BYD rechnet erst nach 2030 mit Serieneinsatz von Festkörperbatterien“ vom 17.02.25 steht dies:

„Flüssige Lithiumbatterien könnten eine Energiedichte von 350 Wh/kg erreichen, aber es sei schwierig, sie weiter zu verbessern, während Festkörperbatterien voraussichtlich eine Energiedichte von 500 Wh/kg erreichen werden, sagte Wu damals. Im vergangenen April gab das chinesische Festkörperbatterie-Startup Talent New Energy bekannt, dass es erfolgreich Festkörperbatteriezellen im Prototypen-Stadium mit einer Energiedichte von 720 Wh/kg hergestellt habe.“

Immerhin 450 Wh/kg erwarten „Experten“. Nicht schlecht. Doch Mitbewerber scheinen mit 500 Wh/kg, sowie im Prototypen-Stadium mit bereits 720 Wh/kg ein paar Schritte voraus zu sein.

Voz:

Das glaube ich nicht. Die Chinesen sind viel weiter als wir und die vertrösten uns auf das Ende des Jahrzehnts bei Festkörper Akkus. Das ist eine Nebelkerze die suggerieren soll das Benz dem nächst die Batterie in Serie bringt.

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