Mit dem Einstieg von Milliardär und Formel-1-Rennstallbesitzer Lawrence Stroll sollte sich einiges ändern bei Aston Martin, vor allem was die zukünftigen Fahrzeugmodelle betrifft. Doch dann Anfang Februar 2020 die Info: Die Einführung seiner Elektroautos, einschließlich des eigentlich für 2022 geplanten Relaunchs der Premium-Marke Lagonda, will Aston Martin bis nach 2025 verschieben. Das Elektroauto-Projekt Rapide E wurde bis auf weiteres auf Eis gelegt. Und nun könnte gerade Mercedes-Benz die Elektroauto-Pläne von Aston Martin wiederbeleben.
Denn Ende Oktober gaben die beiden Unternehmen zu verstehen, dass man ein strategisches Technologieabkommen und eine verstärkte Partnerschaft beschlossen habe. So soll der britische Automobilhersteller, im Rahmen der Vereinbarung, Zugang zu einer Reihe fortschrittlicher Mercedes-Benz-Technologien, darunter Hybrid- und Elektroantriebsstränge der nächsten Generation sowie andere Fahrzeugkomponenten und -systeme erhalten. Entscheidende Technologiebausteine auf dem Weg die eigenen E-Autopläne doch noch real werden zu lassen.
Der Zugang zu den Hybridtechnologien dürfte ebenfalls ganz gut in die Karten von Aston Martin spielen. Denn diese sehen bekanntermaßen „Elektroautos als Teil der Lösung, sie sind kein Allheilmittel“ – Hybride könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Im Gegenzug sichert sich Mercedes-Benz neue Aktien von Aston Martin, die in den nächsten 3 Jahren in mehreren Schritten bis zu einem Gesamtwert von 286 Mio. GBP ausgegeben werden. Die derzeitige Beteiligung der Mercedes-Benz AG beläuft sich auf 2,6% des Stammkapitals von Aston Martin. Mit den neu auszugebenden Aktien wird der Anteil der Mercedes-Benz AG auf maximal 20,0% erhöht.
“Wir haben bereits eine erfolgreiche Technologiepartnerschaft mit Aston Martin, von der beide Unternehmen profitiert haben. Mit dieser neuen, erweiterten Partnerschaft können wir Aston Martin Zugang zu neuen Spitzentechnologien und -komponenten verschaffen, darunter Hybrid- und Elektroantriebssysteme der nächsten Generation. Die Liefervereinbarungen für diese neuen Technologien werden zu vereinbarten kommerziellen Bedingungen erfolgen.” – Wolf-Dieter Kurz, Leiter Produktstrategie Mercedes-Benz Cars
Grundlage für diesen neuen Deal war die von Aston Martin aufgenommene Verhandlung, welche dem Unternehmen Zugang zu bestimmten Motoren und Antriebssträngen sowie zu entsprechender Software, zur E/E-Architektur und zu verschiedenen anderen Komponenten sicher sollte. Die Mercedes-Benz AG hat sich bereit erklärt, Aston Martin diesen Technologiezugang im Tausch gegen zusätzliche neue Anteile an Aston Martin zu gewähren, die der Mercedes-Benz AG im Wege einer Sacheinlage zugeteilt werden. Die Vereinbarung beinhaltet keine Bareinlage der Mercedes-Benz AG. Die Lieferung der Systeme und Komponenten wird zu marktüblichen Konditionen erfolgen.
Wie die Unternehmen zu verstehen gaben seien die wichtigsten Bedingungen und Konditionen für das erste Technologiepaket und die Aktientranche bereits vereinbart. Der Wert der Technologie-Tranche 1 beträgt 140 Mio. GBP. Mit den Aktien, die im Gegenzug für die Tranche 1-Technologie an die Mercedes-Benz AG ausgegeben werden, erhöht sich der Anteil der Mercedes-Benz AG auf 11,8%. Für weitere Tranchen müssen sich die Parteien über den Umfang der Technologie, die Aston Martin zur Verfügung gestellt werden soll, den jeweiligen Wert („Einstiegsgebühren“) sowie die Stückpreise von Komponenten und Systemen einigen.
Quelle: Mercedes-Benz – Pressemitteilung vom 27. Oktober 2020