Lotus soll bei der Entwicklung seines ersten einigermaßen erschwinglichen Elektroautos weiter fortgeschritten sein, als bislang vermutet. Der britischen Autocar zufolge – allerdings ohne konkrete Quellen zu nennen – arbeitet Lotus unter seiner chinesischen Muttergesellschaft Geely daran, beim für 2022 geplanten SUV die bisher vorgesehene Hybridisierung zu überspringen, und von Anfang an auf ein vollelektrisches Konzept zu setzen. Mit dem Elektro-SUV wolle Lotus Absatzzahlen erreichen, die die britische Marke noch nie zuvor gesehen hat.
Autocar hat erfahren, dass der Elektro-SUV unter dem internen Codenamen Lambda entwickelt wird. Das Fahrzeug soll eine Reichweite von gut 600 Kilometern aufweisen und über eine Leistung von etwa 550 kW (750 PS) verfügen. Auch ein in Leistung schwächeres Modell soll Teil der Überlegungen sein. Der Verkaufsschwerpunkt soll sich auf China und die USA konzentrieren, wo die Nachfrage nach Premium-Elektroautos weiterhin stark ist. Das Ziel von Lotus sei, seine Absatzzahlen in den nächsten Jahren von aktuell gut 1500 auf 5000 Einheiten pro Jahr mehr als zu verdreifachen und im Anschluss noch weiter zu steigern. Der erste Schritt dieses geplanten Volumenwachstums ist der „neue Esprit“, ein Hybrid-Sportwagen mit V6-Motor, der nächstes Jahr erscheinen wird.
Das SUV-Projekt, das unter dem früheren Lotus-Chef Jean-Marc Gales konzipiert wurde, tauchte erstmals bereits 2016 auf. Damals war geplant, das Modell zunächst mit einem benzin-elektrischen Hochleistungsantrieb auf den Markt zu bringen, wie er auch von den Geely-Geschwistermarken Polestar und Volvo verwendet wird. Gebaut werden soll der Elektro-SUV in der erst kürzlich fertiggestellten, gut eine Milliarde Euro teuren Geely-Fabrik in Wuhan. Dort sollen um die 150.000 Fahrzeuge pro Jahr, hauptsächlich der Marke Geely, vom Band laufen. Für den Bau des Lotus-SUV soll in der Fabrik laut Autocar ein spezieller Bereich eingerichtet werden. Es sei außerdem möglich, dass der Lotus-E-SUV je nach Nachfrage auch an anderen Geely-Standorten weltweit produziert wird.
Aufbauen soll der Elektro-SUV auf einer angepassten Version von Geelys kürzlich angekündigter Sustainable Experience Architecture. Lotus wäre in der Lage, die besten Komponenten der Geely-Gruppe auszuwählen, während alle technischen Entscheidungen weiterhin von Lotus selbst getroffen werden. Man darf davon ausgehen, dass Lotus Wert darauf legt, dass trotz der schweren Batterie im Unterboden eine gewisse Leichtigkeit im Mittelpunkt bleibt. Bereits 2017 gab Geely-Designchef Peter Horbury zu, dass der SUV „niemals so leicht sein wird wie ein Evora. Aber ich bin mir sicher: wenn du es einen Lotus nennen willst, muss es das leichteste sein, was in diesem Segment zu haben ist.“ Angesichts der Tatsache, dass das Tesla Model X in der Topversion P100D etwas mehr als 2,5 Tonnen wiegt, könnte Lotus mit seinem SUV die 2-Tonnen-Marke anstreben.
Lotus lehnte es Autocar gegenüber ab, sich zu seinem SUV zu äußern, sagte jedoch, das Unternehmen habe „eine sehr glänzende Zukunft“ vor sich, da „weiterhin erhebliche Investitionen getätigt werden“. Enthüllt werden soll der elektrische Lotus-SUV im Jahr 2022, bevor der Verkauf im Jahr 2023 beginnt, so Autocar. Die Preise sollen im Vergleich zu den bereits in Serie produzierten Modellen anderer Premium-Hersteller konkurrenzfähig sein.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Lotus das vollelektrische Hypercar Evija mit 1470 kW / 2000 PS Leistung vorgestellt, das in weniger als neun Sekunden auf Tempo 300 beschleunigt. Die gesamte Produktion der auf 130 Einheiten limitierten Elektro-Rakete zu einem Stückpreis von rund 2,5 Millionen US-Dollar (etwa 2,25 Millionen Euro) war umgehend ausverkauft.
Aktuell konzentriert sich Lotus neben dem SUV auch auf sein klassisches Betätigungsfeld, die Sportwagenreihe. Geplant ist, dass künftig, ab etwa 2022/23, jedes Lotus-Modell auch in einer vollelektrischen Version angeboten wird.
Quelle: Autocar – Electric Lotus SUV due in 2022 with 750bhp, 360-mile range