Lordstown Motors trotz zig zehntausender Vorbestellungen in der Krise

Lordstown Motors trotz zig zehntausender Vorbestellungen in der Krise
Copyright ©

Lordstown Motors

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Ab September sollte die Produktion des Lordstown Endurance-Pickup-Trucks beginnen. Von dort ab war geplant, dass bis Jahresende 2.200 E-Pickups in Lordstown, Ohio vom Band laufen. Doch es scheint als habe man die Kosten überschätzt. Was sich nun auf die Produktion und Start der Serien-Stromer massiv auswirkt. Der Kampf ums Überleben habe begonnen, wie aus dem verspätet eingereichten Quartalsbericht Lordstown Motors hervorgeht.

Das Start-up Lordstown Motors ist teilweise aus Workhorse hervorgegangen, welches an einem eigenen Plug-in-Hybrid-Pickup-Truck gearbeitet hat. Ersteres plant, die E-Auto-Technologien des letzteren zu nutzen, um seinen eigenen vollelektrischen Pickup-Truck im Werk Lordstown zu bauen. Anzumerken ist hierbei, dass der Endurance vor allem für gewerbliche Einsätze gedacht ist. Derzeit scheint es so, als ob der Fortbestand der Firma davon abhängt, ob sie die Entwicklung des elektrischen Fahrzeugs abgeschlossen sowie, eine Straßenzulassung dafür erwirkt werden kann.

„Die Firma glaubt, dass ihre gegenwärtigen Geldmittel nicht ausreichen, um die Produktion in Stückzahlen und den Marktauftritt solcher Fahrzeuge zu finanzieren. Diese Bedingungen regen substanzielle Zweifel an unserem (Fortbestand) für wenigstens ein Jahr“, steht in dem Quartalsbericht. Um dem möglichen Ende entgegenzuwirken sucht das Unternehmen auf verschiedenen Wegen – durch Kredite, Ausgabe von Aktien oder Anleihen, strategische Partnerschaften oder Subventionen – nach Geld. Positiv wirkt sich hierbei sicherlich die Tatsache, dass das Unternehmen Unzulänglichkeiten bei Buchhaltung und Controlling eingestehen musste, nicht aus.

Wobei anzumerken ist, dass diese Unzulänglichkeiten keine fundamentalen Unterschiede machen. Denn die Tatsache, dass Lordstown Motors keinen Umsatz macht, aber höhere Kosten als erwartet hat führt an sich nur dazu, dass die derzeitigen 630 Millionen US-Dollar Geldreserven bis Jahresende wohl auf nur noch 50 bis 75 Millionen Dollar sinken werden. Hinzu kommt ein Rechtsstreit mit Mitbewerber Karma, wegen angeblich illegalem Abwerben von Mitarbeitern, Aneignung von Geschäftsgeheimnissen, Hacking, Vertragsbruch und Betrug.

Gleichzeitig fühlen sich mehrere Lordstown-Investoren übervorteilt. Sie haben insgesamt vier Sammelklagen gegen die Firma beantragt. Diese meint, dass die Klagen inkorrekten Behauptungen enthalten. Ebenso finden Untersuchungen der Kapitalmarktaufsicht SEC statt. Diese untersuchen, ob Lordstown Motors bei Angaben über Vorbestellungen für die elektrischen Pickups geschummelt hat, und ob beim Börsengang alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Zur bisherigen Historie: Ende Juni 2020 konnte Lordstown Motors einen funktionsfähigen Prototyp seines Endurance-Pickup-Trucks vorstellen, der mit 4 In-Wheel-Motoren ausgestattet ist. Bei Lordstown steht bereits fest, dass die Radnabenmotoren für den Lordstown Endurance Elektro-Pickup-Truck zum Einsatz kommen. Diesen wird der Hersteller in seinem riesigen Werk in Lordstown, Ohio, produzieren – ebenso die In-Wheel-Motoren. Über 40.000 Vorbestellungen lagen Ende September bereits vor. Gerade einmal zwei Monate später habe man die 50.000er-Grenze geknackt. Die Frage die derzeit offen bleibt, ist die ob Lordstown Motors jemals diese 50.000 Pickups fertigen wird.

Quelle: heise online – Elektrische Pickups: Lordstown Motors in der Krise

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Wird geladen...

Ähnliche Artikel

„Electrify the ocean“ – Michael Josts neue Vision

„Electrify the ocean“ – Michael Josts neue Vision

Sebastian Henßler  —  

Ex-VW-Stratege Jost will mit eD-TEC die Meere elektrifizieren – und zeigt, wie nachhaltige Mobilität auch im Luxussegment funktionieren kann.

Chiles Lithiumplan: Mehr Mitsprache, weniger Wasser

Chiles Lithiumplan: Mehr Mitsprache, weniger Wasser

Sebastian Henßler  —  

Vom Vorwurf des grünen Kolonialismus zu Konsultation und Value Sharing: Der Salar de Atacama zeigt, wie Lithiumförderung Umwelt und Gemeinden verbindet.

Förderung gebrauchter E-Autos offenbar vom Tisch

Förderung gebrauchter E-Autos offenbar vom Tisch

Daniel Krenzer  —  

Wer in Deutschland darauf hoffte, nächstes Jahr ein gefördertes, gebrauchtes E-Auto anzuschaffen, dem sei gesagt: Pustekuchen.

Wie Mercedes-Benz Autos nachhaltiger machen will

Wie Mercedes-Benz Autos nachhaltiger machen will

Michael Neißendorfer  —  

Mercedes-Benz hat zur Unterstützung der eigenen Nachhaltigkeitsziele das Technologieprogramm Tomorrow XX gestartet – manches gibt es schon in Serie.

USA: Teslas Absatz fällt im November auf Vierjahrestief

USA: Teslas Absatz fällt im November auf Vierjahrestief

Tobias Stahl  —  

Trotz der Einführung günstigerer Basisvarianten sind die US-Verkäufe von Tesla im November auf den niedrigsten Wert seit fast vier Jahren gefallen.

Porsche in der Krise: Betriebsrat befürchtet massiven Job-Kahlschlag

Porsche in der Krise: Betriebsrat befürchtet massiven Job-Kahlschlag

Daniel Krenzer  —  

Der Betriebsrat warnt vor massivem Jobabbau bei Porsche, während der Automobilhersteller sein Sparprogramm verschärft und die Strategie wankt.