Lordstown Endurance: Mehr ein mobiles Device als E-SUV

Lordstown Endurance: Mehr ein mobiles Device als E-SUV
Copyright ©

Foxconn

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

In den USA hat sich der Lordstown Endurance bereits durch seine Teilnahme beim renommierten Wettbewerb North American Truck of the Year einen Namen gemacht. Doch der elektrische Pick-Up-Neuling des Apple-Herstellers Foxconn tut sich angesichts von Pandemie und Lieferkettenprobleme schwer mit seinem Marktstart.

Lordstown – die nächste Überfliegerfirma, die elektrische Pick Ups in die USA bringt und irgendwann auch Europa ins Visier nimmt? Nach dem gewaltigen öffentlichen Interesse an Elektro-Pick-Ups wie dem Tesla Cybertruck oder einem Rivian R1T will sich der nächste Neuling ein großes Stück vom gewaltigen Kuchen der Full-Size-Pick-Ups in den USA abschneiden. Spätere Ausflüge nach Europa – keinesfalls ausgeschlossen. Hinter Lordstown und seinem elektrischen Pick-Up namens Endurance steht die gewaltige Hon Hai Technology Group – kurz Foxconn, die als größter Elektronikhersteller der Welt unter anderem für Apple, Sony, HP oder Microsoft Geräte fertigt.

Foxconn

Diesmal geht es um ein Mobile Device der größeren Art, denn der Lordstown Endurance ist ein 5,84 Meter lange Pick-Up, der von vier Radnabenmotoren mit einer Maximalleistung von 405 kW / 550 PS angetrieben wird. Im Dauerbetrieb stehen dem Fahrer immerhin 323 kW / 440 PS zur Verfügung. Eine Akkukapazität von 109 kWh soll Reichweiten von bis zu 320 Kilometer realisieren und der mächtige Allradler schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h. Per Schnellladung mit 150 Kilowatt erstarkt das Akkupaket auf bis zu 80 Prozent in zähen 45 Minuten. In der Crewcab finden fünf Passagiere und entsprechendes Gepäck Platz. Große Gegenstände kommen wie gewohnt auf die Ladefläche. Das Cockpit präsentiert sich betont nüchtern mit großen Displays hinter dem Lenkrad und in der Mitte der Armaturentafel.

An sich sollte die Produktion des knapp drei Tonnen schweren Lordstown Endurance bereits im Herbst 2021 starten. Doch die anhaltende Pandemie und der im vergangenen Winter ausgebrochene Krieg in der Ukraine setzten einem automobilen Start-Up noch stärker zu als der Autoindustrie ohnehin. Erst mit großer Verzögerung nimmt das Foxconn-Werk in Ohio derzeit seine Fertigung auf. Zunächst sollen in einem Probelauf 500 Fahrzeuge des elektrischen Full-Size-Pick-Ups produziert werden.

Foxconn

Nachdem die letzten Crashtests nunmehr abgeschlossen sind, soll der Verkauf des Endurance-Pick-Up in den nächsten Wochen beginnen. „Wir werden die Produktion weiterhin langsam vorantreiben, da wir noch Probleme mit der Herkunft und Verfügbarkeit von Teilen haben. Wir gehen davon aus, dass wir die Produktionsgeschwindigkeit im Dezember erhöhen werden“, so Edward Hightower, CEO und Präsident der Lordstown Motors Corperation, „unsere Homologations- und Zertifizierungsprozesse verlaufen wie geplant.“ Die Auslieferung der ersten 50 Fahrzeuge, an sich noch für dieses Jahr geplant, dürfte sich in die ersten Wochen des kommenden Jahres ziehen. Dabei Foxconn macht mit seinem Autoprojekt Lordstown Endurance keinen Hehl daraus, dass die finanzielle Lage angespannt ist. Die Produktion weiterer Modelle hängt von neuen Investoren ab und nicht zuletzt daran, wie viele Kunden auf den Elektrozug aufspringen.

Foxconn

Die Konkurrenz ist härter als irgendwo anders, denn Ford hat in diesem Jahr mit dem F-150 Lightning den erfolgreichsten Pick-Up der Welt auch als Elektroversion vorgestellt. Im kommenden Jahr sollen Chevrolet Silverado EV und der RAM EV ebenso folgen wie größere Volumina des GMC Hummer EV. Tesla will nach den zahlreichen Verzögerungen nunmehr seinen Cybertruck zu den Kunden bringen und Rivian die Fertigung seines R1T weiter hochfahren. Keine leichte Startzeit für den Lordstown Endurance, der nur das erste Modell einer ganzen Elektrofamilie werden soll. Neben seiner ausgewogenen Gewichtsverteilung von 50:50 bietet der Endurance, der auf 20-Zöllern rollt, Einzelradaufhängiung vorne und eine Starrachse hinten. Größere Akkupakete für mehr Reichweite sind ebenso in Planung wie stärkere Motorvarianten. Preislich geht es aktuell bei 65.000 US-Dollar los.

worthy pixel img
Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

Artikel teilen:

Wird geladen...

Ähnliche Artikel

„Electrify the ocean“ – Michael Josts neue Vision

„Electrify the ocean“ – Michael Josts neue Vision

Sebastian Henßler  —  

Ex-VW-Stratege Jost will mit eD-TEC die Meere elektrifizieren – und zeigt, wie nachhaltige Mobilität auch im Luxussegment funktionieren kann.

Chiles Lithiumplan: Mehr Mitsprache, weniger Wasser

Chiles Lithiumplan: Mehr Mitsprache, weniger Wasser

Sebastian Henßler  —  

Vom Vorwurf des grünen Kolonialismus zu Konsultation und Value Sharing: Der Salar de Atacama zeigt, wie Lithiumförderung Umwelt und Gemeinden verbindet.

Förderung gebrauchter E-Autos offenbar vom Tisch

Förderung gebrauchter E-Autos offenbar vom Tisch

Daniel Krenzer  —  

Wer in Deutschland darauf hoffte, nächstes Jahr ein gefördertes, gebrauchtes E-Auto anzuschaffen, dem sei gesagt: Pustekuchen.

Wie Mercedes-Benz Autos nachhaltiger machen will

Wie Mercedes-Benz Autos nachhaltiger machen will

Michael Neißendorfer  —  

Mercedes-Benz hat zur Unterstützung der eigenen Nachhaltigkeitsziele das Technologieprogramm Tomorrow XX gestartet – manches gibt es schon in Serie.

USA: Teslas Absatz fällt im November auf Vierjahrestief

USA: Teslas Absatz fällt im November auf Vierjahrestief

Tobias Stahl  —  

Trotz der Einführung günstigerer Basisvarianten sind die US-Verkäufe von Tesla im November auf den niedrigsten Wert seit fast vier Jahren gefallen.

Porsche in der Krise: Betriebsrat befürchtet massiven Job-Kahlschlag

Porsche in der Krise: Betriebsrat befürchtet massiven Job-Kahlschlag

Daniel Krenzer  —  

Der Betriebsrat warnt vor massivem Jobabbau bei Porsche, während der Automobilhersteller sein Sparprogramm verschärft und die Strategie wankt.