Mit einem Zubau von 27.682 öffentlichen Ladepunkten und 1,5 Gigawatt (GW) seit Januar ist der Ladesäulenausbau weiter auf einem neuen Rekordkurs, was mit dazu beiträgt, dass die durchschnittliche Belegung der Ladesäulen konstant niedrig bleibt. Die Neuzulassungen von Elektroautos pendeln sich indes nach dem Peak im August auf dem Niveau der Jahre 2021/2022 ein. Das sind drei der Erkenntnisse der dritten Ausgabe des Elektromobilitätsmonitors (verlinkt als PDF) des Bundesverbands für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der die aktuellen Entwicklungen im Elektromobilitätsmarkt in den ersten drei Quartalen 2023 aufzeigt.
Nach einem starken ersten Halbjahr pendeln sich die Neuzulassungen voll batterieelektrischer Fahrzeuge im September wieder auf Vorjahresniveau ein. Nach einem Höhepunkt mit 86.649 zugelassenen Elektroautos im August, der als Vorzieheffekt des im Folgemonat für gewerbliche Zulassungen ausgelaufenen Umweltbonus zu werten ist, liegen die Zulassungszahlen im September wieder bei 32.000 Fahrzeugen.
Der Ausbau des öffentlichen Ladeangebots liegt dagegen weiterhin auf Rekordkurs: Mit Stand 1. Oktober stehen E-Mobilisten 113.112 öffentliche Ladepunkte mit insgesamt 5,2 GW installierter Ladeleistung zur Verfügung. Das ist seit Beginn des Jahres ein Zuwachs von gut 30 Prozent bei der Anzahl der Ladepunkte und eine Steigerung von gut 40 Prozent bei der Ladeleistung.
Die den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung stehende Ladeleistung übertrifft damit den Zielwert der EU bei weitem: Laut EU sind 1,3 kW installierte Ladeleistung pro batterieelektrisches Fahrzeug und 0,8 kW pro Plug-In Hybrid vorgegeben. Für die aktuell auf Deutschlands Straßen zugelassenen Elektrofahrzeuge ergibt dies einen Bedarf von 2,23 GW. Damit ist heute in Deutschland schon mehr als doppelt so viel Ladeleistung installiert wie nach europäischen Vorgaben gefordert.
Das Ladeangebot kommt auch bei den Kundinnen und Kunden gut an: Laut einer Umfrage des BDEW gemeinsam mit Uscale unter E-Autofahrerinnen und -fahrern findet die Mehrheit (62 Prozent): Laden ist besser als Tanken. 24 Prozent sehen keinen Unterschied und nur 11 Prozent finden Tanken besser als Laden. Für 91 Prozent aller E-Fahrer:innen ist das Laden auf Langstrecken kein Problem bzw. mit Gewöhnung ok. Die Anzahl der Ladesäulen im öffentlichen Raum bewerten 81 Prozent als positiv. Es gibt aber auch Unerfreuliches: 36 Prozent der E-Fahrer sehen die hohen Anschaffungskosten von E-Autos als negativ an, für 27 Prozent sind die weiterhin teils langen Lieferzeiten problematisch.
Neben dem raschen Ausbau trägt der Umfrage zufolge auch die gute, nutzerorientierte Flächendeckung zur Zufriedenheit bei Elektroauto-Fahrenden bei. Deutlich wird dies selbst mit Blick auf die Kommunen, in denen heute noch kein öffentlicher Ladepunkt installiert ist, was in gut der Hälfte der deutschen Kommunen der Fall ist und von Elektroauto-Skeptikern gerne als Argument für ein Scheitern der Antriebswende ins Feld geführt wird. Allerdings: 98 Prozent dieser Kommunen haben weniger als 5000 Einwohner, so der BDEW, im Schnitt seien es nur 1100 Einwohner. Bei diesen sogenannten Landgemeinden sei öffentliche Ladeinfrastruktur weniger wichtig, da dort in der Regel ohnehin an der eigenen Wallbox geladen werde.
„Bei einer Zielverfehlung im Verkehrssektor kann es schnell in die Milliarden gehen“
„Mich freut, dass wir weiterhin auf Rekordkurs sind beim Zubau von Ladesäulen und dass die Nutzerinnen und Nutzer das honorieren“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Wichtig ist, dass wir auch bei den Neuzulassungen wieder mehr Schub in den Markt bekommen, damit wir das Klimaziel im Verkehrssektor erreichen und Deutschland bei Elektromobilität weiter vorne mitspielt. Dafür brauchen wir vor allem mehr Pkw-Angebote, die für ganz viele Bürgerinnen und Bürger bezahlbar sind“. Der Staat könne das mit dem Umweltbonus nur teilweise kompensieren.
Deshalb brauche die Bundesregierung zuvorderst eine Strategie, um das Ziel von 15 Millionen Elektroautos bis 2030 zu erreichen. „Insbesondere nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November muss hier sicher nach neuen Wegen abseits von Subventionen gesucht werden, um die richtigen Anreize zu setzen. Dennoch lohnt sich die Kraftanstrengung, denn wenn wir die Klimaziele im Verkehrssektor nicht schaffen, wird es teuer: Bei einer Zielverfehlung im Verkehrssektor muss Deutschland auf EU-Ebene Verschmutzungsrechte nachkaufen. Das kann schnell in die Milliarden gehen“, warnt Andreae. „Diese Kosten sollten vermieden werden, indem heute dafür gesorgt wird, dass der Anteil der E-Autos schneller wächst.“
Quelle: BDEW – Pressemitteilung vom 24.11.2023