Andreas Mundt, Chef des Bundeskartellamts, warnt vor einer Ausnutzung des Strommarktes durch Anbieter, wie der Spiegel berichtet. Vor allem E-Auto-Fahrer:innen könnten darunter leiden. Der unübersichtliche Markt erschwere Preisvergleiche und schaffe Spielraum für hohe Kosten. Dennoch hält Mundt einen öffentlichen Vergleich, wie es ihn bei Benzin gibt, für wenig zielführend.
Das Bundeskartellamt prüft derzeit die teilweise extremen Preisanstiege an den Strombörsen. Diese Überwachung erfolgt kontinuierlich, um Manipulationen auszuschließen. Laut Mundt ist der Winter 2024/2025 eine besondere Herausforderung. Mit einem kleineren Kraftwerkspark und dunklen, windstillen Tagen können starke Preisschwankungen auftreten. Diese müssen jedoch nicht zwangsläufig unrechtmäßig sein. Um Klarheit zu schaffen, plant das Kartellamt, die Preisbildung in dieser Phase genau zu analysieren.
Zusätzlich fordert Mundt mehr Wettbewerb im Bereich der Ladesäulen. Viele Kommunen vergeben Flächen oft bevorzugt an Stadtwerke oder einen einzigen Anbieter. Das schränkt die Auswahl der Kund:innen ein. Mehr Vielfalt bei den Ladesäulen-Anbieter könnte den Markt beleben. So wäre es möglich, verschiedene Anbieter in einem Gebiet zuzulassen, was den Nutzer:innen zugutekäme.
Zentrale Ladepreis-Erfassung sei nicht geplant
Eine zentrale Erfassung der Ladesäulenpreise lehnt Mundt jedoch ab. Eine solche Maßnahme könnte Preisabsprachen zwischen Anbietern erleichtern. Diese Sorge bestehe aufgrund der Marktstruktur bei Ladesäulen. Bei Kraftstoffen sieht die Situation anders aus. Hier empfiehlt Mundt Autofahrer:innen, Preisvergleichs-Apps zu nutzen, um Kosten zu sparen. Seit 2013 werden durch die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe die Preise von rund 15.000 Tankstellen beobachtet und Vergleichsplattformen zur Verfügung gestellt.
Im Bereich der Kraftstoffe gab es schon vor der zentralen Erfassung ein hohes Maß an Transparenz unter den Anbietern. Die Mineralölkonzerne hatten ihre Preissetzung stets aneinander orientiert. Mit der Markttransparenzstelle wurde diese Beobachtung auf Verbraucher ausgeweitet. Mundt betont, dass dies den Kund:innen Vorteile gebracht hat, ohne die Marktstruktur zu verändern. Diese Argumentation überträgt sich jedoch nicht auf den Ladesäulenmarkt, wo die Gefahr von Absprachen aus Sicht des Bundeskartellamts wesentlich größer sei.
Quelle: Spiegel.de – Kartellamt nimmt Preise von Stromanbietern ins Visier