Ladesäulen: Energiebranche rückt vom Eine-Million-Ziel ab

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 2 min

Eigentlich ist es das Ziel der deutschen Bundesregierung, dass bis 2030 hierzulande 15 Millionen E-Autos unterwegs sind, die an einer Million öffentlich zugänglichen Ladepunkten aufgeladen werden können. Von dieser Anzahl an Lademöglichkeiten rückt die Energiebranche mit Blick auf die Entwicklungen bei der Ladeleistung nun aber ein Stück weit ab. Dies hat sich schon länger abgezeichnet.

„Das Zählen von Ladepunkten ist heute deutlich überholt“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Kerstin Andreae. Sie appelliert, dass eher die insgesamt zur Verfügung gestellte Ladeleistung bei einer Bewertung der Ladeinfrastruktur betrachtet werden sollte. Derzeit gibt es etwa 80.000 Lademöglichkeiten in Deutschland, also lediglich acht Prozent der für 2030 angestrebten Anzahl. Dass diese also erreicht wird, erscheint aktuell sowieso eher unrealistisch – auch wenn die Regierung daran weiterhin festhält.

VDA widerspricht energisch

Der BDEW verweist zudem darauf, die europäischen Vorgaben laut Verordnung über die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (Afir) für die Ladekapazitäten bereits zu erfüllen. Demnach seien 1,3 Kilowatt Ladeleistung pro E-Fahrzeug vorgesehen. Anstatt der derzeit nötigen 2,02 Gigawatt Ladeleistung insgesamt in Deutschland stelle man bereits 2,47 Gigawatt zur Verfügung, führt der Energieverband aus.

Dem Verband der Automobilindustrie (VDA) ist die Orientierung lediglich an den Afir-Vorgaben zu wenig ambitioniert. „Dem Anspruch eines Leitmarktes für E-Mobilität wird Deutschland mit diesen Zahlen nicht gerecht“, zitiert Welt online eine VDA-Sprecherin, die dem BDEW mit Blick auf die Ladeleistung widerspricht: „Gerade einmal 1,3 kW entfielen am 1. Januar 2023 auf einen E-Pkw, am 1. Januar 2020 war es mit 3,5 kW noch gut die zweieinhalbfache Ladeleistung gewesen.“ Der Ausbau der Infrastruktur halte derzeit nicht beim Hochlauf bei den E-Autos mit – mit dem Ergebnis, dass sich die Angebotsqualität an Lademöglichkeiten in den vergangenen Jahren relativ verschlechtert habe.

Wollen Versorger bloß sparen?

Daher steht für den VDA fest, dass am Ziel der Bundesregierung mit einer Million Ladepunkte bis 2030 nicht zu rütteln ist. „Dieses Ziel muss mit aller Kraft verfolgt werden und auch das Stromnetz entsprechend ausgebaut werden. Hier gibt es erheblichen Nachholbedarf“, so die Sprecherin. Die Energieversorger versuchten lediglich, Geld beim Ausbau des Netzes einzusparen.

Die VDA-Sprecherin fordert daher: „Wie im Koalitionsausschuss verständigt, muss der vorausschauende Ausbau der Stromnetze daher endlich auch gesetzlich verankert werden.“ Der Netzausbau sei dringend voranzutreiben, daran dürfe der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland keinesfalls scheitern, ist man beim VDA überzeugt.

Quelle: BDEW – Pressemitteilung vom 18.04.2023 / Welt online – „Auf einmal soll Deutschland doch keine Million E-Ladepunkte mehr brauchen“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Zappelstrom:

Nicht überall braucht man Schnelllader. Das ist die alte Verbrenner-Logik. Ich fahre irgendwo hin um zu (Tanken) Laden. Eine Lademöglichkeit muss überall dort zur Verfügung stehen wo Autos sowieso parken. Dazu reichen 11 bis 22 kW. Ich mache meine Besorgungen, Artzbesuche etc. Wenn ich weiterfahre ist mein Auto nachgeladen. Das kostet 0 Ladepause. Auf den Fernstraßen und Autobahnen brauche ich dann die Schnelllader um die Pause kurz zu halten.

M3 Opa:

Zu den angeblich nötigen Umwegen:
Das ist ein typisches von der Verbrenner-Lobby erfundenes Scheinargument!
Denn: Wer heute Verbrenner fährt muss das doch auch machen…
er plant das Tanken halt!
Das geht beim Laden genauso, vielleicht sogar besser, weil die HPCs auch in den Städten installiert werden können!
Bitte richtigstellen!

Robert:

also ich lade schon gerne beim Einkaufen da gerade der Aldi swehr günstige Ladepreise hat AC für 29 cent und DC 39 Cent leider sind nicht überall bei aldi AC oder DC Ladesäulen. Und viele können nicht zuhause laden die Brauchen ladeinfrastruktur am besten natürlich da wo die Autos parken um bequem über Nacht laden zu können ohne ständig irgendwelche nutzlosen & Umweltschädliche Umwege zum nächsten HPC fahren zu müssen

M3 Opa:

Stimme Josef zu 100% zu!
Wenn die Treckerfan- und Blechbieger-Firmen nicht bald etwas tun, bleibt der Markt für Teslas SC offen…dort knallen jetzt schon die Sektkorken.
Tesla stellt neuerdings 4 Stk SC auf Beteonplatten fertig montiert auf, das geht Ratzfatz und die SC kosten nur ein achtel der Bildschirmleserbestückten Wunderwerke der noch Übrigen.

Philipp:

Sehe ich genauso.

Nur jedes 5. Auto wird im öffentlichen Raum abgestellt (Quelle Lade-Report).

Davon kann ein Teil auch in der Arbeit laden oder beim Einkaufen (und nein, die Einkaufsparkplätze müssen nicht mit HPC zugestellt werden, weil eben dort über 80% gar nicht laden wollen). Ich würde auch wenn mein Auto mit 200kW laden könnte dort lieber nur mit max. 50kW laden um die Batterie zu schonen.

Wie man bei 50Mio PKW dann auf 1 Mio Lademöglichkeiten kommen soll, ist mir wirklich schleierhaft.
Insbesondere HPC braucht nur an den Bundesstrassen und ABs und eben wenige an Einkaufscentern.

Verrückt+Durchgedreht:

HPCs gibt es bisher in Deutschland nicht sehr viele.
HPCs mit denen man in 20 Minuten realistisch sein E-Auto laden kann, noch weniger.
Die allermeisten Ladestellen sind zwischen 20 und <100 kWh. Da dauert laden erheblich länger und macht keinen Spaß.
Wenn nur noch HPCs mit <250kWh installiert werden dann machen 100k absolut Sinn. Aber selbst dann ist noch viel zu tun, weil diese HPC Größe nicht der Standard aktuell ist. Und ja es werden viele Ladepunkte in den kommenden 10 Jahren sich verändern. Das wäre zumindest einmal die Hoffnung.
Warum ausgerechnet der VDA jetzt nach Gesetzen ruft. Das ist sowas von peinlich.
Warum muss das alles die Energiewirtschaft leisten? Die Autohersteller wollen ihre Karren verkaufen, dann können auch sie die Infrastruktur mitfinanzieren und aufbauen. Vielleicht sollte es mal ein Verursacher gerichtetes Prinzip in der Gesetzgebung geben. Bisher sind die Infrastrukturdienstleister immer nur die aus der 2. und 3. Reihe, wenn die Gewinne verteilt werden, tragen aber zu 70% die Finanzierung und Verschuldung der Gesamtlösung.

Josef:

Es gibt ca 14000 Tankstellen mit ca 6 Zapfsäulen. D.h. 84000 Zapfsäulen, die für alle 47 Mio Autos und dem Durchreiseverkehr in Deutschland genügen.

Eine Zapfsäule kann im Idealfall ca. ein Auto in 5min bedienen…das sind also 12 in einer Stunde.
Für 12 Autos als eAuto, bei heute ca. 30min typische Ladezeit, benötigt man also 6 HPCs, um auch 12 Autos in einer Stunde bedienen zu können
Das sind 84000*6=504000 HPCs für den gleichen Durchsatz für alle!!!…47Mio Autos.

Beim illusorischen Ziel von 15 Mio bis 2030, wären das 504000/47*15=160851 HPCs…für die geplanten 15 Mio.

Da aber davon im Alltag ca. 40% zu Hause (ca. Eigenheimbesitzer) oder am Arbeitsplatz laden können…genügen so um 60% von der Menge….96510…machen wir 100000 daraus.

Und da die Ladezeit bis dahin sicher bei 20min im Schnitt sein wird, statt 30min, braucht es wiederum ein Drittel weniger…also 66666.

Nach meiner Schätzung sind wir in 2030 vielleicht bei 5Mio eAutos…wenn es extrem gut läuft bei 10Mio…und…nochmal weniger HPCs nötig bis dahin.

Wie man auf 1 Mio Ladepunkte kommt ist mir schleierhaft und ein Rätsel…kann nur an den unsinnigen AC Lader im öffentlichen Raum liegen, die den Parkraum für alle anderen „stehlen“. da für Stunden blockiert…scheint es fehlt am Kenntnis der Grundrechenarten und am Willen die Bevölkerung aufzuklären.

Die HPCs sollten am besten bei Supermärkten stehen, damit die 30min für den Wochenbedarf genügen.

EnBW hat dies auch erkannt und baut die HPCs an Supermärkten und Innenstädten und nicht nur an der Autobahn.

Von AC Lader halte ich gar nichts, da diese nur den wertvollen Verkehrsraum…Fußgängerweg…Fahradweg…Parkplätze zusätzlich um locker 40cm verengt, was in den meisten Fällen nicht vorhanden ist.

Norwegen hat damit auch aufgehört, da das schlicht nicht skaliert…wo soll man aufhören…bei 1Mio…bei 10 Mio…Blödsinn.

Sollten wir also bis 2030 irgendwo zwischen 100 und 200k HPCs gebaut bekommen, sind wir dicke auf der sicheren Seite für den Bedarf bis dahin.

Da wir schon jetzt 80000 haben…also locker zu schaffen.

Ich gehe davon aus, dass wir bis dahin Überkapazitäten mit sehr geringer Auslastung haben.
Ok…an Knotenpunkten auf der Autobahn, sind sicher mal 100 an einer Stelle nötig, aber nicht in der Fläche.

Und mehr als die 500k brauchts eh nicht, zumal die Ladezeiten immer mehr sinken (StoreDot will bis 2032 ein 100×2 Zelle fertig haben; 100Meilen in 2min), und wir sind immer näher an Tankzeiten.

Keine EnergieFirma will in Überkapazitäten investieren, die sie dann in 5 Jahren wieder abbauen, da unnötig.

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