L7e-Fahrzeuge: Nachhaltig, effizient – und übersehen?

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Elektroauto-News

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Elektrofahrzeuge der Kategorie L7e bleiben bisher von staatlichen Förderungen ausgeschlossen, obwohl sie erhebliche Vorteile für Umwelt und Verkehr bieten. Während große Elektro-SUVs hohe Subventionen erhalten, gehen Microcars leer aus. Mehrere Hersteller und Branchenvertreter fordern deshalb eine Anpassung der aktuellen Regelungen. Gerade in Hinblick auf die kommende Bekanntgabe im Rahmen des EU-Aktionsplan für die Automobilindustrie am 5. März.

L7e-Modelle sind deutlich leichter als herkömmliche E-Autos und benötigen wesentlich weniger Ressourcen in der Produktion. Trotzdem profitieren sie nicht von der CO₂-Flottenanrechnung, die es Herstellern ermöglicht, Emissionsvorgaben zu erfüllen und dadurch finanzielle Vorteile zu erhalten. Diese Benachteiligung gefährdet die Entwicklung eines Marktes für kompakte Stadtfahrzeuge, die insbesondere für den urbanen Raum ideal wären.

Die EU setzt ambitionierte Ziele zur Verringerung der CO₂-Emissionen im Straßenverkehr. Doch bestehende Förderprogramme konzentrieren sich auf größere Elektroautos. Das Problem: Die meisten Autofahrten sind kurz, insgesamt im Schnitt nur 30 Kilometer pro Tag, und werden häufig alleine absolviert. Riesige SUVs mit hohem Energieverbrauch sind dafür ineffizient. L7e-Modelle könnten viele dieser Fahrten übernehmen und den Rohstoff- und Energiebedarf im Verkehr erheblich senken.

Ein weiterer Aspekt betrifft die europäische Wettbewerbsfähigkeit. Während europäische Hersteller noch um Anerkennung für Microcars kämpfen, haben asiatische Anbieter bereits eine starke Marktposition im Bereich erschwinglicher, kleiner Elektrofahrzeuge aufgebaut. Ohne gezielte Förderung könnte Europa eine Chance verpassen, sich in diesem Segment zu behaupten.

Microcar Coalition fordert Berücksichtigung von Mikromobilität im EU-Aktionsplan

Die Microcar Coalition, zu der unter anderem Micro Mobility (Microlino) gehört, setzt sich dafür ein, dass L7e-Fahrzeuge in die CO₂-Flottenanrechnung aufgenommen werden. Dies würde die Produktion attraktiver machen und den Absatz fördern. Ein solches Vorgehen könnte dazu beitragen, nachhaltige Mobilitätslösungen voranzutreiben, ohne auf übergewichtige SUV-Modelle zu setzen.

Merlin Ouboter von Micro Mobility betont die Notwendigkeit politischer Anpassungen. Im Gespräch mit Elektroauto-News erklärt er, dass die aktuelle Regulierung kleine Elektrofahrzeuge benachteilige. Während große Modelle doppelt profitieren – durch CO₂-Anrechnungen und staatliche Zuschüsse –, bleibt die L7e-Klasse außen vor. „Das ist nicht mehr zeitgemäß. Es braucht eine Anpassung der Gewichtung, damit effiziente Mobilität nicht ausgebremst wird.“

Neben der Flottenanrechnung geht es auch um direkte Subventionen. In vielen Ländern werden Kaufprämien für Elektrofahrzeuge gezahlt. L7e-Modelle fallen meist durchs Raster. Das führt dazu, dass Kunden sich eher für größere Autos entscheiden, obwohl kompakte Varianten besser zu ihrem Mobilitätsverhalten passen würden.

Ein entscheidender Moment steht bevor: Am 5. März will die Europäische Kommission ihren neuen Aktionsplan für die Automobilbranche vorstellen. Die Microcar Coalition fordert, dass L7e-Modelle endlich angemessen berücksichtigt werden. Andernfalls drohe Europa, eine realistische Lösung für umweltfreundlichen Stadtverkehr zu vernachlässigen.

Quelle: Microcar Coalition – Pressemitteilung per Mail

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Pedro G.:

L7e-Modelle einfach mit 5% Umsatzsteuer und schon kämen Diese die weniger Auto brauchen schon eher in Betracht ⁉️

Pedro G.:

Was wäre wenn auf diese Fahrzeuge nur 5% Umsatzsteuer fällig wären ⁉️
Erhöhen die Hersteller den Preis ❓️❗️

Gastschreiber:

Da macht der Eigentümer/Gründer der Firma aber mächtig Wind/Werbung für seine Fahrzeuge.
Er fordert irgendwie Gleicheit, kann man verstehen, dann bitte auch gleiche Anforderungen an die Fahrzeuge, bspw. Crashsicherheit, Ausstattung mit Assistenten etc.
5000€ Unterschied zwischen einem Microlini und Inster bei Listenpreisvergleich, Angebote sind schon teilweise preisgleich.
Wo ist da der Markt, wird hier die Nische in der NIsche gesucht?
Wenn man eh schon verzichtet und mit den geringen Entfernungen argumentiert, dann dürfte ein Teil der Personen auch mit einem Tipolino oder Rockster auskommen, noch mal 10.000€ günstiger.
Die Autos passen entweder vom Preis oder von der Leistung nicht in das Marktangebot. Und die Verkaufzahlen, zumindest hierzulande, lassen auch keine Hoffnung erkennen. Eher sehe ich die Fahrzeuge als Ladenhüter, denn beim BMW-Händler stehen sie immer noch herum.

Daniel W.:

Ich musste an eine Geschichte denken, die meine Mutter vor vielen, vielen Jahren erzählt hat – im Frauenkreis der Kirchengemeinde hatte eine Frau gesagt, dass sie sich „nur einen Mercedes“ hätten leisten können – heute hätte die Frau, wenn sie noch leben würde, wohl gesagt, dass sie sich „nur einen SUV“ leisten können.

Die E-Leichtfahrzeuge werden in Deutschland wohl so selten zu sehen sein wie die Seniorenmobile. Also eher ein kleine Nische, solange man den großen Autos in den Städten reichlich Platz einräumt. Da sehe ich eher Chancen in den ärmeren Ländern in Asien und Afrika, aber da wohl eher langsamere L6e-Fahrzeuge.

Politisch werden vermutlich sehr unruhige Zeiten auf uns zukommen, da wird sich die Mehrheit wohl eher in SUV-Panzern verschanzen wollen.

Philipp:

Insbesondere wenn sich die Käufer im Klaren werden, welche Sicherheitsstandards sie plötzlich nicht mehr haben. Wer will also z.B. seinen Kindern weniger Sicherheit ermöglichen? Der Käuferkreis ist wirklich sehr klein.

Spiritogre:

Die Absatzzahlen lassen sich nicht wirklich verbessen, egal wie die gerade auch hier im Forum mal wieder gepusht werden. Das Interesse an solchen Fahrzeugen ist minimalst.

Wolfbrecht Gösebert:

„Eine Kaufprämie für L7e wird lediglich den gleichen Effekt haben wie bisher bei „normalen“ BEVs – höhere Erträge bei den Herstellern!“

Du hast aber schon den Unterschied einer klassischen »Kaufprämie« zu den »CO₂-Anrechnungen« bei Flottengrenzwerten bedacht? – Da nämlich bleibt die L7e-Klasse (ungerechtfertigt?!) außen vor! Die aber wüde die Absatzzahlen für div. L7e-Fahrzeuge verbessern können!

Frank2:

Bei der Argumentation der Microcar Coalition ist wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken.

Für diese Art von Fahrzeugen gibt es eine Käufergruppe.
Meiner Meinung nach wird diese Käufergruppe nicht signifikant grösser wenn es eine Kaufprämie dafür gibt.

Wenn jemand den Kauf eines E-SUV, eines Tesla Model 3, eines ID.3 oder einen Hyundai Inster in Erwägung zieht, dann wird er nicht plötzlich auf ein L7e Fahrzeug umschwenken, weil das 10-20% billiger geworden ist.

Eine Kaufprämie für L7e wird lediglich den gleichen Effekt haben wie bisher bei „normalen“ BEVs – höhere Erträge bei den Herstellern!

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