Klimaneutrale E-Fuels aus Frittenfett

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 2 min

Klimaneutrale synthetische Treibstoffe, sogenannte E-Fuels, sind aufgrund ihres extrem hohen Energiebedarfs in der Herstellung massiv umstritten. Hamburger Forscher wollen nun aber eine energieeffiziente Alternative gefunden haben, angeblich klimaneutralen Treibstoff herzustellen. Allerdings scheint das Mengenpotential vergleichsweise überschaubar: Die Wissenschaftler der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) stellen E-Fuels aus Altspeisefetten her, berichtet Welt online unter Berufung auf eine Meldung der Deutschen Presseagentur.

Das besondere des neuen Verfahrens im Vergleich zu bereits praktizierten sei die Effizienz: Lediglich eine Kilowattstunde Strom werde für die Produktion von einem Liter Treibstoff aus Altspeiseöl benötigt, berichten die Wissenschaftler. Demnach beträgt der Stromverbrauch pro 100 Kilometer lediglich um die fünf Kilowattstunden gegenüber 15 bei einem Elektroauto, rechnet Prof. Anika Sievers vor. Laut Projektleiter Prof. Thomas Willner können mit dem Endprodukt herkömmliche Pkw und Lkw betankt werden.

Wasserstoff wird bei Produktion benötigt

Das Projekt mit dem etwas sperrigen Namen READi-PtL (Reactive Distillation Power to Liquid) habe eine kommerzielle Nutzung zum Ziel. Das Unternehmen Nexxoil will laut Bericht eine Produktionsstätte in Hamburg errichten, zudem sei eine weitere in Bayern geplant. Geliefert würden die Altspeisefette derzeit von Krebs Brüggen Sekundärrohstoffe (KBS). Auch eine Verwendung von Plastikabfällen sei perspektivisch zur Ölgewinnung angedacht, heißt es weiter.

Bei der Umwandlung des Speisefetts zum Treibstoff muss Wasserstoff zugeführt werden. Allerdings handelt es sich dabei offenbar um eine eher geringe Menge, denn dessen Energiebedarf sei in der Kilowattstunde pro Liter bereits mitberücksichtigt, erklären die Forscher auf Anfrage.

Die Gewinnung von Kraftstoffen aus Abfällen ist nicht neu. So wird an mehreren Hundert Tankstellen in Deutschland Biogas (CNG) verkauft, das aus Stroh und organischen Abfällen hergestellt wird. In einigen Ländern Europas ist Kraftstoff aus Pflanzenölen bereits an Tankstellen erhältlich, in Deutschland jedoch noch nicht.

Insgesamt ist die Verwendung von Abfällen, wie im Hamburger Projekt, positiver zu bewerten als beispielsweise die Nutzung direkt von Speiseölen. Gerade der Ukraine-Krieg hat gezeigt, dass selbst in Europa Lebensmittel knapp sein können – und daher im Tank eher nichts zu suchen haben. Das Projekt aus Hamburg kann offenbar einen diesbezüglich unbedenklichen Beitrag dabei leisten, den Bestand an Verbrennerfahrzeugen zumindest in Teilen klimafreundlicher werden zu lassen.

Quelle: Welt online – „Klimaneutraler Kraftstoff aus Altspeisefetten produziert“, Hochschule für Angewandte Wissenschaften

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Herwig:

„19 Mio. Tonnen Plastikabfall abzügl. Ausschuss rund 19 Mio. Liter Kraftstoffe“
Aus einer Tonne nur einen Liter Kraftstoff zu gewinnen, wäre ein sehr verschwenderisches Vefahren!
Tatsächlich wird aus einem Kilo Plastikmüll ein Liter „Rohöl“.
Es wäre allerdings schade darum, wenn man dieses Öl zu E-Fuels wandelt, denn es ist reiner als natürliches Rohöl und somit hervorragend zur Produktion von Kunststoffen geeignet – also echtes stoffliches Recycling (wie bei Glas und Metall) und nicht Downcycling zum Brennstoff!

Otto Paschulke:

Das gibt es doch schon lange, die Firma Neste aus Finnland produziert schon seit Jahren HVO.

Ben:

Ist ja auch ok nur wird der Sportwagen dann das WE Auto sein und nicht der Daily Driver, alsl für die die es sich leisten können und wollen.

Daniel W.:

Sorry – mit den Nullen, Tonnen, kg und Litern durcheinander gekommen.

Bei 675 Liter pro Auto im Jahr reicht es für 28.148.148 Pkw (57,44%) aus Plastikabfällen.

Dagegen bei 675 Liter (5 Liter/100 km) pro Auto für 164.677 Pkw (0,34%) aus Frittierfett.

Damit steht das neue Ergebnis fest:

Kraftstoffe aus Plastikabfälle hätten mit 57,44% eine größere Chance, würden aber die Luft verpesten und Lärm produzieren, also besser daraus wieder neues Plastik machen.

E-Fuels aus Frittierfett bleiben mit 0,34% ein Luftschloss der E-Fuel-Lobby und hätten zudem die Nachteile aller Verbrenner, sie würden die Luft verpesten und Lärm machen.

Für Lkws, Dieselloks und Binnenschiffe bliebe bei beiden Verfahren nichts übrig.

Daniel W.:

Ein kleiner Taschenspielertrick – im Prinzip werden alte Fette mit bereits hohem Energiegehalt erhitzt und „gefiltert“ und benötigen dann angeblich nur 1 kWh pro Liter für deren „Erzeugung“.

Die große Frage: Was bringt es den Autofahrern in Deutschland?

1) Infos sammeln und Berechnungen durchführen:

Eine andere Methode ist diese hier, siehe Beitrag von 2021

Reoil

Wie aus Plastikmüll Öl werden kann

Aus Plastikmüll wieder Mineralöl gewinnen. Das klingt fantastisch. Ist aber in einer Pilotanlage im österreichischen Schwechat Wirklichkeit geworden. Das chemische Recycling hat aber auch ein paar Haken.

Fast 19 Millionen Tonnen an Verpackungsabfall in Deutschland sprechen für sich (Stand: 2018).

Chemisches Recycling ist nicht neu, galt aber bislang als zu teuer und nicht massentauglich. Die OMV ist allerdings gerade dabei bis 2025/2026 eine weit größere Anlage aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Dort könnten dann bis zu 200.000 Tonnen Altplastik pro Jahr verarbeitet werden.

Quelle: br.de/radio/bayern1/reoil-100.html – 04.05.2021)

19 Mio. Tonnen Plastikabfall abzügl. Ausschuss rund 19 Mio. Liter Kraftstoffe.

13.500 km pro Auto und Jahr bei 5, 6 oder 7 Liter/100km sind 675, 810 oder 945 Liter.
19 Mio. Liter geteilt durch 675, 810 oder 945 Liter sind rund 28.148, 23.457 oder 20.106 Autos.

Bei rund 49 Mio. Pkw würden 19 Mio. Tonnen Plastikabfall für max. 0,06% aller Pkw reichen.

Hubert Zenk: In Deutschland fallen pro Person und Jahr etwa 1,3 Kilogramm Altfett an. Diese insgesamt rund 100.000 Tonnen …

(Quelle: jedertropfenzaehlt.de/frittierfett-treibt-motoren-an/)

900 g Fett entsprechen rund 1 Liter Frittieröl

100.000.000 kg Frittierfett
111.156.700 Liter als Öl

2) Zusammenfassung:

Bei rund 49 Mio. Pkw würden 100.000 Tonnen Frittierfett für max. 0,35% aller Pkw reichen, zusammen mit max. 0,06 aus Plastikabfällen wären es max. 0,41% aller Pkw.

Machen wir uns also keine Illusionen was E-Fuels aus Fritierfett oder Plastikabfällen betrifft, wir bekämen nicht einmal ein halbes Prozent zusammen und dabei sind Lkws, Dieselloks und Binnenschiffe noch gar nicht mit dabei – also nur ein Luftschloss der E-Fuel-Lobby.

Achim Dittrich:

Was ein Schmarrn!
Da müsste der Durchschnittsbürger sich von nichts als Fritten ernähren um eine Menge an E – Fuels aus Altspeisefetten zu produzieren, die für die täglichen Kilometer mit dem Auto reichen und es würde sich doch nicht ausgehen.
Währenddessen überholen uns die Chinesischen Autohersteller bei batterieelektrischen Autos in Windeseile.

brainDotExe:

Es geht nicht immer um Effizienz.

Der Autoliebhaber wird eher das 5-fache bezahlen um seinen Sportwagen mit Verbrenner zu bewegen anstatt auf ein Elektroauto umzusteigen.

Ben:

Es gibt übrigens keine E-Fuels aus Altfett, es gibt E-Fuels und es gibt HVO( hydriertes Planzenöl).
Das sind 2 verschiedene Paar Schuhe und hat nix miteinander zu tun.

Und auch noch gut zu wissen, das Produkt aus Schweden hieß früher Care Diesel, um den steigenden Bedarf zu decken hatte die Firma Palmöl zukaufen müssen und ist stark in die Kritik geraten aber es wurde reagiert und es wird ohne Palmöl produziert aber in kleineren Mengen da nicht genug Abfall zur Verfügung steht.
btw. steht auch auf deiner verlinkten Seite dass das XTL ein HVO ist und kein E-Fuel
„Unser KlimaDiesel90 besteht zu 100 % aus biobasiertem, synthetischen Kraftstoff (XTL) HVO (Hydrotreated Vegetable Oils).“

Ben:

[Kommentar gelöscht. Kritik nehmen wir gerne an, aber nicht in diesem Ton. / Michael]

Josef:

„… Klimaneutrale E-Fuels aus Frittenfett…“
Gibt es nicht…das ist Biosprit aus Planzenfett. Also ähnlich wie E10 bei dem Biomaterial verwendet wird.
Dies ist nur eine Mimimale Menge, wie auch im Artikel beschrieben.
EFuel wird komplett aus H2O und CO2 synthetisiert und nicht aus Pflanzen.

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