Im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien haben die Regierungsbehörden ihren Plan zurückgezogen, mit dem Lkw in Häfen schrittweise durch vollelektrische Modelle ersetzt werden sollten. Die entsprechende Gesetzgebung hätte aufgrund ihrer Tragweite eine landesweite Ausnahmegenehmigung benötigt, so ein Bericht der New York Times (NYT). Diese Ausnahme würde die neue Regierung unter Trump jedoch höchstwahrscheinlich ablehnen.
Tausende von insgesamt mehr als 30.000 Lkw sollten in kalifornischen Häfen elektrifiziert werden und die Fracht fortan kohlenstoffdioxidfrei transportieren. Die entsprechenden Verpflichtungen, die Kalifornien durchsetzen wollte, hätten zur Ausmusterung zahlreicher Diesel-Sattelschlepper zugunsten elektrischer Alternativen beigetragen. Dazu wurde bei der Umweltschutzbehörde der USA eine Ausnahmegenehmigung beantragt, da die Vorschrift strenger ist als die Bundesnormen. In der Vergangenheit hatte Kalifornien bereits ähnliche Ausnahmen durchsetzen können. Aufgrund von Problemen mit Smog durfte der Staat beispielsweise strengere Auspuffemissionen vorschreiben, als in der Bundesnorm vorgesehen.
Aber die Regierung Biden hat den Antrag vor dem Regierungswechsel nicht genehmigt und nun wurde der Plan vorerst zurückgezogen. Es sei nicht sicher, so NYT, ob die neue Regierung unter Donald Trump dem Antrag stattgeben würde, selbst wenn die aktuellen Bedenken beseitigt wären.
Der Plan Kaliforniens geht zwar mit vielen Vorteilen einher, ist jedoch in der Umsetzung schwierig. Zu den Problemen, so NYT, gehören zu lange Ladezeiten sowie eine unzureichende Ladeinfrastruktur, nicht zuletzt aber auch zu teure Preise für Elektro-Lkw. Da die Unternehmen, die Lkw in den Häfen betreiben, eher klein seien, scheuen sie größere Investitionen. Während dieselbetriebene Lkw gebraucht bereits ab umgerechnet unter 40.000 Euro erworben werden können, kosten die elektrischen Lkw mit staatlichen Anreizen über 100.000 Euro mehr. Ohne Subventionen liege der Preis sogar bei über 470.000 Euro. Dazu komme, dass die Lkw während des Ladens keine Gewinne einfahren. Insgesamt sei das Programm Kaliforniens zu ehrgeizig gewesen, so Daniel Sperling, Professor an der University of California im Bereich nachhaltiger Verkehr.
Das Ende emissionsfreier Hafentransporte?
Der US-Bundesstaat Kalifornien kann die Unternehmen also nicht wie geplant verpflichten, die Flotten zu elektrifizieren. Damit gerät dieser Vorstoß für Elektro-Lkw ins Stocken. Die Idee sei aber, wie die kalifornischen Behörden betonten, nicht zum Scheitern verurteilt und sie entschieden, dass die Ziele durch andere Vorschriften und Anreize in Form von Subventionen umgesetzt werden solle. Des Weiteren gibt es andere Vorschriften in dem Bundesstaat, die erhalten bleiben und die Verbreitung emissionsfreier, elektrischer Lkw weiter fördern.
Im Hafen von Los Angeles sind außerdem im letzten Jahr einige neue, elektrisch betriebene Containerstapler hinzugekommen. Die fünf Stapler des Herstellers Taylor Machine Works sind damit ein weiterer Bestandteil der Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen im Hafenbetrieb.
Vorteile der Elektrifizierung im Hafen
Dass sich Kalifornien ausgerechnet die Elektrifizierung von Hafenflotten vorgenommen hat, hat mehrere Gründe. Zum einen ist der Schwerlastverkehr in Kalifornien ein riesiger CO2-Verursacher, dessen Abgase laut NYT zu dokumentierten Gesundheitsproblemen von Anwohner:innen beigetragen hätten, wie etwa Asthma bereits bei Kindern. Zum anderen ist die Umsetzung im Hafen logistisch relativ überschaubar. Bei absehbaren maximalen Strecken der Sattelschlepper von umgerechnet knapp 320 Kilometern lässt sich das Laden der Elektro-Lkw deutlich besser planen.
Man habe gehofft, dass Spediteure, Hersteller und Energieversorger mit Anstoß der regulatorischen Maßnahmen eine entsprechende Ladeinfrastruktur aufbauen würden. Auch diese Annahme ist nicht unbegründet, denn für Unternehmen kann sich die Umstellung der Flotte mittel- bis langfristig lohnen, nicht zuletzt aufgrund geringerer Kosten für Kraftstoff und Wartung der Fahrzeuge.
Einige Unternehmen haben bereits entsprechend in E-Lkw investiert, jedoch seien sie nun besorgt, denn wenn die Hafentransportunternehmen nicht verpflichtet sind, umweltfreundliche Fahrzeuge zu kaufen, könnte die Konkurrenz mit viel billigeren Dieselfahrzeugen einen großen Vorteil haben. Einige Häfen, wie Los Angeles und Long Beach, erheben bereits Gebühren auf dieselbetriebene Lkw. Diese Einnahmen werden wiederum teilweise in Elektro-Lkw und Ladeinfrastruktur reinvestiert. Weitere Anreize für E-Lkw schafft auch Climate United, bestehend aus gemeinnützigen Umweltorganisationen. Umgerechnet fast 240 Millionen Euro, die der Verband von der Biden-Regierung erhalten hat, sollen für 500 elektrische Lkw ausgegeben werden. Diese sollen dann an kleine Unternehmen vermietet werden.
Trumps Einfluss auf Elektromobilität
In seiner vergangenen Amtszeit hat der ehemalige US-Präsident Joe Biden verschiedene Maßnahmen umgesetzt und staatliche Fördergelder freigegeben, die die Elektrifizierung des US-Verkehrs, insbesondere im Gütertransport, voranbringen sollte.
Seit dem Amtsantritt von Donald Trump sieht es jedoch nach einer Kehrtwende aus. Der amtierende Präsident der USA hat bereits entsprechende Fördergelder gestrichen und folgt damit seinen Ankündigungen, das Land von Elektroautos weg und zurück zu fossilen Brennstoffen zu führen.
Mit dieser Politik dürfte diese Entscheidung in Kalifornien kein Einzelfall bleiben. Die Politik von Präsident Trump könne in den kommenden Jahren viele große Projekte im Bereich der grünen Energie bedrohen, so die New York Times.
Quelle: The New York Times – California’s Push for Electric Trucks Sputters Under Trump