So stellt sich Škoda für die Zukunft auf

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Skoda

Felix Katz
Felix Katz
  —  Lesedauer 5 min

Bei VW-Tochter Skoda tut sich einiges: Trotz herausfordernden Marktumfelds lieferten die Tschechen im Jahr 2022 mehr als 730.000 Fahrzeuge aus. Das Unternehmen habe zudem wichtige Maßnahmen ergriffen, um sich zukunftssicher aufzustellen: Neben dem Produktionsstart von MEB-Batteriesystemen im Mai 2022 möchte der Hersteller bis 2026 drei weitere vollelektrische Modelle auf den Markt bringen. Darüber hinaus werde in diesem Jahr die neue Designsprache samt überarbeiteter Corporate Identity ausgerollt.

„Škoda Auto hat im Jahr 2022 seine Resilienz unter Beweis gestellt. Trotz zahlreicher Herausforderungen für unsere Branche haben wir unseren strategischen Fokus geschärft: Wir haben eine neue Designsprache und einen neuen Markenauftritt präsentiert, wir haben mit der Fertigung von MEB-Batteriesystemen begonnen und unsere E-Mobilitätsoffensive beschleunigt“, erklärt Škoda-Auto-Vorstandsvorsitzender Klaus Zellmer.  Auch im Jahr 2022 blieb der Škoda Octavia mit 141.100 ausgelieferten Einheiten der Bestseller der Marke. Unverändert hoch blieb auch die Nachfrage nach den SUV-Modellen Kamiq (96.300 Einheiten) und Kodiaq (94.500), gefolgt vom Fabia (92.700). Dank der Markteinführung des Enyaq Coupé iV hat auch die vollelektrische Enyaq iV-Familie ihren erfolgreichen Kurs fortgesetzt: Im Jahr 2022 beliefen sich die Auslieferungen auf 53.700 Einheiten. Seit Ende Januar letzten Jahres ergänzt die Topversion, der Enyaq Coupé RS iV, als erstes vollelektrisches RS‐Modell das Angebot, im Dezember 2022 folgt die SUV-Version des RS. Darüber hinaus debütierte die Ausstattungslinie Monte Carlo für die vierte Fabia-Generation und im Juni präsentierte Škoda Motorsport den Fabia RS Rally2 – als Nachfolger des Fabia Rally2 evo.

Mehr MEB-Batterien für den Volkswagen Konzern

In der Komponentenfertigung habe Škoda im vergangenen Jahr einen wichtigen Schritt unternommen, um die Tschechische Republik als Elektromobilitäts-Hub zu etablieren: Im Mai 2022 begann im Stammwerk in Mladá Boleslav die Produktion von Batteriesystemen für vollelektrische Fahrzeuge, die auf dem Modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) des Volkswagen-Konzerns basieren. Die Investitionen in die neu errichtete Produktionslinie belaufen sich nach Unternehmensangaben auf rund 130 Millionen Euro. Eine weitere Montagelinie komme noch in diesem Jahr hinzu, damit steige die Gesamtkapazität auf 1500 Batterien pro Tag. Die in Mladá Boleslav produzierten MEB-Batteriesysteme kommen in Modellen von Škoda, Volkswagen, Audi und Seat zum Einsatz. Mladá Boleslav ist in Europa der einzige Standort außerhalb Deutschlands, an dem Batteriesysteme für MEB-Fahrzeuge produziert werden.

Um die Teileversorgung sicherzustellen, ergriff Škoda im Jahr 2022 eine Maßnahme, die verdeutlicht, wie resilient der Automobilhersteller unter äußerst schwierigen Bedingungen sein kann: Infolge des Krieges in der Ukraine musste die Produktion des vollelektrischen Enyaq iV in der ersten Jahreshälfte 2022 aufgrund anhaltender Lieferengpässe für acht Wochen ausgesetzt werden. Um die Kundennachfrage bestmöglich zu bedienen und den hohen Auftragsbestand abzuarbeiten, verlegte der Automobilhersteller in Zusammenarbeit mit seinen Zulieferern einen Teil seiner ukrainischen Komponentenfertigung nach Mladá Boleslav. Innerhalb weniger Wochen sollen so die Fertigungskapazitäten in Europa und Nordafrika verdoppelt worden sein.

Skoda verdoppelt Auslieferungen in Indien

Im Rahmen der „Next Level“-Strategie prüfe das Unternehmen fortlaufend die Möglichkeit neuer Markteintritte und weitere potenzielle Standorte. Damit möchte der Automobilhersteller seine Internationalisierungsstrategie vorantreiben und Potenziale für den Volkswagen Konzern auf vielversprechenden Wachstumsmärkten erschließen. Diese Strategie scheint auf dem Schlüsselmarkt in Indien zu greifen: Škoda konnte dort die Auslieferungen im Jahr 2022 nach eigenen Angaben mehr als verdoppeln (+127,7 Prozent gegenüber Vorjahr) und werde seine Präsenz in Südostasien deutlich verstärken: Der Automobilhersteller stehe kurz vor dem Eintritt in den dynamischen Wachstumsmarkt Vietnam und trage außerdem die strategische Verantwortung für die Markengruppe Volumen in der ASEAN-Region. Diese Grundlagen bieten Zugang zum Indopazifik-Raum, die weltweit am schnellsten wachsende Wirtschaftsregion (+8 Prozent pro Jahr). Das Marktvolumen könnte im Jahr 2030 bei mehr als 4,1 Millionen Fahrzeugen liegen.

Durch die geografische Nähe zu Indien sollen sich darüber hinaus wichtige Synergien ergeben. Diese spielen auch für das Engagement von Škoda im Mittleren Osten eine wesentliche Rolle: Der tschechische Automobilhersteller rechnet damit, seine jährlichen Auslieferungen hier in den nächsten drei Jahren auf rund 5000 Einheiten zu steigern. Zum 1. Februar 2023 hat sich Škoda der Audi Volkswagen Middle East (AVME) angeschlossen, um die Marke in die bestehende National Sales Company für die Marken Audi und Volkswagen zu integrieren.

Škoda verfolgt auch in einem weiteren Handlungsfeld seiner „Next Level“-Strategie ehrgeizige Ziele: Das Unternehmen geht nach eigenen Angaben den Bereich Nachhaltigkeit ganzheitlich und über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg an. Für eine nachhaltige Produktion setze Škoda in seinen Modellen zunehmend auf wiederverwertbare Materialien. Darüber hinaus habe sich das Unternehmen dem Recycling von Hochvoltbatterien aus seinen E-Fahrzeugen verschrieben und werde seine drei Werke in der Tschechischen Republik bis Ende des Jahrzehnts klimaneutral betreiben. Insgesamt lag der Anteil der erneuerbaren Energien an den tschechischen Standorten im Jahr 2022 bei rund 35 Prozent. Im indischen Werk in Pune hat Škoda übrigens kürzlich eine der landesweit größten Solarstrom-Dachanlagen in der Automobilindustrie in Betrieb genommen, die den gesamten Energieverbrauch des Werks bis zu 30 Prozent deckt.

Auch die Dekarbonisierung seiner Flotte treibe der tschechische Automobilhersteller voran. Ziel sei es, die Emissionen hier bis 2030 um mehr als 50 Prozent im Vergleich zu 2020 zu reduzieren. Allerdings spiele der Verbrennungsmotor in der Phase der Transformation auch für Škoda eine wichtige Rolle. Der Automobilhersteller optimiere seine Verbrennermodelle konsequent weiter und werde im weiteren Jahresverlauf die neue Generation der Modellreihen Superb und Kodiaq vorstellen. Beide Modelle werden auch mit Plug-in-Hybridantrieb erhältlich sein – ein Novum für den Kodiaq.

Drei neue Modelle bis 2026 und Investitionen von 6,3 Milliarden Euro

Škoda Auto rechnet damit, dass die Gesamtsituation im Jahr 2023 für die Automobilindustrie weiterhin herausfordernd bleibt. Dennoch werde das „moderne, attraktive Modellportfolio“ von den Kunden sehr gut angenommen, sagen die selbstbewussten Tschechen. „Um diese erfolgreiche Entwicklung weiter fortzusetzen, präsentiert Škoda die nächste Generation seiner erfolgreichen Elektro-SUV-Familie: Der überarbeitete Enyaq iV trägt bereits das Modern Solid Design“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung. Die Weichen für die Zukunft sind also gestellt. Dazu soll der neue Markenauftritt „Explore More“ die Richtung vorgeben: mit einer neuen Designsprache, einem neuen Logo und der umfassendsten Veränderung der Corporate Identity in den letzten 30 Jahren. Teil der neuen Strategie werden bis zum Jahr 2026 drei neue vollelektrische Modelle sein: einen Kleinwagen, ein Kompaktmodell und ein großes Fahrzeug à la Vision 7S, der bereits als Konzeptfahrzeug in Prag vorgestellt wurde. Erste Einblicke sollen im zweiten Quartal 2023 folgen.

Ziel sei es, die gesamte elektrische Produktpalette anzubieten – vom Einstiegsmodell bis zum geräumigen Familienfahrzeug. Der BEV-Anteil an den Auslieferungen in Europa soll bis 2030 auf über 70 Prozent zu steigen. Um diese Ziele zu erreichen, werde der Automobilhersteller bis 2027 insgesamt 5,6 Milliarden Euro in die Elektromobilität und weitere 700 Millionen Euro in Digitalisierung investieren.

Quellen: Skoda – Pressemitteilung vom 16.03.2023

 

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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Abc:

Weil letztes Jahr im Februar in Tschechien das Werk das für die Innenausstattung zuständig ist abgebrannt sind und somit +5 Monate zusätzlich zu den restlichen Gründen der Lieferverzögerung kommen. Ausserdem sind die auftragsbücher voll, lieferzeit aktuell 17 monate wegen erschöpfter Kapazitäten

Inside:

Wenn SKODA die E-Mobilität vorwärts bringen will, wieso benötigt Skoda da für die Produktion eine Octavia RS iV, zwei Jahre????? Wäre es nicht sinnvoll seine Kundenauträge abzuarbeiten, anstatt die Kunden zu verprellen ?

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