Indiens größter Autohersteller verbannt Diesel- und Benzinmotoren

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Iris Martinz
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China ist der größte E-Auto-Markt der Welt, mit zahlreichen Herstellern und Einstiegspreisen weit unter 10.000 Euro. In Indien kündigt Maruti Suzuki – ein Joint Venture der indischen Regierung mit dem Autohersteller Suzuki und Indiens größter Autohersteller – an, binnen zehn Jahren nach den Diesel- auch die Benzin-Verbrenner aus dem Sortiment zu verbannen. Wenn jetzt in diesen beiden Ländern – immerhin Heimat für fast ein Drittel der Weltbevölkerung – der Strom für die vielen Elektroautos auch noch aus erneuerbaren Energien kommen würde, wäre alles gut.

Bis 2032 will Maruti Suzuki sein Portofolio auf Hybride, synthetische Kraftstoffe und reine Elektroautos umstellen. Diesel-Fahrzeuge wurden bereits 2020 aus dem Sortiment verbannt. „In der nächsten Dekade werden wir alle Fahrzeuge umstellen. Es wird keine Benzin-Verbrenner mehr geben. Diese werden entweder elektrifiziert oder auf CNG oder Bio-Kraftstoffe umgestellt„, erklärt CV Raman, CTO von Maruti Suzuki in einem Interview mit der Economic Times. Den Corporate Average Fuel Economy Standard (CAFE) müssen alle Autos im Finanzjahr 2022-2023 bereits erfüllen, den indischen BS-VI-Emissionsstandard nächstes Jahr. In den Jahren 2027 und 2032 werden die geltenden Standards noch verschärft. 2025 erfolgt der Marktstart des ersten vollelektrischen Fahrzeuges von Maruti Suzuki.

Anders als in Europa sieht CV Raman die Kostenparität zwischen Elektroautos und Verbrennern in Indien bald erreicht. Allerdings müssten Elektroautos etwa 35.000 bis 40.000 Kilometer pro Jahr gefahren werden, um sich bei den aktuellen Preisen zu rechnen. Daher geht Raman davon aus, dass die Elektrifizierung zuerst in den Flotten vorangetrieben wird. Auch weil die Ladeinfrastruktur noch eine Herausforderung sei. Mehr als 60 Prozent aller Autos in Indien werden auf der Straße geparkt, nur 20-25 Prozent haben Zugang zu Ladepunkten. „Wir müssen deshalb darauf achten, dass der Zugang zur Infrastruktur zu Hause, im Büro und auf anderen Plätzen gleichzeitig entwickelt wird„, stellt Raman klar.

Das Problem der Stromaufbringung ist Raman bewusst. 70 Prozent des Stroms wird in Indien aus Kohle produziert. Der Energiemix müsse sich ändern, um die COP26-Reduktionsziele zu erreichen. Wie das geschehen soll, darüber gibt er keine Auskunft. Die Regierung möchte jedenfalls bis 2030 den Anteil von vollelektrischen Autos von aktuell 0,005 Prozent auf 30 Prozent heben und so die Emissionen um 45 Prozent gegenüber 2005 reduzieren. CNG und Hybridfahrzeuge werden als Schlüsseltechnologien gesehen, um diese Ziele zu erreichen. Maruti Suzuki möchte noch in diesem Monat einen mittelgroßen SUV mit Hybridantrieb vorstellen. Weitere sollen folgen.

Ein großes Potential für die Elektrifizierung sieht Raman auch bei den Zweirädern. In Indien stehen die Zweiräder für 62 Prozent des gesamten Benzinverbrauchs. In diesem Segment auf Elektroantrieb umzustellen, mache daher Sinn, vor allem auch wegen der leichteren Lademöglichkeit.

Quelle: economictimes.indiatimes.com – Green Drive: Maruti to phase out pure petrol vehicles in 10 years

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

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