Immobilienwirtschaft kaum an E-Mobilität interessiert?

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 3 min

Die Immobilienwirtschaft hat aktuell in großen Teilen wenig Interesse, sich am Ausbau der Elektromobilität zu beteiligen. Das sagt zumindest Ralph Müller-Eberstein, Business Development Manager bei Ebee Smart Technologies, im Gespräch mit Power2Drive. „Die Immobilienwirtschaft macht aktuell nur das, was gesetzlich gefordert ist“, sagt er. Da es einen Vermietermarkt gebe, bestehe für eine Daseinsvorsorge kein Anreiz, argumentiert er.

„Wenn der Vermieter keinen Ladepunkt anbietet, findet sich trotzdem ein Interessent, der das Objekt nimmt. Im Bereich der gewerblichen Immobilien ändert sich allerdings langsam etwas“, stellt Müller-Eberstein fest. Zwar haben Mieter in Deutschland, sofern sie einen Stellplatz oder eine Garage mitmieten, ein Anrecht auf die Errichtung einer Lademöglichkeit – allerdings müssen sie selbst die Kosten dafür tragen, und das sowohl für den Aufbau als auch für den Rückbau nach Auszug. Von diesem Recht macht also kaum jemand Gebrauch.

Dienstleister übernehmen die Umsetzung

Aktuelle Themen seien gerade PV-Strom, Überschussladen, selbst erzeugten Strom für Fahrzeuge nutzen, Mieterstrom oder Balkonkraftwerke. „Allerdings hat vor allem die Wohnungswirtschaft bei diesen Themen noch keine Antwort, weil sie daraus keinen Mehrwert generieren kann“, sagt Müller-Eberstein. Deshalb gehe der davon aus, dass die Umsetzung dieser Thematiken wie bisher, aber in zunehmend starkem Maße von Dienstleistern übernommen wird. Jedoch gibt er zu bedenken: „Aber es braucht auch einen Rahmen, der von der Politik geschaffen werden muss. Das ist generell das große Problem der Energiewende, dass keiner richtig weiß, welcher Akteur welche Rolle übernimmt.“

Grundsätzlich sollte die Nutzung von Elektromobilität direkt an bestehenden oder neuen Immobilien aus seiner Sicht so oft wie möglich umgesetzt werden. Anders als bei öffentlichen Lademöglichkeiten sei die Ladeleistung dort, wo das Auto ohnehin lange Zeiten steht, zweitrangig. Er rechnet vor: „Laut Kraftfahrtbundesamt fährt ein Pkw im Durchschnitt 40 Kilometer pro Tag. Mit dieser Angabe kann sehr gut abgeleitet werden, dass ein Elektroauto circa 12 Kilowattstunden Energie benötigt, um ordnungsgemäß geladen zu werden; bezogen auf ungefähr 8 bis 10 Stunden Standzeit zu Hause oder bei der Arbeit. Somit bestehen, was die Ladeleistung angeht, keine großen Anforderungen.“ 

Wandel hin zum Mietermarkt?

Laut der Führungskraft bei Ebee Smart Technologies könnte sich im Immobilienmarkt künftig aber einiges zugunsten der Elektromobilität verändern. „Wenn das Laden des Elektroautos zu einem Grundbedürfnis wird, wird das zu einem starken Wettbewerb führen bei dem am Ende der Preis von Ladelösungen eine große Rolle spielen wird„, ist er überzeugt. Und vielleicht schwenke der Markt wieder zu einem Mietermarkt um. „In diesem Fall sucht sich der Interessent die Immobilie, die zu seinem Elektroauto passt“, erklärt Müller-Eberstein.

Quelle: Power2Drive – „Ladeinfrastruktur: Die Immobilienwirtschaft macht aktuell nur das, was gesetzlich gefordert ist“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Kona64:

Die Statistik ist dein Freund. Die 40 km sind der Mittelwert. 90 % der Wagen fahren dann weniger als x km? Wir kennen die Verteilung nicht, aber gehen wir mal von dem 2,5 fachem aus. Das sind 100km bzw. etwa 18kWh Strom. An einen Schuko Steckdose wären die über Nacht nachgeladen. Der Fall, dass man spät mit leerem Akku ankommt und morgens mit vollem starten muß ist auch konstruiert. Wenn die Akku Ladung nicht reicht, stoppt man auf dem Weg für ein paar Minuten am Schnellader. Zudem sind 99% aller Fahrten kürzer als 100km. Lange Fahrten (>400 km) gibt es nur 8x pro Jahr. Meine Lebenswirklichkeit ist, dass ich solche Fahrten im Vorfeld kenne und plane. Spontan und sofort fahre ich nicht einmal 100km.

Wolfbrecht Gösebert:

„36 Ladeanschlüsse“
«Pffft» Auf den Bedarf kannste noch jahrelang warten …

„… manche Mehrfamilienhäuser dürfen nur 4 Wallboxen …“
Ja, und manche mehr, manche mit Lastverteilung, manche bekommen einen eig. Haupanschluß … manche …

Aber Hauptsache, Du kannst mal wieder schwarzmalen – ernstnehmen kann ich das schon lange nicht mehr!

Frank:

11kW hört sich schon besser an als der durchschnitt im Artikel, sind netto schon mal 50 – 60km pro Stunde.

Andreas:

Also wenn die Anforderung ist einen sehr großen Akku z.B. 100 kWh in einer kurzen Nacht z.B. 7 Stunden voll zu kriegen, dann reicht auch eine Standard 11 kW Wallbox nicht mehr (11 kW x 7 h = 77 kWh). Also bauen wir jetzt für jede Wohnung einen Schnellladeplatz, oder?

Ironie off

Frank:

36 Ladeanschlüsse, aber dann wird die Ladeleistung begrenzt, manche Mehrfamilienhäuser dürfen nur 4 Wallboxen installiert werden.

Frank:

Im Mittel brauche ich 342 Watt die Stunde, welche Leistung sollte mein Hausanschluss dann haben ?
Mein Nachbar fährt 700km im Jahr und der andere Nachbar 60.000km und fährt früh um 4 Uhr los, man kann doch nicht sagen welcher Mieter da einzieht.

Wolfbrecht Gösebert:

„Die Akkus im Auto werden größer und man sollte wenn man spät abends mit leeren Akku ankommt, früh morgens einen vollen Akku haben, auch wenn das nur einmal die Woche oder im Monat vorkommt.“
Aber warum so bescheiden?
Hier der stolze TG-Mieter, der noch IN seiner Mittagspause mit 150-kWh-Akku LEER angekommen einfach wieder VOLLlädt:
c&p–> elektroauto-news.b-cdn.net/wp-content/uploads/2024/01/ELECTRA_Schnellladesaeule-1536×1025.jpg

Wolfbrecht Gösebert:

Vermutlich 36, weil es nur 2× 18 Wohneinheiten über der TG gibt … der Rest der TG-Mieter sind Lastenrad- oder Zweitwagen-Nutzer oder Externe. Übrigens: Zusätzlich befinden sich div. öffentliche Ladeplätze in 200–1.000 m Umkreis. Auch Schnelllader und keinesfalls immer belegt. Zu weiteren Fragen vermittle ich gern an den Netzbetreiber :P

Christian:

Das betrifft dann aber halt den Einzelfall. die 40km pro Tag und PKW sind halt gemittelt.

Frank:

Wie viele Stellplätze können denn maximal einen Anschluss bekommen ?

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