Hongqi: Von der chinesischen Staatskarosse zum Tesla-Killer?

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Hongqi | Hongqi EH7

Vanessa Lisa Oelmann
Vanessa Lisa Oelmann
  —  Lesedauer 3 min

Zugegeben, der Begriff „Tesla-Killer“ wird von der Automobilpresse seit Jahren inflationär genutzt, wohl stets mit dem Ziel, möglichst viele Aufrufe zu generieren, denn die Marke mit dem T klickt sich eben besonders gut. Nur selten konnten die hochgelobten Autos technologisch tatsächlich mit dem Flaggschiff des Elektro-Primus aus den USA mithalten, doch nun kommt eine elektrische Limousine aus China nach Europa, die zumindest auf dem Papier alle Voraussetzungen dafür hat, erfolgreich mit dem Tesla Model S zu konkurrieren.

Der potenzielle Hoffnungsträger heißt Hongqi EH7 – eine elektrische Oberklasselimousine, die noch im Herbst in Deutschland eingeführt werden soll. Unter der kreativen Leitung von Giles Taylor, einem ehemaligen Rolls-Royce-Designer, wurde ein chinatypisch eleganter Langstreckengleiter mit ausladenden Dimensionen von 4,98 Metern Länge, einer Breite von 1,91 Metern und einem üppigen Radstand von drei Metern erschaffen.

Hongqi | Hongqi EHS7

Der EH7 verspricht, ein ideales Chauffeurfahrzeug zu sein, denn immerhin baut Hongqi die Staatskarosse für den chinesischen Präsidenten, wodurch das Prestige der Marke im Heimatmarkt sehr hoch ausfällt. Dennoch möchte die elegante Limousine zum gelegentlichen Selbstfahren animieren: Für ordentlich Fahrspaß soll die Allradversion mit 619 PS Motorleistung sorgen, die den EH7 in 3,5 Sekunden auf 100 beschleunigt und eine WTLP-Reichweite von bis zu 580 Kilometern in Aussicht stellt. Benötigt man noch mehr Reichweite, so bietet Hongqi zudem eine heckgetriebene Version mit 344 PS an, die immer noch in flotten 5,8 Sekunden auf 100 km/h flitzt und 700 WLTP-Kilometer verspricht.

Beide Motorisierungen sollen in der Spitze mit 250 kW laden können – ebenso wie das Model S übrigens. Hm, Zufall? In fünf Minuten sollen beim Newcomer aus Fernost bereits 200 Kilometer nachgeladen werden können, ein durchaus beachtlicher Wert, den man von einem 800-Volt-Auto erwarten würde, doch bisherigen Informationen nach basiert der EH7 auf einer 400-Volt-Architektur. Von 10 auf 80 Prozent dauert es übrigens 25 Minuten, fünf Minuten schneller als beim Model S.

Doch um einen akkuraten Vergleich zu Teslas Flaggschiff ziehen zu können, müsste man die Akkugrößen der beiden Elektroautos vergleichen, und genau dazu wurde von Hongqi bislang nichts kommuniziert. Im chinesischen Heimatmarkt werden jedenfalls drei Akkuvarianten – 75, 85 und 111 kWh – angeboten, ob es alle drei Versionen nach Europa schaffen werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unbekannt. Bekannt ist aber, dass der EH7 über eine Art von V2L-Funktionalität verfügen wird, um externe elektrische Geräte mit Strom aus der Hochvoltbatterie versorgen zu können.

Hongqi | Hongqi EHS7

Im Innenraum finden wir schließlich ein asymmetrisches Armaturenbrett mit digitalen Instrumenten auf einem 6-Zoll-Bildschirm und einem zentralen, abgerundeten 15,5-Zoll-Touchscreen, der von einem Qualcomm Snapdragon 8155-Chip gesteuert wird. Das Zweispeichen-Multifunktionslenkrad verfügt über Touchtasten, welche bei Berührung immerhin haptisches Feedback an den Fahrer übermitteln. In China ist das Cockpit in verschiedenen Farben bestellbar, unter anderem in einem hübschen Minzgrün, doch ob Hongqi diese Farbpalette für den europäischen Markt beibehält, ist fraglich.

Informationen zur europäischen Preisgestaltung für den Hongqi EH7 wurden bisher nicht bekannt gegeben. Ab Herbst 2024 wird das Modell gemeinsam mit dem SUV-Derivat EHS7 offiziell eingeführt, erste Auslieferungen beider Autos sind Ende des Jahres zu erwarten. Verantwortlich für den Vertrieb der Marke ist die schwedische Gruppe Hedin Automotive, die in Deutschland bislang drei Standorte unterhält. Wer also einen EH7 oder EHS7 Probe fahren möchte, kann das gegen Ende des Jahres entweder in Mannheim, Kaiserslautern oder Frankfurt tun.

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Vanessa Lisa Oelmann

Vanessa Lisa Oelmann

Vanessa Lisa Oelmann ist 27 Jahre alt und seit 2019 vollelektrisch mit ihrem BMW i3 unterwegs. Nach ihrem abgeschlossenen International Business Studium ist sie nun als freiberufliche Automobiljournalistin tätig und engagiert sich nebenher im sozialen Bereich. Zudem hat sie ein großes Faible für Luxusgüter und Fotografie. Wenn sie nicht gerade versucht, ihre Freunde und Familie zum Elektromobilistendasein zu konvertieren, ist sie meist in diversen Autohäusern oder auf Meet-Ups mit anderen (elektro)autobegeisterten Leuten anzutreffen.
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Matze:

Ich mag schon die Überschrift nicht. Tesla ist schon lange nicht mehr das Maaß der Dinge, killt sich quasi selbst.

Captain Ahab:

[Edit: Kommentar gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten, danke / Die Redaktion]

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