HiPhi-Muttergesellschaft Human Horizons vor Restrukturierung

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Human Horizons

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Human Horizons, die Muttergesellschaft der Luxus-Elektroautomarke HiPhi, befindet sich in einer kritischen Phase. Das Unternehmen hat einem Medienbericht zufolge einen Insolvenzantrag gestellt und befinde sich nun in der sogenannten Vor-Reorganisationsphase. Diese Meldung folgt auf Neuigkeiten, die noch vermuten ließen, dass Human Horizons eine strategische Investition von einem Unternehmen bzw. einer Organisation aus Hongkong erhalten könne.

Das zuständige Gericht in der Yancheng Economic and Technological Development Zone habe am 8. August 2024 dem Antrag auf Vor-Reorganisation zugestimmt. Der Entscheidung liege zugrunde, dass Human Horizons nach eigenen Angaben zum 30. April 2024 nicht mehr in der Lage gewesen sei, seine Schulden zu begleichen. Dennoch habe das Gericht das Potenzial des Unternehmens für eine mögliche Restrukturierung anerkannt.

In den nächsten sechs Monaten, die bei Bedarf um weitere drei Monate verlängert werden können, muss Human Horizons eng mit den bestellten Verwaltern zusammenarbeiten. Zu den zentralen Aufgaben in dieser Zeit gehört es, die verbliebenen Vermögenswerte zu sichern, den Betrieb umsichtig zu führen und dringend benötigte strategische Investoren zu gewinnen. Dieses Verfahren bietet die letzte Chance, das Unternehmen vor dem endgültigen Bankrott zu bewahren.

HiPhi ist im hart umkämpften Premium-Markt aktiv

Gegründet im Jahr 2017, zielt HiPhi Berichten zufolge auf den Markt für Premium-Elektroautos im Preissegment zwischen gut 65.000 und 100.000 Euro ab. Im Oktober 2020 stellte das Unternehmen sein erstes Modell vor, den HiPhi X. Die Auslieferungen begannen im Mai 2021. Im August 2022 folgte das zweite Modell, der HiPhi Z. Mit der Einführung des HiPhi Y am 15. Juli 2023 versuchte HiPhi, in den Mainstream-Markt für Premium-Elektroautos einzudringen.

Die Produktion bei HiPhi wurde bereits im Februar 2024 eingestellt. Zwar hatte das Unternehmen zugesagt, die Gehälter der Mitarbeiter:innen bis zum 18. Februar zu zahlen, doch ab Mitte März wurden nur noch die Grundlöhne überwiesen. Diese Maßnahmen reichten jedoch nicht aus, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.

Im Mai 2024 unterzeichnete Human Horizons noch eine strategische Kooperationsvereinbarung mit der iAuto Group, die versprach, eine Milliarde US-Dollar (ca. 915 Mio. Euro) in das Unternehmen zu investieren. Dieses Kapital sollte dazu dienen, das Team neu aufzubauen und die Produktion wieder aufzunehmen. Doch inzwischen gibt es Bedenken, ob die iAuto Group finanziell stabil genug ist, um diese Zusagen einzuhalten. Ähnliche Unsicherheiten bestanden bereits bei früheren Investitionsplänen, wie zum Beispiel den Verhandlungen mit Saudi-Arabien.

Inzwischen kursieren Gerüchte über mögliche Übernahmen durch größere chinesische Automobilhersteller. Sowohl Changan Automobile als auch die FAW Group sollen Interesse an HiPhi haben. Berichten zufolge führt FAW bereits eine Due-Diligence-Prüfung durch, um die finanziellen und operativen Zustände bei HiPhi genauer zu bewerten, wie CarNewsChina berichtet. Dennoch bleibt die Zukunft der Marke ungewiss, während Human Horizons diesen entscheidenden Restrukturierungsprozess durchläuft. Die nächsten Monate werden entscheidend dafür sein, ob Human Horizons und HiPhi überleben können.

Quelle: CarNewsChina.com – HiPhi’s parent company files for bankruptcy

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Good old fellow:

Als ich im letzten Jahr nach einem Besichtigungs-/Probefahrtermin fragte, sollte ich dafür nach München kommen. Auf meine Antwort, dass ich für eine Probefahrt nicht einen ganzen Tag opfern werde und der nächste Mercedes-/BMW-/Porschehändler um die Ecke liegt, stellte man mir einen Termin in meiner Nähe in Aussicht. Man wollte mich zurückrufen. Der Rückruf erfolgte nie. Die Kommunikation mit Hiphi fand ausschließlich in („chinesischem“) Englisch statt. So wollte man in Deutschland Fuß fassen? Lächerlich!

Dieter schel:

Und genau das ist das Problem von chinesischen Autos, im Gegensatz zu den japanischen oder koreanischen Herstellern versteht es da komischerweise niemand, das man nicht nur gleichwertige Produkte braucht die futuristisch designt sind, sonder sie müssen auch preislich überlegen wenn man in einen so umkämpften Markt wie Europa landen will

Spiritogre:

Die HiPhi Autos waren wirklich nett, gefielen mir in Tests ziemlich gut. Nur sind das halt keine 100.000 – 150.000 Euro Autos sondern langfristig eher so 40.000 bis 60.000 Autos, wenn die in Europa jemand kaufen soll. Das gilt übrigens für viele dieser Marken, sie müssen bei gleicher oder besserer Leistung eben sichtbar günstiger sein als heimische, etablierte Marken, wenn sie auf einen überfüllten Markt wollen. Und natürlich müssen die heimischen Marken gerade bei Elektroautos wieder einiges günstiger werden, die aktuellen Preise können eben nur noch „reiche“ Geschäftsleute zahlen.

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