Die Heidelberger Druckmaschinen AG erwartet in ihrem noch jungen Geschäft mit Wallboxen für Elektroautos weiter kräftiges Wachstum. “Wir werden von Aufträgen fast überschwemmt“, zitiert die “Rhein-Neckar-Zeitung” Vorstandschef Rainer Hundsdörfer. Entsprechend baue das Unternehmen seine Kapazitäten am Stammsitz in Wiesloch weiter aus. Nachdem gerade erst die zweite Produktionslinie in Betrieb genommen worden sei, werde bis Jahresende eine weitere Verdoppelung angestrebt, heißt es. Derzeit würden die Wallboxen im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr gefertigt. Parallel sei geplant, die Zahl der Mitarbeiter von derzeit rund 100 weiter zu erhöhen.
Heideldruck hatte nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2020/21 im Bereich E-Mobilität die eigenen Wachstumserwartungen deutlich übertroffen. Das erst im Herbst 2020 kommunizierte Umsatzziel von rund 15 Millionen Euro sei mit über 20 Millionen Euro “signifikant übertroffen” worden, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Angesichts der gesamten Jahresumsätze im Konzern von 1,9 Milliarden Euro sprach Hundsdörfer aber immer noch von einem “Start-up-Charakter” des Geschäfts. Trotz erhöhter Investitionen erziele man aber eine positive Marge.
Heideldruck war erst vor drei Jahren auf Grundlage des firmenintern vorhandenen Know-hows mit Steuerungstechnik und Leistungselektronik in dieses Feld eingestiegen. Inzwischen gehöre man aber mit einem Marktanteil von rund 20 Prozent zu einem der Marktführer im deutschsprachigen Raum, heißt es. Rückenwind erhielt das Unternehmen von einem 400 Millionen Euro schweren Förderprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), das bis zu 900 Euro staatlichen Zuschuss pro Wallbox bringen kann. Branchenexperten rechnen in den nächsten Jahren mit Wachstumsraten von über 20 Prozent.
Das Thema Elektromobilität spiele für den Maschinenbau eine wichtige Rolle, meint auch der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). “Er liefert die Produktionstechnologien für die Mobilität von morgen – für Batterieproduktion, E-Motoren oder die Ladeinfrastruktur“, sagt Hartmut Rauen, Vize-Hauptgeschäftsführer des VDMA. Vor allem für Europa sieht der Verband einen deutlichen Umschwung. Die Verschärfung der Abgasgesetze der EU werde dazu führen, dass in Europa 2040 keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden dürften.
Um das Wachstum zu befriedigen, prüfe Heideldruck aktuell eine Vielzahl von Optionen. Ein “nächster logischer Schritt” sei die Ausgliederung des Wallbox-Geschäfts in eine eigene Gesellschaft, so Hundsdörfer. Am Ende sei auch ein Börsengang vorstellbar. “Der Schritt hin zu E-Mobilität und Wallboxen hat sich für uns zur absoluten Erfolgsgeschichte entwickelt.”
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung – Produktion von Wallboxen bis Jahresende verdoppeln