So schick eine E-Auto im Alltag sein mag – das Laden gleicht manchmal noch einem großen Abenteuer. Trotz aller Initiativen von Wirtschaft und Politik kann die Infrastruktur nur selten halten, was die E-Mobilität verspricht. Die Probleme reichen vom grobmaschigen Netz der Zapfsäulen über lange Wartezeiten bis zum Stress bei der Abrechnung.
Naser Abu Daqqa und Julian Dörreich wollen Abhilfe schaffen. Die beiden Ingenieure haben beruflich und privat schon viel mit E-Autos erlebt – nun haben sie den Service „eTree“ aus der Taufe gehoben, berichtet edison-media. Das Konzept des „Elektro-Baums“: Statt lange nach Ladesäulen zu suchen und an diesen wertvolle Zeit zu vertrödeln, sollen Fahrer von E-Autos an den Orten, an denen sie länger verweilen – im Restaurant, im Theater, im Stadion oder während einer Besprechung bei Kunden – per App ein Lade-Mobil herbeirufen, um von diesem den Akku ihres Stromers aufladen zu lassen.
Dazu müsse per Smartphone lediglich der Standort des Fahrzeugs und die Ankunftszeit angegeben werden, heißt es – und bei Eintreffen des eTree-Fahrzeugs per App die Ladeklappe geöffnet werden. Abgerechnet werde über die Plattform. Davon abgesehen gehe keine Zeit mehr verloren. Zumal das Auto mit Gleichstrom und einer Leistung von bis zu 180 Kilowatt geladen werde.
Im kommenden Frühjahr soll der Service von eTree in Deutschland starten. Wo und wann, können die Erfinder des nach eigenen Angaben zum Patent angemeldeten Systems noch nicht sagen. Denn die Flotte von 100 Fahrzeugen, die im ersten Schritt nötig wäre, um einen bundesweiten Einsatz sicherzustellen, sollen Franchise-Partner betreiben. Das könnten Taxiunternehmen sein, Energieversorger, Automobilclubs, Handelsketten, Parkhausbetreiber oder Abschleppdiente.
Zusammen mit den strategischen Partnern sollen dann zum Jahreswechsel die Tarife für das mobile Laden festgelegt werden, heißt es. Sie sollen vom einfachen „Reichweitenangst-Schutzbrief“ bis zum „Rundum-Sorglos-Paket“ mit unbegrenzter Zahl von Ladevorgängen eichen. Auch spontane Hilferufe ohne Vertragsbindung sollen möglich sein. Aber immer soll die Kilowattstunde Strom an dem mobilen Lader nur in etwa so viel kosten wie im Schnitt an einer stationären Schnelllade-Station.
Der Strom soll selbstverständlich per E-Auto geliefert werden. Zusammen mit den Leichtbau-Spezialisten von Kussmaul aus Weinstadt hätten die e-Tree-Gründer auf Basis des Elektro-Kleintransporters von Tropos-Motors aus Herten den Prototypen eines „Strom-Tankers“ entwickelt, heißt es bei edison-media. Der 3,70 Meter lange und 1,40 Meter breite Kastenwagen hat demnach zwei Akku-Module an Bord, die 200 kWh Strom speichern. Allerdings komme der Tropos Able selbst nur 260 Kilometer weit und dürfe mit einer Höchstgeschwindigkeit von 61 Stundenkilometer gerade so auf die Autobahn.
Theoretisch könne der mobile Schnelllader bis zu 18 stationäre Schnelllade-Säulen ersetzen, heißt es. Aber eTree habe nicht vor, Ladepunkt-Betreibern Konkurrenz zu machen – der eTree-Service sei lediglich eine Ergänzung. Und die beiden Unternehmensgründer denken offenbar nicht nur an Elektroautos. Schließlich müssten ja auch die ganzen elektrischen Lufttaxen und Lastdrohnen geladen werden, die schon in wenigen Jahren einen Teil der Personen- und Gütertransporte in den Mega-Cities übernehmen sollen.
Quelle: edison.media –Ladesäule nicht suchen – einfach kommen lassen