Als General Motors diese Woche einige Reporter von Green Car Reports nach Michigan einlud, gab es eine kleine Überraschung. Eigentlich sollte es nur darum gehen, Pläne für die Produktion von Elektroautos im GM-Werk in Detroit-Hamtramck zu erläutern. Der GM-Standort wird das ersten Montagewerk nur für Elektroautos, in die dort geplante Produktion von diversen Elektro-Trucks und -SUV – darunter eine Wiederauflage des legendären Hummer – investiert der Hersteller 2,2 Milliarden Dollar, etwa zwei Milliarden Euro. Die Journalisten hatten dann allerdings auch Gelegenheit, mit GM-Präsident Mark Reuss zu sprechen. Der für nur fünf Minuten geplante Talk erstreckte sich letztendlich über 20 Minuten und deckte ein breites Themenspektrum ab, mit einigen interessanten Erkenntnissen.
Reuss sagte im Gespräch mit den Journalisten, General Motors habe mit seinen ersten E-Autos Volt und Bolt wichtige Erfahrungen gesammelt, etwa was den effizienten Einsatz von Batterien und das Nutzungsverhalten von Elektroauto-Käufern betrifft. Auf Basis dieser Erfahrungen sei es möglich, die Produktion optimal den Markterfordernissen anzupassen, um das zu schaffen, was einige Automanager vorerst nicht für möglich halten: Mit Elektroautos von Beginn an schwarze Zahlen zu schreiben.
Demnach sollen die ab Ende 2021 aus Hamtramck kommenden Elektroautos von Anfang an rentabel sein. „Unsere Elektrofahrzeuge der nächsten Generation werden vom ersten Tag an profitabel sein“, sagte Reuss. Wie hoch die Rentabilität dort ist, hänge von der Produktionsrate ab. Aber das Werk werde definitiv keine Verluste schreiben, so der GM-Präsident: „Jedes Auto, das herauskommt, wird rentabel sein.“
Die zukünftigen Elektroautos von GM werden sich dem Bericht zufolge über mehrere Segmente, mehrere Marken und viele Modelle erstrecken. Auf die Frage nach dem langjährigen Widerstreben von Franchise-Händlern, Elektroautos zu verkaufen, sagte Reuss, dass zwei Autos noch „keine Strategie“ machen und spielt damit auf die beiden eher weniger erfolgreichen Elektro-Erstlinge des Unternehmens an, den Volt und später den Bolt. Die beiden Modelle schafften es über die ehemalige GM-Tochter Opel als Limousine Ampera und Kompaktwagen Ampera-e auch nach Deutschland.
Weitere Details im Sommer
Reuss habe einer Gruppe der besten GM-Händler das neue Elektroauto-Portfolio gezeigt. Sie konnten seiner Aussage nach „das Engagement, das sich sehr von dem unterscheidet, wo wir vorher waren, nicht fassen“. Reuss kündigte für den Sommer weitere Einzelheiten zur neuen E-Auto-Strategie von GM an. Dann werde man sehen „wie tief und wie weit dieses elektrische Portfolio reicht.“
Die neue modulare Elektrofahrzeugarchitektur von GM soll Platz bieten für Modelle vom Kleinwagen bis hin zu vollwertigen Pickups. GM habe weiterhin seine Batteriesysteme so konzipiert, dass sie sowohl die von seinem Zellpartner LG Chem in Nordamerika verwendeten Pouchzellen als auch die in China gebräuchlicheren prismatischen Zellen aufnehmen können. Diese Flexibilität ermögliche eine Strategie für die Elektrifizierung, „die ganz anders ist als das, was GM bisher gemacht hat.“ Die neue Batteriearchitektur sei vollständig global, sagte Reuss, und gleichermaßen auf China und Nordamerika anwendbar. Das geistige Eigentum werde fast ausschließlich in Detroit entwickelt, nicht in China. In Europa ist GM seit dem Verkauf von Opel nicht mehr in bedeutendem Umfang tätig.
Hybride oder Plug-in-Hybride will General Motors in Zukunft nicht mehr herstellen. „Ich werde kein Geld für Hybride ausgeben“, wird Reuss zitiert.
Quelle: Green Car Reports — GM’s electric-vehicle future: President Mark Reuss offers some hints