Der „Frosch“ fährt jetzt auch Elektro-Lkw

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Werner & Mertz

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Als „Nachhaltigkeits-Pionier der ersten Stunde“ bezeichnet sich das Mainzer Familienunternehmen Werner & Mertz, dessen bekannteste Marke Frosch sicherlich jedem ein Begriff ist. Der Mittelständler hat laut eigener Aussage den Anspruch, in allen wesentlichen Elementen eines Produktes, das heißt bei Rezeptur, Verpackung und Produktionsumständen, mindestens eine Entwicklungsgeneration vor der bisherigen ökologischen Benchmark zu liegen. Das schließt auch die Logistik mit ein, so das Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung.

Daher beschäftigt sich Werner & Mertz Service & Logistik – eine hundertprozentige Tochterfirma des Unternehmens – seit 2018 mit der Nachhaltigkeitssteigerung der Logistik durch alternative Antriebe. Lange sei weder die Wirtschaftlichkeit noch die Verfügbarkeit dafür gegeben gewesen. Nun aber fährt seit Mai täglich ein Elektro-Lkw Reinigungsmittel der Werner & Mertz-Gruppe zwischen den Lagern in Mainz und Worms.

Die Gelegenheit dafür ergab sich, weil der langjährige Logistikpartner TST (Trans Service Team) in unmittelbarer Nähe des Lagers von Werner & Mertz in Worms vor Kurzem Ladeinfrastruktur für E-Lkw errichtet hat, die mit selbst produziertem Solarstrom betrieben wird. Die dafür verwendete Energie wird über PV-Anlagen gewonnen, die auf den Dächern der TST-Logistikzentren installiert sind. Dadurch entfallen Umwege zu einem öffentlichen Ladepunkt, was die Wirtschaftlichkeit positiv beeinflusse. Die Wormser Ladestation für batteriebetriebene Lkw ist ausgestattet mit HPC-Ladern und Batteriegroßspeichern und darf auch von anderen Anbietern genutzt werden.

„Mit der halböffentlichen Ladeinfrastruktur möchten wir zum einen kleineren Spediteuren helfen, die sonst gar nicht die Möglichkeit hätten, auf E-Mobilität umzusteigen. Zum anderen geht es aber vor allem darum, unsere Kunden beim Erreichen ihrer Klimaziele zu unterstützen“, sagt TST-Geschäftsführer Marcel Bicking. „Wir setzen auf Partner, die mit ähnlich hohem Ambitionsniveau die Umsetzung von ganzheitlicher Nachhaltigkeit angehen, wie wir das für unsere Warengruppen tun. Der systemische Ansatz von TST passt perfekt zu unserer Firmenphilosophie“, sagt Werner & Mertz-Inhaber Reinhard Schneider.

Der regelmäßige Shuttleverkehr nach Worms soll dieses Jahr von der Werner & Mertz Service & Logistik ausgeschrieben werden. Der tägliche Einsatz mindestens eines E-Fahrzeugs werde dabei die Vorgabe sein. Das Einsatzszenario ist wie folgt: Ein Fahrzeug und drei Umläufe mit jeweils 134 Kilometer pro Tagschicht, insgesamt also gut 400 Kilometer. Nachts kann das Fahrzeug elektrisch geladen werden.

Der eingesetzte E-Scania 40R verfügt über eine Motorleistung von 400 kW (ca. 540 PS) und ein maximales Drehmoment von 2800 Nm. Die Batteriekapazität beträgt 624 kWh (brutto) beziehungsweise 518 kWh (netto). Bei einer Außentemperatur von 0°C und einem Gesamtzuggewicht von 40 Tonnen erreicht der Lkw eine Reichweite von mehr als 350 Kilometern. Bei 15 bis 20°C Außentemperatur und einem gleichen Gesamtzuggewicht erhöht sich die Reichweite auf mehr als 400 Kilometer.

Der Energieverbrauch liegt zwischen 80 und 130 kWh pro 100 Kilometer. Die maximale Ladeleistung beträgt 375 kW, sodass der Elektro-Lkw in 60 Minuten von 0 auf 80 Prozent und in 85 Minuten von 0 auf 100 Prozent geladen werden kann. Die Normalladezeit über Nacht im Depot beträgt etwa 11,5 Stunden von 0 auf 100 Prozent. Der E-Scania 40R erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h, hat eine Leermasse von 11,1 Tonnen und ein zulässiges Gesamtgewicht von 44 Tonnen.

Zukünftig möchte die TST-Gruppe unter dem neuen Markennamen PamSun ein deutschlandweites Ladenetz schaffen und insgesamt 80 bis 90 Prozent seiner Transporte auf E-Mobilität umstellen. Das könnte auch für zukünftige Ausschreibungen von Werner & Mertz von Interesse sein, beispielsweise für Transporte nach Hallein bei Salzburg in Österreich, wo das Familienunternehmen ebenfalls Produkte herstellt.

„Wir fragen bei Ausschreibungen jetzt immer auch alternative Angebote für eine batterieelektrische Variante mit an und prüfen sehr genau, ob diese Variante ökologisch sinnvoll ist und gleichzeitig wirtschaftlich rentabel bleibt“, so Werner & Mertz Service & Logistik Geschäftsführer Andreas Hardt.

Quelle: Werner & Mertz – Pressemitteilung vom 20.05.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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