Im E-Auto gilt der Grundsatz: Alles kostet irgendwie Strom – und damit Reichweite. Das gilt ganz besonders für die Heizung. Denn hier gibt es keine Abwärme wie beim Verbrenner, die man im Innenraum verteilen kann. Nicht wenige verzichten daher am Steuer auf Heizung oder Klimaanlage, haben Studien ergeben. Lieber eine weniger angenehme Fahrt, als irgendwo mit leerer Batterie liegen zu bleiben. Forscher und Entwickler suchen daher mit Hochdruck nach effizienten Heizverfahren – und werden offenbar bei Nanomaterialien fündig, meldet „springerprofessional.de“
„Intelligentes Lademanagement“ sei eine zentrale Voraussetzung für optimale Reichweiten bei winterlichen Temperaturen, sagt dazu Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Bereits das Laden in einer beheizten Garage mache sich positiv bemerkbar – aber auch der Ansatz, einen großen Teil der „Wohlfühltemperatur“ über die weniger energieintensive Sitz- und Lenkradheizung zu erzeugen. Diese benötigten zusammen mit etwa 0,15 kW nur etwa zwei Prozent der Leistung einer elektrischen Heizung in einem E-Auto. Das bedeute lediglich einen Kilometer Reichweitenverlust auf 100 Kilometer.
Eine andere Möglichkeit sind Wärmepumpen. Dudenhöffer schätzt, dass Entwicklungen in diesem Bereich zukünftig im Winterbetrieb Reichweitensteigerungen von 20 bis 25 Prozent möglich machen. Damit ließen sich die durch winterliche Temperaturen bedingten Reichweitenverluste von 30 bis 40 Prozent zu einem großen Teil auffangen.
Möglicherweise können künftig aber auch zweidimensionale Materialien wie Graphen und Kohlenstoff-Nanoröhrchen das Problem lösen. Deren immenses Potenzial wollen unter anderem Chemiker der Universität Jena nun gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Industrie ausloten, heißt es bei „springerprofessional.de“. So könnten etwa leitfähige Beschichtungen aus Graphen inzwischen sogar schon in Form von Tinte auf Oberflächen gedruckt werden. Ähnliche Anwendungen könnten etwa das Beschlagen von Fensterscheiben verhindern.
In Bissendorf bei Osnabrück arbeite das Unternehmen Osnatech an der Entwicklung von elektrischen Heizsystemen auf Basis von Kohlenstoff-Nanoröhrchen, heißt es weiter. Im März habe dort die Entwicklung eines lüfterlosen Infrarot-Flächenheizsystems für Fahrzeuginnenräume begonnen. Das Projekt werde vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert.
Die Carbon-Nanotube-Technologie (CNT) sei ein „Quantensprung der Heiztechnologie„, sagt Bene Nintemann, Gründer und Gesellschafter von Osnatech. Die Kohlenstoffteilchen von 4 bis 6 Nanometer Durchmesser leiteten elektrischen Strom etwa tausendmal besser als Kupfer. Daraus gefertigte Widerstände seien in der Lage, elektrische Energie mit nahezu 100-prozentiger Effizienz in Wärme umzuwandeln sowie Infrarotstrahlung von 97-prozentiger Dichte zu erzeugen.
Quelle: springerprofessional.de – Schafft die Nanoheizung den Weg ins Elektroauto?