Anfang November 2019 traf sich der Autogipfel in Berlin, im Anschluss daran wurde bekannt gegeben, dass die Kaufprämie für Elektroautos erhöht wird. Ebenfalls soll der Ausbau der Ladeinfrastruktur vorangetrieben werden. Mitte November hat dann das Bundeskabinett eine milliardenschwere stärkere und längere staatliche Förderung der Elektromobilität auf den Weg gebracht. Doch seit dem heißt es warten. Warten auf den Umweltbonus.
Wie wir Mitte Januar 2020 erfahren haben, wird die von der Bundesregierung mit Autoherstellern beschlossene höhere Prämie für Elektroautos sich offenbar um weitere Wochen oder gar Monate verzögern, so die Aussagen eines aktuellen Berichts der Zeit. Doch bevor wir auf die Gründe der Umweltbonus-Verzögerung eingehen, welche Rolle Volkswagen dabei spielen soll und ob das Ganze nicht nur eine Verschwörungstheorie ist, dass erfahren wir nach einer kurzen Einleitung zum Umweltbonus.
Ein Blick auf den Umweltbonus in der derzeitigen Form
Mai 2016 ist die Entscheidung für die Elektroauto Kaufprämie – auch als Umweltbonus bekannt – gefallen. Als zukünftiger Besitzer eines Elektroautos kann man seit diesem Zeitpunkt erfreut sein, dass man in Deutschland gesetzlich begünstigt wird. Denn mit dem Beschluss erhalten Käufer von rein batteriebetriebenen Fahrzeugen einen Zuschuss von 4.000 Euro, Fahrer eines Hybridfahrzeugs mit Elektro- und Verbrennungsmotor erhalten eine Prämie in Höhe von 3.000 €. Bei den Hybridfahrzeugen ist ausschlaggebend, ob sich diese an der Steckdose laden lassen ->Plug-In-Hybrid.
Da es sich um ein staatliches Förderprogramm handelt ist es nachvollziehbar, dass der Steuerzahler zumindest einen Anteil für die Kaufprämie für Elektroautos trägt. Allerdings lasten die für Programm bereitgestellten eine Milliarde Euro nicht nur auf den Schultern der Steuerzahler, auch die Autoindustrie trägt ihren Teil dazu bei. Jeweils zu fünfzig Prozent übernehmen die beiden Parteien ihren Anteil am Umweltbonus.
Deutsche Autohersteller wie Volkswagen, Daimler und BMW ziehen mit der Elektroauto Prämie mit und auch ausländischen Hersteller wie Citroën, Hyundai, Kia, Mitsubishi, Nissan, Peugeot, Renault, Toyota und Volvo sind mit dabei. Aus einer vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle geführten Liste der förderfähigen Elektroautos kannst du erkennen, ob dein Wunsch-Elektroauto oder Hybridfahrzeug gefördert wird. Sollte es nicht auf der Liste stehen gibt es auch keine Kaufprämie.
164.579 Förderanträge wurden bis Ende Dezember 2019 beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) eingereicht. 109.386 Anträge für reine E-Autos, 55.084 für Plug-in-Hybride und 109 für Brennstoffzellen-Fahrzeuge – so lautet die Bilanz aller bisher gestellten Umweltbonus-Anträge. Das Verhältnis von Unternehmen zu Privatpersonen behält die starke Ausprägung zum Vorteil der Unternehmen bei. So zeichnen sich Unternehmen für knapp 57 Prozent der gestellten Anträge verantwortlich.
Ausblick auf den kommenden Umweltbonus
Nach dem Autogipfel im vergangenen November soll der Umweltbonus für rein elektrische Fahrzeuge mit einem maximalen Nettolistenpreis von 40.000 Euro von 4.000 auf 6.000 Euro und für Plug-In-Hybride von 3.000 auf 4.500 Euro steigen. Über einem Nettolistenpreis von 40.000 bis maximal 65.000 Euro wird der Umweltbonus für rein elektrische Fahrzeuge 5.000 Euro und für PHEV 3.750 Euro betragen. Dabei wird dieser weiterhin jeweils zur Hälfte von der Bundesregierung und von der Industrie finanziert.
Künftig sollen auch junge gebrauchte Elektrofahrzeuge, die weder als Firmenwagen noch als Dienstwagen des Ersterwerbers eine staatliche Förderung erhalten haben, bei der Zweitveräußerung einfach und unbürokratisch eine Umweltprämie erhalten. Doch wann es so weit ist, ist ungewiss.
EU-Kommission für Verzögerung nicht verantwortlich
Bisher war stets die Aussage im Raum gestanden, dass die EU-Kommission ihre Freigabe für den neuen Umweltbonus erteilen müsse. Erst dann kann dieser rechtlich geltend in Deutschland umgesetzt werden. Es scheint jedoch nicht nur an der EU-Kommission zu liegen, dass die Erhöhung der Subventionen noch nicht durchgegangen ist. Nach Informationen der ZEIT sei sich die Bundesregierung uneins darüber, welche Fahrzeuge überhaupt gefördert werden sollen.
Vonseiten der EU-Kommission wurde zudem bekannt, dass man noch nicht im Freigabeprozess des erhöhten Umweltbonus involviert sei. „Derzeit wurde diese Regelung von Deutschland nicht angemeldet und wird daher von den Kommissionsdienststellen nicht bewertet“, so die Aussage einer mit dem Thema vertrauten Sprecherin. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die EU-Kommission mit der Prüfung der Subvention noch nicht einmal begonnen hat, obwohl die Bundesregierung längst alles hätte einreichen müssen. Das Bundeswirtschaftsministerium versucht sich seinerseits mit Floskeln aus der Verantwortung zu ziehen. Für alle die bisher auf die Erhöhung der Kaufprämie gewartet haben, heißt es nun erst einmal weiter warten. Wie lang weiß keiner.
Hat Volkswagen seine Finger mit ihm Spiel?
Gerade der Volkswagen Konzern gibt sich nach dem schmutzigen Dieselskandal mit gelungenen Elektrofahrzeugen ein sauberes Image. Ein Image, welches am Markt nicht ganz angenommen wird. Im Gegenteil, auch bei uns im Portal bringt man mögliche Verzögerungen des ID.3 mit einer Verzögerung des Umweltbonus in Verbindung. Es wird unterstellt, dass die Erhöhung der Kaufprämie künstlich hinausgezögert wird, bis genügend deutsche E-Auto-Modelle auf dem Markt sind, welche förderfähig seien. Da ansonsten die Einnahmen aus Fahrzeugverkäufen nicht in die Taschen deutscher OEMs fließen, ebenso würden die Verkäufe nicht die CO2-Flottenwerte unserer Automobilhersteller beschönigen, sondern die anderer Nationen.
Die Frage: „Warum sollte man also eine Verkehrswende fördern, wenn VW noch nicht maximal davon profitieren kann?“ erscheint daher zunächst nahe liegend. Auch, wenn VW sicherlich nicht das einzige Unternehmen ist, welches derzeit vom Umweltbonus profitieren könnte. Und dennoch haftet VW eben seine Vergangenheit vom Dieselskandal an. Lug und Betrug aus alten Zeiten sind eben noch längst nicht vergessen, wie unsere Leser zu verstehen geben.
Aber nicht nur für die Autohersteller, sondern auch für die Zulieferer und deren Lieferanten wirkt sich die Kaufprämie-Verzögerung negativ aus. Der gesamte Maschinenbau in Deutschland stagniert und es sind tausende von Arbeitsplätzen in Gefahr. Denn ohne Absatz benötigt man auch niemand der die Fahrzeuge fertigt. Man sieht, dem Umweltbonus kann durchaus eine größere Bedeutung zukommen, als es auf den ersten Blick der Fall scheint.
Und dennoch halten wir es für äußerst unwahrscheinlich, dass Volkswagen seine Finger mit im Spiel hat, wenn es darum geht den Umweltbonus künstlich zu verzögern. Im Gegenteil, als Wegbereiter der E-Mobilität, welcher sich deutlich für diese positioniert, wird ihnen eher daran gelegen sein, dass die neue Kaufprämie eher früh als spät kommt. Denn neben dem ID.3 hat man im Konzern schon einige andere elektrifizierte Fahrzeuge auf der Straße, welche von einer Absatzsteigerung durch den erhöhten Umweltbonus profitieren könnten.
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