Fiat Chrysler hat am heutigen Montag die Pläne für eine Fusion mit dem französischen Autohersteller Renault bekannt gegeben. Die Fusion könnte durchaus großen Einfluss auf die globale Automobilindustrie zeigen. Am Wochenende haben sich die beiden Unternehmen über die Struktur der Transaktion und den Umgang mit den politischen Implikationen beschäftigt, aber viele Details blieben unklar.
Die Fusion ziele darauf ab, die Chancen der beiden Automobilhersteller zu verbessern, die bevorstehende kostspielige Umstellung auf Elektro- und selbstfahrende Autos zu überleben.
Es besteht Konsens unter Führungskräften und Analysten der Branche, dass sich die Automobilhersteller zusammenschließen müssen, um die Kosten für den Übergang von Verbrennungsmotoren zu teilen, um nicht von schnelllebigen Herausforderern der Technologiebranche wie Tesla oder Uber überrollt zu werden.
Erhebliche Einsparungen sind möglich, wenn die Unternehmen gemeinsam Teile einkaufen und sich die Kosten für Forschung und Entwicklung teilen. Aber diese Einsparungen allein würden nicht ausreichen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben mit Unternehmen wie Toyota, die viel effizienter sind.
Renault und Fiat Chrysler – eine Fusion mit Herausforderungen
Einfach werden die Verhandlungen sicherlich nicht. Da sich Renault teilweise im Besitz der französischen Regierung befindet. Des Weiteren ist der französische Automobilhersteller bereits in einer dreiseitigen Partnerschaft mit zwei japanischen Unternehmen, Nissan und Mitsubishi, in der sogenannten Renault Nissan Alliance eingebunden. Fiat seinerseits hat vor allem seine gefestigte Stellung in Italien.
Ein kombinierter Renault und Fiat Chrysler würde nach dem Verkauf das Unternehmen hinter Volkswagen und Toyota zum drittgrößten Automobilhersteller der Welt werden. Eine Fusion würde im Falle eines Zusammenschlusses noch deutlicher machen, welche Wege Hersteller gehen, um dem tiefgreifenden technologischen Wandel, einschließlich der Entwicklung von Elektroautos und der autonomen Fahrtechnik, zu begegnen.
Renault und Fiat Chrysler haben sich wohl bereits auf die Grundzüge einer Vereinbarung über die gemeinsame Nutzung von Technologie, geistigem Eigentum, Lieferketten und Anlagen zur Entwicklung und Herstellung von Fahrzeugen geeinigt, wenn man an Gesprächen beteiligten Personen trauen darf.
Die Transaktion würde den Anteil der französischen Regierung und den Einfluss auf Renault, eines der beliebtesten Unternehmen des Landes, verringern, da Fiat Chrysler den Anteil der Regierung verwässern würde. Dieser Einfluss war ein wichtiger Streitpunkt zwischen Nissan und Renault.
Die Beteiligten auf beiden Seiten gaben zu verstehen, dass die Vorteile einer Fusion von Fiat und Renault aus Einsparungen bei der Kombination von Einkäufen für Lieferungen und bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge resultieren würden. Renault zum Beispiel verfügt über einen robusten Elektrofahrzeugplan, der mit Fiat Chrysler geteilt wird, das als rückständig gilt.
Renaults Interesse an Nissan scheint zu schwinden
Bekanntermaßen machen Renault-Nissan-Mitsubishi in ihrer Allianz bereits gemeinsame Sache, um die Bereiche der Elektrifizierung, Konnektivität sowie autonomen Fahren weiter voranzutreiben. Bereits im April vergangenen Jahres schien sich für Renault und Nissan eine weitere Möglichkeit zu offenbaren. Eine komplette Fusion der beiden Unternehmen stand im Raum, ist bisher aber nicht umgesetzt worden.
Mitte Mai erhöht der französische Automobilhersteller Renault den Druck und bekräftigt sein Interesse am gemeinsamen Fusionsvorhaben. Geht es nach dem japanischen TV-Senders TBS habe Renault dem japanischen Konzern ein offizielles Angebot unterbreitet. Doch daraus wurde bisher nichts.
Nissan hat sich beschwert, dass Renault die Allianz dominiert, obwohl das japanische Unternehmen mehr Autos verkauft und eine stärkere internationale Präsenz hat.
Wie geht es nun weiter mit den Fusions-Plänen?
Renault und Fiat verhandeln seit mehreren Wochen über eine “mögliche Annäherung” bei der Zusammenarbeit bei Elektroautos, autonomen und vernetzten Fahrzeugen und “neuen Anwendungen des Automobils”, sagte ein französischer Regierungsbeamter mit Kenntnis der Situation.
Der aktuelle Vorstandsvorsitzende von Renault, Jean-Dominique Senard, teilte dem französischen Finanzminister Bruno Le Maire in einer Sitzung am Freitag mit, dass dem Renault Vorstand in den nächsten Tagen ein Vorschlag unterbreitet werde. Die japanischen Behörden wurden ebenfalls informiert, sagte der Regierungsbeamte. Es wird erwartet, dass die Renault Direktoren den Plan auf einer Vorstandssitzung am Montag um 8.00 Uhr in Paris prüfen.
Vonseiten Frankreich sei man nicht gegen eine Verbindung der beiden Unternehmen, insofern einige Parameter berücksichtigt werden. So müssen Zusagen gemacht werden, um Arbeitsplätze und Industriestandorte in Frankreich zu erhalten, damit die Regierung sie unterschreiben kann, sagte der Beamte. Des Weiteren müsse jede Fusion müsste im Rahmen der Allianz mit Nissan und Mitsubishi erfolgen, “um sie zu stärken”.
Fiat Chrysler beabsichtigt, in seinem formalen Vorschlag zu sagen, dass es keine Werke schließen oder Arbeitsplätze abbauen wird, sagten die beiden an den Gesprächen beteiligten Personen. Solche Zusagen sind oft auf lange Sicht schwer einzuhalten.
Eine offene Frage war, wie der geplante Zusammenschluss in die Partnerschaft von Renault mit Nissan und Mitsubishi, der so genannten Renault Nissan Alliance, passen würde.
Renault sagte, es hoffe, dass Fiat der Allianz beitreten würde. Wenn ja, wäre das fusionierte Unternehmen bei weitem der größte Automobilhersteller der Welt mit einer starken Präsenz in praktisch allen Teilen der Welt.
Quelle:The New York Times – Fiat Chrysler Set to Propose a Merger With Renault // The New York Times – Fiat Proposes Merger With Renault to Create New Auto Giant