Fair Cobalt Alliance möchte Kobaltabbau sozial verantwortlicher, klimaschonender und konfliktfreier gestalten

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Fairphone / Fair Cobalt Alliance

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Kobalt ist einer der gefragtesten, aber auch polarisierendsten Rohstoffe unserer Zeit. Als ein Hauptrohstoff für Batterien gilt es als Schlüsselelement für die Energiewende, die Digitalisierung sowie die Elektromobilität. Die Gewinnung des Materials findet weltweit häufig unter prekären Bedingungen statt. Die Gründungspartner Signify, Huayou Cobalt, Impact Facility, sowie die Unternehmen Fairphone, Glencore, Responsible Cobalt Initiative (RCI), Lifesaver und das Elektroauto-Start-up Sono Motors haben deshalb gemeinsam die Fair Cobalt Alliance (FCA, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Automobilhersteller Fiat Chrysler Automobiles) ins Leben gerufen.

Die FCA Partner möchten auf die Missstände im Kobaltabbau aufmerksam machen und diesen sozial verantwortlicher, klimaschonender und konfliktfreier zu gestalten. Zudem möchte die FCA eine vermittelnde Rolle zwischen Regierungen und Zivilgesellschaft einnehmen und den Dialog fördern. Auch sollen Kontrollsysteme für den Kleinbergbau (Artisanal and Small-Scale Mining = ASM) professionalisiert und für den Kampf gegen Kinderarbeit sensibilisiert werden. Die vollständige Erreichung der Ziele, die sich die Fair Cobalt Alliance gesetzt hat, soll bis zu fünf Jahre in Anspruch nehmen, so die FCA in einer aktuellen Mitteilung. Beginnen soll die Umsetzung in Minen in Kasulu und Kamilombe in der Demokratischen Republik Kongo und anschließend auf weitere Minen übertragen werden.

Kobalt gilt als Schlüsselmaterial für die Herstellung fairer und nachhaltiger Batterien. Laut Prognosen wird die Nachfrage an dem elementaren Rohstoff noch weiter steigen, jedoch kann diese nicht durch das weltweite Vorkommen an Kobalt gedeckt werden. Das Risiko, das immer mehr informelle ASM-Minen mit schlechten Arbeitsbedingungen entstehen, um die Versorgungslücke zu füllen, steigt. ASM-Minen befinden sich in Bezug auf Arbeits- und Sicherheitsbedingungen, Schutz vor Kinderarbeit und Zugängen zu legitimen, transparenten Märkten meist weit unter den internationalen Standards.

„Die Sicherheit der Kobalt-Lieferketten ist nun wichtiger denn je, da unser Bedarf an diesem extrem wichtigen Mineral in der neuen digitalen Wirtschaft offensichtlich wird. Wenn wir Umwelt-, Sozial- oder Arbeitsprobleme in Lieferketten finden, sollten wir nicht wegsehen, wir sollten uns nicht abwenden, sondern es als unsere Pflicht sehen, Maßnahmen zu ergreifen und Verbesserungen vorzunehmen. Die Fair Cobalt Alliance ist ein mutiger Schritt genau in diese Richtung. Es gilt einen systemischen Wandel herbeizuführen, indem man mit lokalen Partnern und allen Unternehmen in der Lieferkette zusammenarbeitet, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.“ – Dr. Assheton Stewart Carter, Geschäftsführer der Impact Facility und Fair Cobalt Alliance

Die Allianz setzt sich für kinderarbeitsfreie Kolwezi-Minen ein und möchte Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu Bildung und Berufsausbildung ermöglichen. Desweiteren möchte die FCA in Gemeinschaftsprogramme, die auch andere nachhaltige Lebensbereiche außer den Bergbau fördern, investieren. Um das allgemeine Haushaltseinkommen der Gemeinschaft zu steigern, liegt der Fokus auf der Unterstützung der Landwirtschaft, des Unternehmertums und der Finanzkompetenz.

Mehr als zwei Drittel des weltweiten Kobaltangebots stammen aus der Demokratischen Republik Kongo (DRK) und obwohl der Großteil aus großen Bergbaubetrieben gewonnen wird, tragen ASM–Minen einen erheblichen Teil dazu bei. Im Jahr 2019 setzten diese Minen 11 Prozent der Kobaltproduktion um, während sie auf dem Höhepunkt der Kobaltpreise im Jahr 2018 sogar 20 Prozent verzeichneten. Noch bedeutender ist, dass der Kleinbergbau eine Quelle direkter Beschäftigung für mehr als 100.000 Menschen ist, wobei die Zahl der Beschäftigten auf der Grundlage der jeweils aktuellen Marktpreise schwankt. Insbesondere jetzt, angesichts der andauernden weltweiten Pandemie. Experten schätzen, dass in der DRK rund insgesamt 1,5 bis 2 Millionen Menschen im Metall- und Edelsteinabbau tätig sind.

„Millionen von Lebensgrundlagen in der Demokratischen Republik Kongo und auf der ganzen Welt hängen von ASM ab. Die OECD ermutigt die Industrie sich durch fortschreitende Verbesserungen verantwortungsbewusst mit dem Sektor auseinanderzusetzen, anstatt ihn zu meiden – oftmals bleiben Schwierigkeiten in ASM dadurch verborgen. Wir unterstützen vollstens das Ziel der Fair Cobalt Alliance, in bessere Arbeitsbedingungen für ASM und ähnliche Projekte zu investieren, um mehr Transparenz für den Sektor zu schaffen und gleichzeitig den Marktzugang für Kleinproduzenten zu erweitern.” – Benjamin Katz, Policy Analyst bei der OECD

Die FCA wurde vom Social Business Fairphone und seinen Partnern Signify, einem weltweit führenden Unternehmen für Beleuchtung, Huayou Kobalt, ein führender Kobaltlieferant und der Impact Family gegründet, eine Organisation zur Regulierung der Lieferketten, um ASM-Gemeinschaften zu stärken und eine Differenzierung der Bergbau-Ökonomen zu ermöglichen. Die FCA integriert Kobalt aus ASM-Betrieben in der Lualaba Provinz aus der Demokratischen Republik Kongo mit globalen Lieferketten für die Automobil- und Elektroindustrie.

Zu den Gründungsmitgliedern gesellten sich auch Glencore, die nicht unumstrittene und eine der weltweit größten im Rohstoffhandel tätige Unternehmensgruppe, und die Responsible Cobalt Initiative (RCI), ein Programm, das von chinesischen Kobaltraffinerie- und Bergbauunternehmen, die im Kongo tätig sind, ins Leben gerufen wurde. Die RCI widmet sich den Risiken, denen die Minenarbeiter ausgesetzt sind. Auch der deutsche Mobilitätsanbieter Sono Motors, das aktuell ein Solar-Elektroauto entwickelt, und das Unternehmen Lifesaver, das mobile und mietbare Powerbanks anbietet, haben sich der Initiative angeschlossen.

Wissens- und Entwicklungsorganisationen, darunter das Miller Centre for Entrepreneurship, und die kongolesische Zivilgesellschaft, darunter das Centre Arrupe pour la Recherche & Formation (CARF), unterstützen die Initiative ebenfalls aktiv. Das niederländische Außenministerium und das Ministerium für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit, die von der niederländischen Unternehmensagentur The Netherlands Enterprise Agency umgesetzt werden, tragen durch einen Zuschuss über mehrere Jahre zum Bündnis (FCA) bei.

Quelle: FCA – Pressemitteilung vom 25.08.2020

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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