Fahrbericht: Ford E-Tourneo – für die Stadt gemacht

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Stefan Grundhoff
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Ford elektrifiziert in den kommenden Jahren seine gesamte Modellpalette. Doch wer hier nur an Fiesta, Focus und Puma denkt, der irrt. Kaum ein Modell der Kölner ist wichtiger als das gewerbliche Doppelpack aus Transit und Tourneo.

Der kleine Ladestecker unter dem rechten Frontscheinwerfer fällt nicht weiter auf, denn der Ford Tourneo ist schwarz lackiert und so werden Klappe und Fugen über dem Modul von der Autofarbe gefressen – dunkel sei Dank. Der Transit ist zusammen mit seinem Zwillingsmodell Tourneo eines der erfolgreichsten Nutzfahrzeuge in Europa und kaum ein Ford ist wichtiger für das Kölner Unternehmen. Und beinahe alles setzt derzeit auf Elektroantriebe bei Vans und leichten Nutzfahrzeugen. Da will Ford als europäischer Klassenprimus vorne mitspielen – und das soll mit Modellen wie dem E-Tourneo gelingen, der den so beliebten Dieselversionen die Kunden abgraben soll.

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Optisch hat sich zuletzt einiges getan, denn der unverändert in der Türkei produzierte Ford Tourneo ist edler denn je geworden. Schicker und wertiger im Innenraum als so manche Mittelklasse-Limousine oder ein SUV aus der Kompaktklasse. Auf Wunsch gibt es elektrische Kunstledersitze, Sitzheizung und getrennte Klimaregelung auch für die Passagiere hinter der ersten Reihe, ein Panoramadach und elektrische Schiebetüren. Leider öffnet sich die mächtige Heckklappe unverändert nur mechanisch und das ist schade.

Hinter dem Steuer zeigt sich der Tourneo dagegen moderner und zeitgemäßer denn je. Große Displays hinter dem Steuer und in der Mitte der Armaturentafel (13 Zoll, ca. 33 cm Diagonale) informieren ganz nach Wunsch des Fahrers über alle wichtigen Details für Fahrt und Unterhaltung. Neben der übersichtlichen Navigation gefallen insbesondere die Darstellungen des Elektroantriebs, denn wer draufschaut, dürfte wohl zurückhaltender mit dem rechten Pedal sein und effizienter denn je unterwegs sein.

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Nach dem Druck auf den Startknopf oben rechts erweckt der Elektromotor an der Hinterachse des Vans unmerklich zum Leben. Der Gang wird über den Lenkstockhebel – bedauerlicherweise unbeleuchtet – eingelegt und es geht los. Und zwar sehr flott. Der Elektromotor im Heck leistet 160 kW / 218 PS und muntere 415 Nm maximales Drehmoment. Allemal gut motorisiert, auch wenn man mit der Großfamilie unterwegs ist oder der Hotelshuttle eine Großladung an Gepäck vom Flughafen zur Rezeption bringen muss. Kurz in die Lücke gesprungen oder den langen Anstieg ohne Tempoverlust hinauf – perfekt.

Platz im Innern es nicht nur bei der 5,45 Meter langen XL-Version auf den drei Sitzreihen mehr als genug, denn auch die Normvariante mit 5,05 Metern Länge bietet viel Lebensraum im Innern und ein Sitzsystem, das sich mit wenigen Handgriffen den Wünschen der Insassen oder der spezifischen Nutzung anpasst. Ungezählt: die praktischen Ablagen im Armaturenbrett, in den Türen und an den Sitzen. Leider sind sie nicht auskleidet und daher rutschiger denn je für kleine Gegenstände.

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Das Gepäckvolumen ist in dem E-Tourneo Bus in jeder Konfiguration gewaltig, denn zwischen 672 und 5908 Litern sind je nach Sitzbelegung drin. „Ganz gleich, ob ein Aktivurlaub mit der Familie ansteht oder ein komfortabler Shuttle-Dienst für Geschäftskunden zum Flughafen gefragt ist: Mit rein elektrischem Antrieb, wegweisender Konnektivität, elegant-modernem Design und luxuriöser Ausstattung empfiehlt sich der neue E-Tourneo Custom als perfekter Partner für jede Aufgabe“, erklärt Hans Schep, Geschäftsführer Ford Pro Europa. Die maximale Nutzlast ist durch das Akkupaket auf 700 Kilogramm begrenzt. Die Anhängelast beträgt: 2000 Kilogramm.

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Der Elektromotor ist leiser als man es von den gewöhnlichen Dieselversionen kennt. Der Antritt ist stramm und das 82,5 kWh große Batteriepaket zwischen den Achsen lässt den elektrischen Tourneo gut auf der Straße liegen. Die Lenkung: sehr leichtgängig. Wer sich mit dem Gasfuß zurückhält und den Transporter nicht ständig mit schweren Ladungen quält, hat durchaus eine Chance, die versprochene Reichweite von 300 Kilometern zu erreichen, die der Normverbrauch zwischen 24,7 und 41,4 kWh auf 100 km mit sich bringt.

Doch klar ist bei einer maximalen Reichweite von 300 Kilometern auch, dass der E-Tourneo nicht zum Kilometerfresser auf der Langstrecke taugt. Dafür eignen sich die Diesel mit 136 bis 170 PS, die zudem auch als Allradler verfügbar sind, deutlich besser. So mancher Kunde dürfte auch zum Plug-in-Hybriden herüberschielen, der mit seinem 171 kW / 233 PS starken 2,5-Liter-Vierzylinder rein elektrisch bis zu 50 Kilometer schafft. Zudem rennt der auf Wunsch 170 km/h und mehr, während die Elektroversion allzu früh bei Tempo 130 eingebremst wird.

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Auch ein Punkt, weshalb der Ford E-Tourneo sich eher in der Innenstadt oder in Großräumen aufhalten dürfte. Hier lädt er mit überschaubaren 125 kW an der Schnellladesäule nach, während der Fahrer das Lenkrad in die Tischfunktion hochgeklappt hat und sich vom Klang aus dem B&O-Soundsystem entführen lässt, während Tablet und Smartphone der Insassen an den zahllosen USB-Ports auftanken. Wenn das nicht reicht, sorgt das Onboard-Systems im Innenraum mit seinen Stromanschlüssen dafür, dass Elektrogeräte mit bis zu 2,3 kW angedockt werden können.

Der Basispreis für den mäßig ausgestatteten Ford E-Tourneo Trend startet bei 66.818 Euro (brutto). Gerade für große Familien und Hotelshuttles dürfe die Edelversion Titanium X mit LED-Licht, elektrischen Schiebetüren, 19-Zoll-Alufelgen, Drei-Zonen-Klimaautomatik, Navigation und verschiedenen Fahrerassistenzsystemen für 75.624 Euro die bessere Wahl sein. Die Langversion mit 40 Zentimetern mehr Radstand kostet knapp 1000 Euro extra.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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