Fahrbericht des Alfa Romeo Junior Veloce

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Alfa Romeo

Joaquim Oliveira
Joaquim Oliveira
  —  Lesedauer 5 min

Auch Alfa Romeo hat sich für eine elektrische Zukunft entschieden. Den Auftakt in die strahlende Stromerzeit bildet der schmucke Alfa Romeo Junior, der ganz kurz einmal Milano hieß.

Alfa Romeo möchte sich neu erfinden – wieder einmal. Am Design der Modelle hat es bisher selten gelegen und da macht der schmuck anzuschauende Junior mit seinen kräftigen Schultern oder der ansteigenden Gürtellinie keinerlei Ausnahme. Die technische Basis des frischen Juniors, produziert im polnischen Tychy, ist identisch mit Fahrzeugen wie dem Jeep Avenger, Opel Mokka oder einem Peugeot 2008. Mit seinen kompakten Abmessungen – 4,17 m Länge, 1,78 m Breite und 1,50 m Höhe – folgt er der traditionellen Ästhetik der Sportwagen aus Arese, mit kurzen Karosserieüberhängen, verbreiterten Radkästen und einem abgeflachten Heck.

Im Innenraum zieht das kleine Lenkrad viel Aufmerksamkeit auf sich und das Cockpit wird bestimmt von zwei 10,25-Zoll-Bildschirmen, wovon der zentrale Bildschirm sich leicht zum Fahrer neigt. Die schärfere Veloce-Version verwöhnt ihre Insassen unter anderem mit konturierten Sitzen, sportlichem Zierrat und einem Kofferraum mit einem Volumen von 400 Litern.

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Neben seinem Design will sich der neue Alfa Romeo insbesondere durch seine Fahrdynamik definieren und die italienischen Ingenieure haben ihr Bestes getan, um dieser Tradition zu folgen. Domenico Bagnasco, Entwicklungschef des Junior: „Wir haben neue Achsschenkel und neue Lager, kleinere Stabilisatoren, doppelte hydraulische Anschläge an den Stoßdämpfern und eine reduzierte Lenkung verwendet, damit der Junior das Fahrgefühl vermittelt, das unsere Kunden so sehr schätzen.“

Bei der Veloce-Version wurde das Fahrwerk um 2,5 cm abgesenkt, an den Vorderrädern wurden große belüftete Scheiben montiert (mit einem Durchmesser von 380 mm und Vierkolbensätteln) und als Highlight ein mechanisches Torsen-Sperrdifferenzial verbaut, um das Kurvenverhalten zu verbessern. „Das Ziel ist es, das Untersteuern zu minimieren und die Traktion am Kurvenausgang zu maximieren“, so Bagnasco.

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In Zukunft soll es auch eine Allrad-Version und vier Motoren zu Auswahl geben, um höchst unterschiedliche Kunden zufriedenzustellen: den milden Hybriden mit 100 kW / 136 PS und Frontantrieb, dessen 1,2-Dreizylinderturbo von einem 21 kW / 29 PS starken Elektromotor im Doppelkupplungsgetriebe unterstützt wird, den es später auch als Q4 geben wird. Die Elektroversionen Elettrica mit einer Einstiegsvariante von 115 kW / 156 PS und die sportliche Variante mit 207 kW / 280 PS, Veloce genannt, werden von einer Lithium-Ionen-Batterie mit 54 kWh gespeist, die im Italo-GTI jedoch nur eine maximale Reichweite von schmalen 334 Kilometern ermöglicht.

Das Akkupaket kann mit 11 kW Wechselstrom oder mit bis zu 100 kW Gleichstrom aufgeladen werden – viel ist das nicht. Immerhin wird auf der Autobahn erst bei 200 km/h abgeregelt. Nicht viel für eine echte Sportversion, doch besser als einige andere, die Sportlichkeit heucheln. Dabei kann der Fahrer über den DNA-Schalter zwischen den drei Fahrmodi Dynamic, Natural und Advanced Efficiency wählen, die sich auf das Lenk- und Beschleunigungsverhalten auswirken.

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Hinter dem Steuer fallen nicht nur die beiden überschaubar dimensionierten Bildschirme auf, sondern dass wie bei fast allen Elektroautos in diesem B-Segment und speziell bei allen EV-Kompakten der Stellantis-Gruppe das Armaturenbretts vollständig aus Hartplastik besteht. Das fühlt sich nicht angenehm an, ist anfällig für Kratzer und lässt Störgeräusche ins Innere. Sowohl in der vorderen als auch in der hinteren Reihe gibt es wenige Ablagen für kleine Gegenstände. Klassenbedingt ist das Platzangebot vorne wie hinten überschaubar, aber allemal ausreichend, wenn nicht gerade drei Jugendliche oder zwei große Erwachsene im Fond Platz genommen haben. Der Kofferraum ist üppig dimensioniert und kann in zwei Höhen variiert werden.

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Wie von den Entwicklern geplant, macht der 1,6 Tonnen schwere Alfa Romeo Junior trotz seines Namens einen überaus erwachsenen Eindruck. Das maximale Drehmoment von 345 Nm bringt der Fronttriebler ohne große Traktionsverluste auf den Boden, wobei das Sperrdifferenzial die Traktion maximiert und so zusammen mit Reifen im Format 225/40 R20 für maximalen Vortrieb sorgt. So geht es aus dem Stand in 5,9 Sekunden auf Tempo 100 und auch bei der Verzögerung überzeugt das Gesamtpaket aus regenerativen und hydraulischen Bremsen der e-CMP2-Plattform.

Auch die Lenkung verdient ein Lob, denn sie ist präzise, selbst wenn der Unterschied zwischen den Fahrmodi nicht sehr deutlich ist. Der Junior verzichtet auf Schaltwippen am Lenkrad und so kann die Rekuperation über den B-Taster am Getriebewahlschalter erfolgen.

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Der Veloce kostet stattliche 48.500 Euro und auch der Basisbenziner ist mit mindestens 29.500 Euro alles andere als günstig. Dazwischen positioniert sich die 39.500 Euro teure Elektro-Basisversion mit 115 kW / 156 PS. Damit sollen auch endlich wieder einmal die Verkaufszahlen nach oben gehen, denn die 70.500 weltweiten Zulassungen im vergangenen Jahr dürften auf lange Sicht kaum ausreichen, die Marke attraktiv zu halten. Ab 2027 soll es dann nur noch vollelektrische Alfa-Romeo-Modellen geben, womit man Markenschwester Lancia folgt.

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Joaquim Oliveira

Joaquim Oliveira

Der gebürtige Brasilianer arbeitet seit Jahren als internationaler Korrespondent für verschiedene Automagazine, wie das brasilianische "Quatro rodas", das englische "AutoExpress" oder den chinesischen "Car & Driver". Für Elektroauto-News.net verfasst er regelmäßig entsprechende Fahr- und Erfahrungsberichte aktueller Elektroauto-Modelle.

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Wolfgang:

272 PS auf der Hinterachse. 62 kWh brutto. 22 kW AC und 150 kW DC.
Wenig Hartplastik.
Elektrische Sitze mit Memoryfunktion.
Elektrische Heckklappen.
Verschiebbare Rücksitze.
Panoramadach mit elektrischer Jalousie.
Das alles in der mittleren Ausstattung.
Das alles für weniger als 43k.
Wer braucht schon einen Alfa Romero.

Martin Huber:

Außen hui, die Technik…
Damit hätte man vor ein paar Jahren noch Punkten können, jetzt: zu spät, zu wenig, zu teuer!

MeddlLoide:

Schöner Marketing-Schwachsinn, den Leuten einen Fronttriebler als „besonders sportlich“ zu verkaufen. Ich mag Alfa durchaus, aber würde in dieser Klasse einen Cupra Born dann doch in jedem Fall vorziehen, wenn ich Sportlichkeit will.

Wenn Alfa, dann weiterhin die Giulia.

Luni:

die Frontpartie gefällt mir gut, das Cockpit und die Mittelkonsole irgendwie nicht ganz fertig. Habe mir gestern in Trier mal den MG und Kia ev6 etwas genauer angeschaut. Weshalb haben die alle so ein eigenartiges Heck?

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