Ionity-Preispolitik führt zu Zerwürfnis mit EnBW

Cover Image for Ionity-Preispolitik führt zu Zerwürfnis mit EnBW
Copyright ©

Ionity

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Wir erinnern uns, Anfang des Jahres war der größte Aufreger in der Elektroauto-Szene die Ankündigung des Schnellladenetzwerkes Ionity, den Preis pro Kilowattstunde für einen Teil der Kunden auf 79 Cent anzuheben. EnBW machte da nicht mit und ermöglichte das Laden an Ionity-Ladestationen für 0,49€ statt 0,79€ pro kWh. Doch damit ist ab dem 02. April 2020 Schluss. Denn Ionity und EnBW gehen getrennter Wege. Grund dafür ist die aktuelle Preispolitik des Ladeinfrastrukturbetreibers.

Ab April 2020 keine Zusammenarbeit von Ionity und EnBW mehr

Ab dem 02. April 2020 werden EnBW mobility+ Kunden weiterhin Zugang zum größten Ladenetz in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) haben. Nur Ionity wird dabei keine Rolle mehr spielen. Denn die Vorstellung von deren Preispolitik und EnBWs Ansichten zur E-Mobilität passen nicht mehr zusammen. Als Betreiber von Ladeinfrastruktur hat das Unternehmen das größte Schnellladenetzwerk Deutschlands errichtet und baut dieses in hohem Tempo weiter aus. „Einen Preis von 79 Cent je Kilowattstunde halten wir zur Förderung der Marktentwicklung nicht für zielführend“, so das Unternehmen in einer aktuellen Pressemitteilung.

„Wir sind der festen Überzeugung, dass die Elektromobilität zunächst aus Sicht der Verbraucher betrachtet werden muss. Hier braucht es in der aktuellen Marktwachstumsphase vor allem zwei Dinge, um Menschen zu einer nachhaltigeren Mobilität zu bewegen: Einfachheit und Wirtschaftlichkeit.“

Laut EnBW müsse man die eigenen „Produkte a. leicht verständlich, b. einfach nutzbar und c. uneingeschränkt zugänglich machen“. Explizit gibt der Betreiber von Ladeinfrastruktur  zu verstehen, dass Ionity keinen der Punkte erfülle, um den Markt beim Wachsen zu unterstützen. Vielmehr sehe das Unternehmen, dass die dort umgesetzte Maßnahme bei Kund*innen und in der Branche für erheblichen Unmut gesorgt hat. „Elektromobilitätskritiker genauso wie Klimawandelleugner können die Preismaßnahme zudem dankend als Beleg einer vermeintlich nicht funktionierenden, batterieelektrischen Mobilität aufnehmen“, etwas was EnBW nicht unterstützen wolle.

EnBW: Blick über den Tellerrand sei für Ionity notwendig

Zwar wisse die EnBW, „dass der Ausbau von Ladestationen eine signifikante Zukunftsinvestition bedeutet – und wir wissen, dass solche Investitionen klug und langfristig kalkuliert sein müssen. Dem Unternehmen sei allerdings auch bewusst, dass „alle Beteiligten sinnvoll zusammengebracht werden müssen – anstatt den Blick nur auf die eigenen Belange zu richten.“ Etwas was man beim bisherigen Partner Ionity wohl noch nicht ganz verstanden habe.

„Unsere Entscheidung, die Zusammenarbeit mit dem Betreiber Ionity auszusetzen, ist keine Entscheidung gegen deren Angebot an Ladeinfrastruktur, sondern ein klares und ausdrückliches Bekenntnis zu einer alltagstauglichen und einfachen Elektromobilität für alle, bei der E-Autofahrer*innen und ihre Bedürfnisse mitberücksichtigt werden. Nur so kann Elektromobilität in der Breite begeistern – und gleichzeitig ihren Beitrag zu einer umfassenden Verkehrswende leisten.“

Abschließend gibt der Betreiber von Ladeinfrastruktur  zu verstehen, dass der Beitrag zu einer umfassenden Verkehrswende eine marktübergreifende Aufgabe sei. Deswegen bleibt EnBW auch weiterhin gerne mit Ionity im Austausch und hält die Tür für eine erneute Integration ins eigene Ladenetzangebot offen.

Quelle: EnBW – Pressemitteilung vom 19. März 2020

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


IOn Fahrer Wenner:

IONITY hat mit seiner die E-Mobility schädlichen Geschäftspolitik viel zu wenig Gegenwind seitens der Politik erhalten. Erst wird staatlich gefördert und dann wird privatwirtschaftlich abgezockt und ausgegrenzt ! Vergleicht man die Stromverbräuche durchschnittlich schwerer E-Fahrzeuge (z.B. Corsa E, Peugeot IOn, E-Niro, Kuna etc.) dann kosten bei IONITY zum Preis von 0,79 €/kWh die gefahrenen 100 km zwischen 12 und 15 €. Welchen Vielfahrer soll man bei den Preisen überzeugen können zur E-Mobilität umzusteigen ? Wichtig wäre es auch, wie an jeder „Zapfsäule“ den Preis der geladenen kWh direkt angezeigt zu bekommen. Eine Eichung der „gezapften“ kWh – Stunde haben wir doch auch hin bekommen ! Was ich persönlich als primär nicht so wichtig einstufe !

Matthias G.:

In Deutschland fehlt es generell an gesetzlichen Rahmenbedingungen für die E-Ladestruktur. Jede öffentlich geförderte Ladesäule sollte adhoc frei zugänglich sein. Individuelle kundenspezifische Regelungen von Anbietern wie Stadtwerkeverbund, Energieversorger (EVU) und Andere sollten von öffentlichen Förderungen ausgeschlossen werden.
ENBW geht hier den richtigen Weg. Ich halte einen Strompreis von 29 Cent/kWh für angemessen um die E-Mobilität weiter zu fördern.

Gruß Matthias G.

Andi F.:

Bin über die ADAC Karte bei ENBW und hatte schon gefürchtet, dass die nun preislich nachziehen.
Umso erfreulicher diese Entscheidung, auch wenn eine Ladeoptionen dadurch wegfallen werde ich das wo nur möglich unterstützen und Ionity umso mehr meiden. Danke für das klare Statement!

che412:

Im letzten Sommer hätte ich fast 3€ pro kwh bezahlen müssen, doch Dank PHEV konnte ich meine Batterie selber aufladen. So konnte ich in Ortschaften im EV Mode fahren und habe über Land die Batterie laden.
Mit der ADAC Karte kann ich jetzt günstig die Batterie laden. Parallel zum PHEV haben wir jetzt noch einen BEV. Umso ärgerlicher ist es, dass man auf Langstrecke immer noch auf Wucherpreise trifft. Also werden wir den PHEV noch eine Weile behalten.

MrMoe:

Was mach ich denn jetzt mit meinem Hyundai. Eigentlich sind die doch Partner von Ionity, die Karte wird aber über ENBW bereitgestellt…
An und für sich wäre mir Ionity auch komplett egal. Nur sind die irgendwie auf der meinen Strecken an den Schlüsselpunkten. Da gibt es meist auch ENBW Säulen, aber immer nur wenige, die dann meist immer schon belegt sind. Alternativ hätte ich noch Fastnet, die auch net wirklich billiger sind…

S. Eckardt:

Bei dem Leaf-Thema geht es nicht um die Technik und Zuverlässigkeit dieses Typs und auch nicht darum, wie der Akku dieses Fahrzeugs betrieben wurde, sondern darum, welcher UNSERIÖSE Ersatzteilpreis für den Akku gefordert wurde.
Schön, wenn 359.999 Leaf kein Problem mit dem Akku haben (sollten); das würde für den Hersteller sprechen. Umso naheliegender und leichter sollte eine faire (kulante) Regelung für den Hersteller sein – denn er hat ja bei 359.999 Verkäufen Gewinn gemacht.

Ihr genanntes Beispiel einer fremden Firma, die von Haus aus weder das Know-How noch die Technologie des Serienbaus vom eigentlichen Akku-Hersteller hat (sondern sich erst erarbeiten musste), den Akku-Tausch wesentlich billiger anbietet und auch mit Gewinn arbeiten muss, zeigt doch in aller Klarheit den unseriösen und unsympathischen Umgang mit der Not eines Kunden. Das ist für mich vergleichbar mit dem angestrebten Wucher von Ionity …

Tommi:

Ionity wird dann so langsam zu einem geschlossenen Netz für bestimmte Marken so wie das Supercharger-Netz von Tesla.

Der Unterschied ist, dass man auf der einen Seite bei Tesla nicht für Geld und gute Worte mit anderen Fahrzeugen laden kann, bei Ionity aber doch. Auf der anderen Seite ist Ionity vom Staat gefördert. Das hat dann wiederum ein Geschmäckle. Der Statt fördert also indirekt bestimmte Autohersteller.

Peter:

Wenn man sich nur genug anstrengt, findet man immer einen Grund kein BEV zu kaufen oder dagegen zu sein.
Ist aber ehrlich gesagt keine beachtenswerte Leistung sondern eher schlichte Ignoranz des einfach Denkenden.

Dieter Perner:

Nach dem Lesen des Berichts, komme ich zur folgenden Schlussfolgerung. Wenn genug Leute ein Elektroauto gekauft haben und auf den Strom angewiesen sind, kann man den Preis erhöhen.

Whitewalker:

Nachtstrom zahl ich 11 cent in der Schweiz trotz 100% aqua strom im Aargau

Ähnliche Artikel

Cover Image for Droht Tesla der Verlust seines CEOs Elon Musk?

Droht Tesla der Verlust seines CEOs Elon Musk?

Sebastian Henßler  —  

Bei der Hunderte Milliarden Euro schweren Entscheidung über Musks Gehalt warnen Kritiker vor Machtkonzentration, Befürworter vor Innovationsverlust.

Cover Image for China: Deutsche Journalisten im Reich der Regeln

China: Deutsche Journalisten im Reich der Regeln

Wolfgang Plank  —  

„Safe means safe“ – wie Testfahren in China zum Protokollakt werden, bei dem Kontrolle über Vertrauen und Tempo über Mut entscheidet.

Cover Image for Polestar 3 Performance: Die hohe Kunst des Gespürs

Polestar 3 Performance: Die hohe Kunst des Gespürs

Wolfgang Plank  —  

Vom Rallyesport ins Labor: Joakim Rydholm entwickelt ein Elektroauto, das Vertrauen schafft – präzise, sicher und überraschend komfortabel zugleich.

Cover Image for Europa stellt neuen Elektroauto-Rekord auf

Europa stellt neuen Elektroauto-Rekord auf

Sebastian Henßler  —  

Deutschland bleibt Europas größter Markt für Elektroautos, während Großbritannien mit fast 30 Prozent Wachstum aufholt und neue Impulse setzt.

Cover Image for DS N°8 mehr als 800 km möglich – unter Idealbedingungen

DS N°8 mehr als 800 km möglich – unter Idealbedingungen

Sebastian Henßler  —  

Flach, effizient, souverän: Der DS N°8 fährt über 750 Kilometer am Stück und beweist, dass Reichweitenangst bei E-Autos der Vergangenheit angehört.

Cover Image for DS zeigt neuen Formel-E-Rennwagen E-Tense FE25

DS zeigt neuen Formel-E-Rennwagen E-Tense FE25

Sebastian Henßler  —  

DS sieht die Formel E als Testfeld fuer E-Antriebe. Der neue FE25 wird in Valencia abgestimmt und reist danach zum Saisonauftakt nach Sao Paulo.