Neue Studie zeigt, wie E-Mobilität sozial- und klimaverträglich gelingt

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Mit einem Mix aus mehreren Instrumenten könnte die Bundesregierung den Markt für Elektroautos ankurbeln, Menschen mit niedrigem Einkommen Teilhabe an E-Mobilität ermöglichen und gleichzeitig Klima und Umwelt schützen. Diese Ziele können haushaltsneutral erreicht werden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie (verlinkt als PDF) des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von ACE Auto Club Europa, BUND, Caritas, Klima-Allianz Deutschland und NABU.

Für die Studie untersuchte das FÖS acht Instrumente zur E-Auto-Förderung und macht konkrete Vorschläge zu deren Ausgestaltung. Besonders wirksam für einen sozial gerechten Hochlauf der Elektromobilität ist demnach ein Mix aus drei Maßnahmen: Preisvorteile für Elektroautos und gezielte Leasing-Angebote für Menschen mit niedrigen Einkommen, finanziert aus höheren Abgaben für klimaschädliche Verbrenner (Bonus-Malus), sowie einer Reform der Dienstwagenbesteuerung.

„Sozial- und klimaverträgliche E-Mobilität ist machbar. Die Politik muss endlich dazu beitragen, dass vor allem kleine klimafreundliche Autos günstiger werden. Die neue Bundesregierung muss jetzt handeln. Für mehr Klimaschutz und echte soziale Teilhabe – auch in der E-Mobilität“, erklären die Verbände übereinstimmend.

Das Bonus-Malus-Modell macht saubere Autos günstiger und klimaschädliche teurer. Beim Kauf eines neuen Verbrenners wird eine Zulassungssteuer entsprechend der CO2-Emissionen fällig – von rund 80 Euro für emissionsarme Modelle bis fast 17.500 Euro für besonders klimaschädliche Oberklasse-Fahrzeuge (Malus). Käufer von kleinen und effizienten, emissionsfreien Elektroautos erhalten hingegen einen Zuschuss (Bonus). Zusammen setzt das Modell ein klares Preissignal zugunsten von umweltfreundlicheren E-Autos. Frankreich hat so ein Modell bereits eingeführt, der Malus für besonders klimaschädliche Verbrenner beträgt hier sogar bis zu 70.000 Euro.

Ein Social Leasing – ebenfalls in Frankreich bereits eingeführt – würde E-Autos auch für Menschen mit kleinen Einkommen erschwinglich machen. Dafür werden die Leasingraten für ein effizientes Elektroauto abhängig von Haushaltseinkommen und vorhandenen Alternativen zum Auto am Wohn- und Arbeitsort bezuschusst. Je nach Modell würden die Leasing-Raten damit zwischen 70 und 150 Euro liegen.

Bei der Dienstwagenbesteuerung schlägt die Studie eine Anhebung des pauschalen Steuersatzes für Verbrennerfahrzeuge von derzeit einem auf zwei Prozent vor. Dadurch würde die Allgemeinheit nicht länger klimaschädliche Autos von Top-Verdienern mitfinanzieren. Die Nutzung von E-Autos als Dienstwagen würde dadurch nochmals deutlich attraktiver.

„Die Mobilitätswende gelingt nur, wenn sie alle mitnimmt“

Sven-Peter Rudolph, Vorsitzender ACE Auto Club Europa: „Es ist zwar gut, dass die Bundesregierung jetzt wieder E-Autos fördern will. Die im Koalitionsvertrag angedachten Instrumente greifen jedoch zu kurz. Alle Menschen müssen unabhängig von ihrem Einkommen die Möglichkeit und einen Anreiz bekommen, auf ein E-Auto umzusteigen. Denn die hohen Anschaffungskosten sind immer noch der Hauptgrund für die zögerliche Nachfrage.“

Verena Graichen, Geschäftsführerin Politik BUND: „Klimafreundliche Mobilität ist entscheidend, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht. Statt Steuergelder mit der Gießkanne für E-Autos zu verteilen, sollte die Bundesregierung gezielt finanzielle Anreize für den Umstieg auf Elektroautos setzen. Ein Bonus-Malus-Modell macht E-Autos günstiger und attraktiver. Gleichzeitig brauchen Busse und Bahnen genügend Geld, damit alle Menschen klimafreundlich unterwegs sein können.“

Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin Deutscher Caritasverband: „Mobilität ist soziale Teilhabe und dafür ist der ÖPNV der Schlüssel. Menschen, die auf dem Land mit schlechter Anbindung an den ÖPNV leben, sind für Wege zur Arbeit, zu Ärzten, Schule und Freizeitveranstaltungen allerdings auf den Individualverkehr angewiesen. Wir setzen uns für eine zielgerechte Förderung der Elektromobilität für Menschen mit niedrigem Einkommen ein. Die vorliegende Studie konkretisiert die sinnvollen Gestaltungsmöglichkeiten, auch durch Social Leasing.“

Stefanie Langkamp, Politische Geschäftsführerin der Klima-Allianz Deutschland: „Die Mobilitätswende gelingt nur, wenn sie alle mitnimmt – gerade jene, die nicht einfach aufs Rad, den Bus oder die Bahn umsteigen können und sich derzeit kein E-Auto leisten können. Eine gerechte Förderung muss sich an deren Bedürfnissen orientieren. Kleine, sparsame Elektrofahrzeuge müssen möglichst schnell und flächendeckend die Autos ersetzen, die derzeit Mensch, Umwelt und Klima belasten. Zuschüsse für Luxusautos sind teure Klientelpolitik und überflüssig.“

Daniel Rieger, Fachbereichsleiter Klima- und Umweltpolitik NABU: „Fahrzeuge mit hohen CO2-Emissionen belasten auch mit Lärm und Abgasen Mensch und Natur. Durch die rasche Elektrifizierung von Firmen- und Dienstwagenflotten kann hier eine deutliche Minderung der Umweltauswirkungen erzielt werden. Eine angepasste Dienstwagenregelung würde die Attraktivität batterieelektrischer Dienstwagen stark erhöhen – und zugleich den Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos antreiben. Ein Gewinn für Klima und soziale Teilhabe!“

Quelle: Klima-Allianz Deutschland – Pressemitteilung vom 02.06.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Wolfbrecht Gösebert:

Als wichtigstes Element für Klima- und Umweltschutz sehe ich tatsächlich *solche* Preisvorteile für Elektroautos, die v.a. aus höheren Abgaben für klimaschädliche Verbrenner sowie der Reform der Dienstwagenbesteuerung finanziert werden (Bonus–Malus). Ergänzt durch eine zielgerechte (aber vermutlich verwaltungsaufwendige) Förderung der Elektromobilität für Menschen mit niedrigem Einkommen könnte das zum Katalysator für die beschleunigte Klimaschutz-Umstellung im Verkehr werden!

Übrigens: Irgendwelche malthusisch-ellenlangen Seitenhiebe auf EINEN der Auftraggeber des Forums »Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft« sind HIER im Zusammenhang mit den Themen der EAN sicher VÖLLIG unangebracht und zeigen nur, dass – wie S. Eckhardt schon anmerkte – das Thema des Beitrags anscheinend(!) überhaupt nicht verstanden wurde!

Wenn die »finanzielle Schwellenangst« vieler »Noch-Verbrenner-Fahrer« erstmal ÜBERSCHRITTEN und die Lade-Infrastruktur noch ein wenig weiter ausgebaut ist, werden die notwendigen Fortschritte der Umstellung auf (fast) emissionslose und deutlich lärmarmere Fahrzeuge auch ganz schnell erreicht werden!

S. Eckardt:

Thema des Beitrags scheinbar nicht verstanden!

Malthus:

Ahja: Caritas.

Die in der hiesigen Diözese in die Pleite marschiert ist und just über das nächste in einer langen Reihe von Altenheimen das Fallbeil gesenkt hat. Redet von „Bezahlbarkeit“, „Teilhabe und „für Menschen mit kleinen Einkommen erschwinglich machen“- nach bis zu 35% Brüsselabgabe, zusätzlich zum Standardzoll.

Dies darf gerne an REspect gemeldet werden, in deren Vorständen es auch von Kirchenleuten wimmelt.

>Caritas-Präsidentin mahnt verlässliche soziale Infrastruktur für alle Regionen an

A LA LANTERNE! (W. Biermann)

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