Emissionsfreie Nutzfahrzeuge: Wie steht es um den E-Lkw?

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Hannes Dollinger
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  —  Lesedauer 3 min

Der Verkehrssektor spielt eine zentrale Rolle wenn es darum geht, die CO2-Emissionen in Europa drastisch zu senken. Eine aktuelle Studie von McKinsey zeigt die Notwendigkeit, emissionsfreie Lkw auf die Straße zu bringen, um die gesteckten Klimaziele bis 2030 zu erreichen.

Laut der Studie wird erwartet, dass bis 2035 rund 900.000 private Ladepunkte für Nutzfahrzeuge benötigt werden. Diese Ladeinfrastruktur ist von entscheidender Bedeutung, um den Übergang zu elektrifizierten Nutzfahrzeugen zu ermöglichen und die Effizienz der Transporte zu gewährleisten. Bisher sind die Ladeoptionen insbesondere für Lkw auf Langstrecken unzureichend, was eine der größten Herausforderungen darstellt. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur wird daher von  den Autoren als zentrale Voraussetzung gesehen, um den wachsenden Bedarf an Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich zu decken.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die Anschaffungskosten deutlich sinken müssen, damit sich die breite Umstellung auf elektrische Nutzfahrzeuge wirtschaftlich überhaupt lohnt. Momentan liegen die Anschaffungskosten für Elektro-Lkw noch erheblich über denen konventioneller Diesel-Lkw. Die Anschaffungskosten können derzeit um 50 bis zu 250 Prozent höher liegen als die für vergleichbare Diesel-Lkw. Preisrückgänge könnten durch technologische Fortschritte, Effizienzsteigerungen in der Produktion sowie staatliche Förderprogramme erreicht werden, so die Studie.

Ein weiterer Aspekt, den die Studie hervorhebt, ist das Konzept des Truck-as-a-Service (TaaS). Dieses Modell könnte einen erheblichen Beitrag zur Verbreitung emissionsfreier Nutzfahrzeuge leisten. Im Rahmen von TaaS werden Fahrzeuge nicht mehr als Besitz, sondern als Dienstleistung betrachtet. Ein Lkw-Abo sozusagen, mit möglichen Zusatzservices wie digitalen Lösungen zur Routenoptimierung. Laut McKinsey könnte bis zu 74 Prozent des Branchengewinns aus solchen Services stammen. Dies ist von großer Bedeutung, da es zeigt, wie stark der Fokus der Branche sich von einmaligen Fahrzeugverkäufen hin zu kontinuierlichen Dienstleistungen verlagert. Dies könnte die Rentabilität stabilisieren und langfristige Einnahmequellen sichern, während Unternehmen flexibler auf Marktveränderungen reagieren können. Dadurch würden auch die Einstiegshürden für Unternehmen gesenkt, da die hohen Anschaffungskosten für E-Lkw entfallen würden.

Digitalisierung ermöglicht weitere Kostensenkungen

Die Bedeutung der Digitalisierung und smarter Lösungen zur Erhöhung der Effizienz wird ebenfalls betont. So spielen digitale Plattformen zur Planung von Ladezeiten und Routen eine entscheidende Rolle dabei, die Reichweiten von Elektro-Lkw optimal zu nutzen und gleichzeitig Betriebskosten zu senken. Für Logistikunternehmen bedeutet dies eine Chance, ihren CO2-Fußabdruck erheblich zu verringern und sich gleichzeitig durch optimierte Prozesse wettbewerbsfähig zu halten.

Abschließend zeigt die Studie, dass die Transformation hin zu emissionsfreien Nutzfahrzeugen für die Logistikbranche und den Verkehrssektor in Europa essenziell ist, um die Klimaziele zu erreichen. Der Erfolg dieser Transformation hängt von mehreren Schlüsselfaktoren ab: einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur, sinkenden Anschaffungskosten für elektrische Nutzfahrzeuge, technologischen Fortschritten sowie der Verfügbarkeit attraktiver Service-Modelle wie Truck-as-a-Service. Diese Faktoren sind entscheidend, um den Übergang wirtschaftlich und praktisch umsetzbar zu machen.

Quelle: McKinsey & Company – Pressemitteilung vom 11.09.2024

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Hannes Dollinger

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Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.

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Nostradamus:

„Preisrückgänge könnten durch technologische Fortschritte, Effizienzsteigerungen in der Produktion sowie staatliche Förderprogramme erreicht werden, so die Studie.“ Tja, wie immer, es fehlen „nur“ noch konkrete Vorschläge für die „technologische Fortschritte“ und „Effizienzsteigerungen in der Produktion“. Die „staatliche Förderprogramme“ sind, wie immer, unausweichlich. Hat jemand Mut zu sagen: „Hey Leute, E-Lkw ist ein absoluter Unsinn!“

Ediwi:

Ist schon interessant zu welchen (schlechten) Prognosen die MC Kinsey-Leute in ihrer Pressemittelung vom 11.09.2024 kommen -> Die Anschaffungskosten können derzeit um 50 bis zu 250 Prozent höher liegen als die für vergleichbare Diesel-Lkw.
Anscheinend haben sie sich in ihrer Studie nur oberflächlich mit den kommenden Rahmenbedingungen befaßt.

Zu diesen Rahmenbedingungen gehören auch die steigenden Betriebskosten für Diesel-Lkw.

Z.B. dies:
„Hinzu kommen die seit Ende 2023 verdoppelten Mautsätze für Diesel-Lkw.“

Und dies:
„Der Umstieg auf Elektro-Lkw ist unausweichlich, da die EU im Green Deal vorschreibt, dass die CO2-Emissionen der Lkw-Neufahrzeugflotten bis 2030 um 45 Prozent gesenkt werden müssen.“

Und dies:
„Viele Kunden unserer Kunden fordern nachhaltigen Transport, nehmen Sie den Einzelhandel, die Supermärkte, aber auch Autohersteller“ …
Und den Kunden sei bereits bewusst, „dass ein Elektro-Lkw in der Anschaffung zwar teurer ist, die Betriebskosten aber deutlich niedriger sind.“

Und dies:
Das (die steigenden Betriebskosten) werde sich 2027 weiter verschärfen, wenn der Verkauf von Benzin und Diesel in das Emissionshandelssystem einbezogen wird: „Wir rechnen damit, dass der Diesel noch einmal zehn bis 15 Eurocent pro Liter mehr kosten wird“, sagt Vlaskamp.

Ein Elektro-Lkw werde sich auch „trotz der höheren Anschaffungskosten rechnen“. Bei MAN gehen man davon aus, dass ein E-Lkw dank der niedrigeren Betriebskosten „je nach Nutzung, bei einer Laufleistung von 60.000 bis 100.000 Kilometern pro Jahr um die 30.000 Euro“ an laufenden Kosten einsparen werde. „Abhängig vom Land, den Förderungen und den Strompreisen rechnet sich ein E-Truck in drei bis fünf Jahren“, sagt er. Bedenkt man, dass die aktuell zugelassenen Lkw ein Durchschnittsalter von 14 Jahren aufweisen, wird einem das weitere Sparpotenzial recht deutlich vor Augen geführt.(Alle Zitate aus dem Artikel – MAN-CEO: Elektro-Lkw rechnen sich „nach drei bis fünf Jahren“ vom 27.09.24).

Daniel W.:

Ein E-Lkw ist im Grunde nur ein Lkw, bei dem der Dieselmotor samt Abgasreinigungsanlage und Tank gegen einen E-Motor mit Akkupacks getauscht wird.

Langstrecken-E-Lastzüge haben mit 600 kWh eine Reichweite von 500 km, hier verdoppelt sich in etwa der Preis, wenn man nur die Zugmaschine betrachtet.

Bei E-Müllwagen und e-Bussen mit teueren Aufbauten und kleineren Akkupacks für die täglichen Kurzstrecken ist der Aufpreis in Prozent deutlich geringer.

Klein-E-Lkw von Renault als Transporter, mit Koffer oder Pritsche haben 87 kWh (bei 200€/kWh 17.400 Euro) und eine Reichweite von ca.350 – 400 km.

Das größte Problem bei allen E-Fahrzeugen sind die hohen Ladepreise an den Ladestationen, hier müssten die Preise runter, damit es sich lohnt.

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