Elektromotoren gehen nicht kaputt – oder doch?

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min  —  0 Kommentare

„Der Elektromotor ist unkaputtbar“, heißt es oft – ein Trugschluss, wie Michael Dittmar aus Bochum seit Jahren beweist. Der Kfz-Meister ist seit über 40 Jahren in der Branche und repariert seit 2013 mit seiner freien Werkstatt erfolgreich Elektroautos. In einem Gespräch mit Elektroauto-News schildert er, warum gerade der Renault Zoe immer häufiger mit vermeintlichen Getriebeschäden bei ihm landet – und wie sich das Problem viel günstiger lösen lässt als vom Hersteller vorgesehen.

„Man hört beim Fahren ein Geräusch – klingt wie ein Getriebeschaden“, erklärt Dittmar. Doch statt das Getriebe zu wechseln, hat er mit seinem Team genauer hingehört. Die Ursache: defekte Lager im Elektromotor. „Renault sieht in seinem Ersatzteilkatalog nur den kompletten Motortausch vor – und der ist oft nicht lieferbar oder kostet mehrere Tausend Euro.“ Stattdessen setzt Dittmar auf Reparatur. „Wir haben den Motor zerlegt, einfache NTN-Lager identifiziert und ausgetauscht – das geht deutlich günstiger.“

Laut Dittmar sparen Kund:innen durch seine Lösung etwa 60 Prozent der Kosten im Vergleich zum Neuteil. „Unsere Reparatur lag bei unter 2000 Euro, während der Tauschmotor bei 4500 bis 5000 Euro lag.“ Dank Vorrat an Lagern kann die Reparatur ohne Lieferverzögerung erfolgen. Unterstützt wurde er dabei von NTN Europe, dem Lagerhersteller, der eigens ein Tutorial zur Reparatur erstellt hat. „Viele Werkstätten trauen sich nicht ran – wir wollten zeigen, dass es geht“, so NTN im gemeinsamen Video.

Die Vorgehensweise ist laut Dittmar auch nachhaltiger: „Nicht alles direkt wegwerfen – wir reparieren wirklich, nicht nur tauschen.“ Das sei echte Handwerkskunst und gelebte Nachhaltigkeit. Auch für andere Modelle wie den VW eGolf oder Smart – welcher sich den E-Motor mit dem Zoe teilt – hat Dittmar bereits Lösungen gefunden oder arbeitet daran. „Wir sind Pioniere, investieren viel Zeit – aber es lohnt sich. Der Kunde ist dankbar, und die Empfehlung kommt von selbst.“

Technisch betrachtet sind es häufig klassische Verschleißerscheinungen, die den Schaden verursachen. „Der Zoe-Motor funktioniert wie eine Bohrmaschine: Kohlen, Schleifring, Kupfer. Nach 140.000 oder 150.000 Kilometern hat man Abrieb im Motor – die Elektronik meldet dann Isolationsfehler“, beschreibt Dittmar. Dabei reiche oft schon eine Reinigung. „Wir erneuern die Kohlen, blasen den Motor aus – und schon läuft er wieder.“

Für Dittmar ist klar: Elektromobilität bietet freien Werkstätten enorme Chancen – wenn sie bereit sind, sich einzulassen. „Wir mussten auch erstmal rausfinden, wo wir die Lager herbekommen. Die waren anfangs sogar gesperrt, aber mittlerweile gibt es Teilenummern und sie sind frei verfügbar.“ Auch gegenüber den Herstellern hat Dittmar klare Worte: „Warum gibt es nicht zehn Jahre oder 500.000 Kilometer Garantie? Viele Hersteller glauben selbst nicht an ihr Produkt.“

Quelle: Michael Dittmar – LinkedIn / SNR Automotive Aftermarket – NTN Europe – Tausch der Elektromotorenlager am Renault ZOE / Direkter Austausch mit Michael Dittmar

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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